Bestien lauern vor Caracas

Die Hammer Film Productions haben neben ihren überaus erfolgreichen Remakes schwarzweißer Gruselklassiker aus den 1930er Jahren auch Furore gemacht mit Abenteuerfilmen, in denen sie Sex-Idole wie Raquel Welch („Eine Million Jahre vor unserer Zeit“) und Ursula Andress („She“) in den Hauptrollen besetzten. Als Gegenentwurf dazu boten sie alternden Hollywood-Schauspielerinnen wie Bette Davis („War es wirklich Mord?“, „Die Giftspritze“), Tallulah Bankhead („Das düstere Haus“) und Joan Fontaine („Der Teufel tanzt um Mitternacht“) noch einmal die Gelegenheit, im Horror-Genre letzte Akzente zu setzen. In diese Kategorie fällt auch Hildegard Knef, die 1968 nach dreijähriger Leinwand-Abstinenz mit „The Lost Continent“ ihr Comeback versuchte. Der reißerische deutsche Verleihtitel „Bestien lauern vor Caracas“ deutet allerdings schon an, dass sich die deutsche Filmdiva damit eher in trashige Gefilde bewegt hat. 

Inhalt: 

Kapitän Lansen (Eric Porter) ist gerade dabei, mit seinem Frachtschiff Corita einen westafrikanischen Hafen verlassen, als das Schiff von einem Zollboot zum Beidrehen aufgefordert wird. Lansen ignoriert zur Überraschung des Steuermanns und seines Ersten Offiziers Hemmings (Neil McCallum) die Aufforderung – aus gutem Grund, wie sich schnell herausstellt, denn Lansen hat verbotenerweise eine Ladung des feuchtigkeitsempfindlichen Sprengstoffs Phosphor B geladen. Es soll Lansens letzte Reise mit dem schrottreifen, nicht mehr versicherungsfähigen Schiff werden, bevor er sich am Zielhafen von Caracas zur Ruhe setzen will. 
Mit ihm an Bord befinden sich zudem Passagiere, die für ihre Fahrt mehr Geld bezahlt haben als für eine Reise in einem Luxus-Passagierschiff. So hat die Hamburgerin Eva Peters (Hildegard Knef) einen dicken Stapel an gestohlenen Wertpapieren bei sich, der Arzt Dr. Webster (Nigel Stock) flüchtet vor einem Prozess wegen illegaler Abtreibungen und hat seine rebellische Tochter Unity (Suzanna Leigh) dabei, die sich mit einem von Lansens Angestellten vergnügt und nur darauf wartet, dass sie auf das treuhandverwaltete Erbe ihrer Mutter Zugriff bekommt. Die Corita ist noch nicht lange unterwegs, da zieht ein Orkan auf, der die Besatzung unter Führung des Ersten Offiziers meutern lässt. Doch Lansen lässt die Passagiere entscheiden, ob sie mit der gefährlichen Fracht an Bord wieder zurück nach Afrika wollen. Das Votum fällt erwartungsgemäß einstimmig für eine Weiterreise aus, doch werden viele der Passagiere diese Entscheidung bald bitter bereuen. Als Lansen befiehlt, dass die lose Ankerkette gestrafft werden soll, reißt der Anker ein Leck in den Frachtraum, die Generatoren und Pumpen fallen aus, das Schiff droht zu sinken und die Phosphor-Ladung zu explodieren. Als sich die Besatzung mit einem Rettungsboot absetzen will, wird Dr. Webster von einem Hai getötet. Zwar gelingt der Corita die Weiterfahrt bis Caracas, doch lauern dort die nächsten Gefahren in Form von mörderischen Schlingpflanzen-artigen Kreaturen, die sich auch um die Schiffsschraube wickeln und auf diese Art einen ganzen Friedhof an gestrandeten, meist menschenleeren Schiffen hinterlassen haben. Auf einem der Schiffe hat sich allerdings eine Sekte niedergelassen, deren Anhänger Lansens Passagiere ebenfalls ans Leben wollen … 

Kritik: 

Nach „The Devil Rides Out“ hat Hammer mit „The Lost Continent“ einen weiteren Roman von Dennis Wheatley verfilmt, freilich mit einem ganz anderen Sujet. Bei der Betrachtung des schrottreifen Frachters und der kurzen Vorstellung der Passagiere, die allesamt irgendwie ein düsteres Geheimnis umgibt, fühlt sich der Zuschauer gleich an die Flut von Katastrophenfilmen wie „Airport“, „Flammendes Inferno“, „Erdbeben“ und „Die Höllenfahrt der Poseidon“ erinnert, die in den 1970er Jahren zu Kassenerfolgen avancierten. 
In der Hammer-Produktion wird natürlich weit weniger Aufwand betrieben, um das unvermeidliche Schreckensszenario zu illustrieren. Ein Blick auf die grell gelben Fässer mit dem Sprengstoff und auf die Mühen der Mechaniker im Maschinenraum, die Motoren am Laufen zu halten, muss da ebenso genügen wie die kurzen Abrisse der Schicksale der Passagiere auf dem Weg zu einem sorgenfreieren Leben. Der unspektakulär in Szene gesetzte Haiangriff ist nur ein lauer Vorgeschmack auf das Grauen, das die Corita-Mannschaft mit ihren Passagieren vor Caracas erlebt. 
Die urzeitlich wirkenden Schleim-Monster wurden durchaus unterhaltsam von Disneys Special-Effects-Experten Robert Mattey („Mary Poppins“, „Der weiße Hai“) kreiert, dazu gesellt sich wie in „The Devil Rides Out“ eine okkulte Sekte, die innerhalb einer schön gestalteten Kulisse im Innern einer Galeone ihr Unwesen treibt. So entstand ein recht kruder, aber durchaus unterhaltsamer Genre-Mix, in dem Hildegard Knef allerdings nicht die Wirkung entfalten konnte, die sie sich selbst erhofft haben dürfte. 

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