Der Dämon mit den blutigen Händen

Kaum hatte sich die britische Filmschmiede Hammer mit den farbigen Remakes klassischer Gruselstoffe wie „Dracula“, „Frankenstein“, „Die Mumie“ und „Der Wolfsmensch“ einen Namen gemacht, versuchten auch andere Produktionsfirmen auf den Erfolgszug aufzuspringen. So entstand bereits kurz nach Hammers „Frankensteins Fluch“ (1957) und „Dracula“ (1958) bei Eros Films im Verleih von Universal das Grusel-Drama „Der Dämon mit den blutigen Händen“ (1958) nach einem Drehbuch von Jimmy Sangster, der zuvor die Skripts zu Hammers „Dracula“- und „Frankenstein“-Adaptionen geschrieben hatte und zu einem der wichtigsten Autoren bei Hammer Films avancieren sollte. 

Inhalt: 

Transsylvanien im Jahr 1874: Als nachts ein mutmaßlicher Vampir beerdigt wird und dieser mit einem ins Herz gestoßenen Holzpflock endgültig zur ewigen Ruhe kommen soll, überfällt der verunstaltete Bucklige Carl (Victor Maddern) den Totengräber, stiehlt die Leiche und zwingt den bereits angetrunkenen Dorfarzt (Cameron Hall), seinen Herrn durch eine Operation wieder zum Leben zu erwecken, nachdem dieser zum Tode verurteilt worden war. Nach dem erfolgreichen Unternehmen entledigt sich Carl auch dieses Zeugen. Sechs Jahre später steht der junge Arzt Dr. John Pierre (Vincent Ball) in Carlsbad wegen unangemessener Versuche mit Blutübertragungen vor Gericht. Doch statt der erwarteten Entlastung durch seinen Schweizer Kollegen Dr. Meinster bekommt das Gericht von dem Arzt ein Schreiben vorgelegt, das Pierre zusätzlich belastet und ihm schließlich eine lebenslange Haftstrafe einbringt. Nachdem er sich in seiner Zelle von seiner Madeleine Duvall (Barbara Shelley) verabschiedet hat, wird er in ein Gefängnis für kriminelle Geisteskranke überführt, das in den zerklüfteten Bergklippen der Karpaten liegt. Aufs Töten abgerichtete Bluthunde sorgen dafür, dass jeder Fluchtversuch zwecklos erscheint. Doch Pierre kommt ohnehin eine Sonderbehandlung zuteil. Er wurde nämlich von dem Leiter der Anstalt, Dr. Callistratus (Donald Wolfit), angefordert, damit dieser ihm bei den medizinischen Experimenten mit den Gefangenen unterstützen kann. Ebenso wie Pierre forscht nämlich auch Callistratus auf dem Gebiet der Bluttransfusion. Wie Pierre bald erfahren soll, strebt sein Vorgesetzter nach ewigem Leben … 

Kritik:

Jimmy Sangster hatte neben seinen Drehbüchern zu Hammers „Dracula“ und den ersten beiden „Frankenstein“-Filmen auch so ungewöhnliche Geschichten wie zu „XX… unbekannt“, „Duell mit dem Tod“, „Der Schnorchel“ und „Die Teufelswolke von Monteville“ vorgelegt und immer wieder versucht, Themen jenseits des klassischen Gothic Horrors zu finden. Zwar ist der Plot von „Blood of the Vampire“ in Draculas Heimat Transsylvanien angesiedelt, doch spielt die eigentliche Vampir-Thematik nur im Vorspann eine Rolle und wiegt den Zuschauer zunächst in einer trügerischen Erwartungshaltung. Denn Draculas „Stellvertreter“ in diesem Film, Dr. Callistratus, sucht zwar auch nach dem Geheimnis des ewigen Lebens, doch saugt er dafür nicht wie ein Vampir selbst das Blut aus seinen Opfern. Stattdessen ist er ebenso wie sein Assistent wider Willen ein Wissenschaftler, der das benötigte Blut für seine Experimente mit der medizinischen Methode der Bluttransfusion gewinnt. Übernatürliche Elemente sind hier nicht zu finden. 
Dafür sorgen die blutrünstigen Hunde für den eigentlichen Horror, wenn sie flüchtende Gefangene zerfleischen. Sangster und Regisseur Henry Cass („Kampf über den Wolken“, „Die Nackte in des Satans Hand“) erzählen die Geschichte des verrückten Wissenschaftlers, der mit seinen Experimenten weit über das hinaus ging, was die von Aberglauben geprägte Bevölkerung Ende des 19. Jahrhunderts für akzeptabel erachten konnte. Mit dem bekannten Shakespeare-Interpreten Donald Wolfit hat der Film einen charismatischen und diabolischen Protagonisten, dem mit dem jungen und sympathischen Pierre ein Mediziner mit hehreren Zielen gegenübergestellt wird. Dazu gesellt sich mit dem Buckligen Carl eine weitere Figur des klassischen Horror-Kanons, „Der Glöckner von Notre Dame“ lässt grüßen. 
Die Atmosphäre in den düsteren Karpaten und in dem festungsartigen Gefängnis sorgt in der Dunkelheit, in der der Film meistens angesiedelt ist, zwar für wohlige Schaueratmosphäre, doch an das großartige Produktionsdesign der Hammer-Filme kommt „Der Dämon mit den blutigen Händen“ nicht heran. Am Ende verläuft der Plot doch zu vorhersehbar, um das Werk in den Kanon großartiger Genre-Produktionen aufnehmen zu können, doch die gut aufgelegten Darsteller machen die Schwächen der Geschichte und der Inszenierung zu großen Teilen wieder wett.  

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