Das schwarze Museum

Bevor es den ehemaligen Produzenten von American International Pictures (AIP), Herman Cohen, nach England zog, hatte er für AIP so erfolgreiche Horrorstreifen für Jugendliche wie „I Was a Teenage Werewolf“ (1957), „Blood of Dracula“ (1957) und „I Was a Teenage Frankenstein“ (1958) auf den Weg gebracht und damit genau die genau die Ängste seiner Zielgruppe thematisiert. Mit „Das schwarze Museum“ (1959) produzierte er zusammen mit seinem Co-Autoren Aben Kandel und Regisseur Arthur Crabtree eine packende Variation der Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. 

Inhalt: 

Der Mord an einer jungen Frau lässt nicht nur Scotland Yard verzweifeln, sondern ruft einmal mehr den auf Mord spezialisierten Autoren und Schriftsteller Edmond Bancroft (Michael Gough) auf den Plan. Superintendent Graham (Geoffrey Keen) lässt den selbstgefälligen wie unerwünschten Gast nur ungern einen Blick auf die Mordwaffe werfen, ein Fernglas, aus dessen Gläsern Stahldornen geschnellt sind, die sich in die Augen des Opfers gebohrt haben. Es wird seinen Platz im ominösen „schwarzen Museum“ einnehmen, in dem Scotland Yard – für die Öffentlichkeit nicht zugänglich – die interessantesten Mordinstrumente und Marginalia der Kriminalgeschichte aufbewahrt. 
Während Bancroft den Polizeikommissar darauf hinweist, dass der Mörder der bislang drei jungen Frauen Zugang zum Museum haben und aus den Reihen der Polizei stammen könnte, wirft Graham dem gehbehinderten Mann vor, mit seinen Artikeln und Büchern die Sensationsgier der Menschen anzustacheln und Panik zu verbreiten. Allerdings leidet auch Bancroft unter den Verbrechen. Sein behandelnder Arzt Dr. Ballan (Gerald Andersen) sorgt sich um den erhöhten Puls und Blutdruck seines Patienten nach jedem Mord und bekommt zunehmend den Eindruck, dass der Mann in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen werden müsse. 
Während die Polizei keine Spur von dem Mörder hat, schaut sich Bancroft im Antiquariat der älteren Aggie (Beatrice Varley) nach neuen Waffen um, die er für sein eigenes schwarzes Museum anschafft. Zusammen mit seinem jungen Assistenten Rick (Graham Curnow) hat er allerdings mehr als nur ein Sammelsurium von Waffen und Folterinstrumenten zusammengetragen, sondern ein durchaus lebendiges Museum. Als Rick verbotenerweise seine Freundin Angela (Shirley Anne Field) mit ins Museum nimmt, sieht Bancroft sein Werk in Gefahr und entschließt sich zu drastischen Maßnahmen … 

Kritik: 

„Das schwarze Museum“ war Ende der 1950er Jahre der erste von drei von Anglo-Amalgamated produzierten Filmen, die als „Sadian Trilogy“ bezeichnet wurden und zu denen noch der damals fürchterlich gefloppte, heute zum Klassiker erklärte „Augen der Angst“ und „Der rote Schatten“ (beide 1960) zählen. Im Mittelpunkt aller drei Filme stehen psychisch schwer gestörte, oft traumatisierte Männer, die entweder ihr Kindheitstrauma (wie in „Peeping Tom“) oder die Verletzung ihres übersteigerten Egos mit einfallsreichen Morden sühnen. 
„Das schwarze Museum“ offenbart schnell, wer hinter den Morden an den jungen, ungebundenen Frauen steht, und bemüht sich nicht – wie in „Augen der Angst“ – um eine einleuchtende Erklärung für Bancrofts Taten. Aber die durch seine Gehbehinderung angedeutete Impotenz reicht hier aus, um seinen Hass auf junge Frauen zu befeuern, die ihn regelmäßig abblitzen lassen – wie die wasserstoffblonde Joan (June Cunningham), die die Verbindung zu Bancroft sofort abbricht, als er sich nicht mehr bereiterklärt, ihr noch mehr Geld zur Verfügung zu stellen. 
Weniger überzeugend ist die Abhängigkeit zwischen Rick und seinem väterlichen Mentor Bancroft ausgestaltet, zumal Graham Curnow in der Rolle des Assistenten sehr blass bleibt. Dagegen ist es eine Freude, Michael Gough („Batman“, „Sleepy Hollow“) als aufgeblasenen Schriftsteller zu erleben, ebenso wie den langjährigen „M“-Darsteller bei James Bond, Geoffrey Keen, als leitender Inspector bei Scotland Yard. 
Die Morde werden wie bei „Augen der Angst“ meist nur angedeutet, dafür rücken die Mordmethoden in den Vordergrund. Das Finale wirkt leider wenig überzeugend, aber das Thema der durch die Berichterstattung angefeuerten Sensationsgier der Bevölkerung ist bis heute unterhaltsam umgesetzt. 

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