Brutale Stadt
Der römische Filmemacher Sergio Sollima (1921-2015) begann seine Karriere Mitte der 1960er Jahre mit einer Reihe von Agenten-Filmen, ehe er dem Italo-Western-Genre die drei Highlights „Der Gehetzte der Sierra Madre“, „Von Angesicht zu Angesicht“ und „Lauf um dein Leben“ bescherte. 1970 inszenierte er mit „Brutale Stadt“ seinen ersten Action-Thriller, in dem der zu jener Zeit vielbeschäftigte Charles Bronson einen Auftragskiller auf einer sehr persönlichen Mission verkörpert.
Inhalt:
Um sein glückliches Leben mit seiner wunderschönen Freundin Vanessa Shelton (Jill Ireland) vollauf zu genießen, will Jeff Huston (Charles Bronson) seinen hochdotierten Job als Auftragskiller an den Nagel hängen, doch während eines gemeinsamen Urlaubs auf den Jungferninseln gerät Jeff ausgerechnet in einen Hinterhalt seines Auftraggebers Jerry Coogan.
Während er selbst während der Schießerei schwer verletzt wird und für zwei Jahre ins Gefängnis muss, ist Vanessa mit Coogan über alle Berge verschwunden. Bereits im Gefängnis schmiedet Jeff einen Plan, wie er es Coogan und der mit ihm liierten Vanessa heimzahlen kann, und engagiert mit Killain (Michel Constantin) einen Privatdetektiv, der die beiden Gesuchten für ihn ausfindig machen soll. Da Coogan gern Autorennen fährt, gelingt es Jeff, den Verräter während eines Rennens auszuschalten, doch die Suche nach Vanessa gestaltet sich schwieriger. Als er erfährt, dass Vanessa mittlerweile New Orleaner Gangsterboss Al Weber (Telly Savalas) verheiratet ist, gestaltet sich die Rache-Mission allerdings als problematisch, denn Weber besitzt Aufnahmen, die Jeff als Mörder von Coogans Onkel identifizieren.
Doch nicht nur Weber zwingt Jeff, für ihn zu arbeiten, auch der zwielichtige Anwalt Steve (Umberto Orsini) bietet ihm einen hochdotierten Job im Ausland an, der ihn aus der Schusslinie befördern würde. Am meisten interessiert Jeff jedoch, welche Rolle Vanessa bei all dem spielt und ob ihre Beziehung noch eine Chance hat…
Kritik:
Charles Bronson (1921-2003) war seit Anfang der 1950er Jahre vor allem in unzähligen Fernsehproduktionen und -serien zu sehen, ehe seine Karriere durch Western wie „Massai – Der große Apache“, „Der einsame Adler“, „Vera Cruz“ und „Die glorreichen Sieben“ in Gang kam. Legendär ist sein Auftritt in Sergio Leones Klassiker „Spiel mir das Lied vom Tod“ (1968), worauf Bronson 1970 in gleich fünf Produktionen wie „Der aus dem Regen kam“, „Kalter Schweiß“ und eben „Brutale Stadt“ als kompromisslos agierende Action-Held eingesetzt wurde.
Charles Bronson ist hier in der Paraderolle des in die Enge getriebenen Auftragskillers zu sehen, der nicht nur einige Rechnungen zu begleichen hat, sondern vor allem seine Beziehung zu seiner schönen Geliebten auf den Prüfstand sieht. In dieser französisch-italienischen Co-Produktion versprühen Bronson und Telly „Kojak“ Savalas etwas Hollywood-Flair, doch in der Inszenierung bleibt Sollima der harten Gangart seiner Italo-Western treu, was die FSK-18-Einstufung erklärt.
Mit spektakulären Verfolgungsjagden, blutigen Schießereien und einer gehörigen Portion Erotik bietet „Città violenta“ alles, was das Herz des Action-Liebhabers höher schlagen lässt.
Bronsons Ehefrau Jill Ireland, die seit „Der aus dem Regen kam“ fast ausschließlich an der Seite ihres Mannes zu sehen war, ist hier in ihrer wahrscheinlich besten Darstellung zu sehen, wobei sie nicht nur ihre körperlichen Vorzüge ins rechte Licht zu setzen vermag, sondern auch ihre undurchsichtige Rolle als gleich von mehreren Männern begehrte Schönheit mit einer geheimnisvollen Aura umgibt.
Auch wenn die Inszenierung den klassischen Revenge-Thriller-Konventionen folgt, bietet „Brutale Stadt“ letztlich eine kurzweilige Mischung aus Action, Romanze und Abenteuer mit wundervollen Kulissen und guten Darstellern. Der Einsatz der Rückblenden ist dagegen nicht durchweg gelungen und hemmt immer mal wieder den Handlungsfluss. Die vorzügliche Kameraarbeit von Aldo Tonti („Die Nächte der Cabiria“, „Unser Mann in Rio“) und der teils melodische, teils dissonante Score von Ennio Morricone machen „Brutale Stadt“ zu einem sehenswerten Beitrag des 1970er Action-Kinos.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen