Volver - Zurückkehren

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sich Pedro Almodóvar nach gleich zwei Filmen, in denen Männerfiguren dominierten – „Sprich mit ihr“ und „La Mala Educación – Schlechte Erziehung“ – wieder zu den Frauenschicksalen zurückkehren würde, die seit Anfang der 1980er Jahre sein Oeuvre geprägt haben. Mit „Volver – Zurückkehren“ (2006) stellt der spanische Autorenfilme aber nicht nur wieder die Frauen in den Mittelpunkt seiner Geschichte, sondern präsentiert hier nach 18 Jahren ein Comeback von Carmen Maura und kehrt nach La Mancha an den Ort seiner Kindheit zurück. 

Inhalt: 

Raimunda (Penélope Cruz) hat alle Hände voll zu tun, sich um den Haushalt und mit mehreren Nebenjobs zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Dass ihr Mann Paco (Antonio de la Torre) gerade seinen Job verloren hat und auf dem Sofa etliche Dosen Bier in sich hineinschüttet, trägt nicht gerade zur Entspannung am Ende eines stressigen Tages bei. Als sie nach ihrem Job als Putzfrau auf dem Madrider Flughafen nach Hause kommt, steht ihre pubertierende Tochter Paula (Yohana Cobo) völlig durchnässt im Regen an der Bushaltestelle und berichtet davon, wie sich Paco ihr unsittlich genähert und dabei erklärt habe, dass er ja nicht ihr Vater sei. Paula hat ihren Peiniger schließlich in Notwehr erstochen. Raimunda entschließt sich dazu, Pacos Tod zu vertuschen. Sie wischt das Blut in der Küche auf, lässt die Leiche in der Gefriertruhe des Restaurants verschwinden, das ihr Nachbar Emilio (Carlos Blanco) aufgegeben hat und verkaufen will, und erzählt jedem, der sich nach Paco erkundigt, dass er Raimunda nach einem heftigen Streit verlassen habe. Zu allem Überfluss informiert ihre Schwester Sole (Lola Dueñas) sie darüber, dass ihre geliebte Tante Paula (Chus Lampreave), nach der Raimunda ihre eigene Tochter benannt hat, gestorben ist. 
Da sich Raimunda aber noch um die Entsorgung von Pacos Leiche kümmern muss, fährt Sole allein zur Beerdigung nach La Mancha. Das Heimatdorf der beiden Schwestern in Zentral-Spanien wird von einem tückischen Ostwind heimgesucht, der nicht nur für die hohe Anzahl an Geisteskranken in der Gegend verantwortlich sein soll, sondern auch für die Flächenbrände im Sommer, bei denen Raimundas und Soles Eltern wenige Jahre zuvor den Tod fanden. Merkwürdigerweise ist an jenem Tag auch die Mutter von Agustina (Blanca Portillo) verschwunden. Als Agustina eine tödliche Krebserkrankung diagnostiziert wird, bittet sie Raimunda darum, ihre verstorbene Mutter Irene (Carmen Maura) nach ihrem Verbleib zu fragen, denn Gerüchte besagen, dass Irene von den Toten auferstanden sei und die kranke und verwirrte Tante Paula die letzten Jahre über gepflegt habe… 

Kritik: 

Nachdem Pedro Almodóvar mit „La Mala Educación – Schlechte Erziehung“ (2004) an die Klosterschule seiner Kindheit und in die Jahre 1964, 1977 und 1980 seines Lebens zurückgekehrt war, ist es nun der vielfältige Totenkult in der Region La Mancha, der den Boden für die Geschichte von „Volver“ bereitet. Den Totenkult bringt Almodóvar bereits in der ersten Szene wunderbar zum Ausdruck, wenn Frauen jeden Alters trotz des stürmischen Windes pflichtbewusst die Grabstätten ihrer Männer putzen. Auch das gehört zu den Gesetzmäßigkeiten in La Mancha: die Männer beißen jeweils vor den Frauen ins Gras, wenn auch nicht zwingend so gewaltsam wie Paco in Madrid. Die Frauen haben jedenfalls das Heft fest in der Hand. Sie jonglieren zwischen verschiedenen schlecht bezahlten Jobs herum. Sole unterhält einen illegalen Friseursalon in ihrer Wohnung, eine von Raimundas Freundinnen verdient sich als Gelegenheits-Prostituierte etwas dazu. 
Das Leben hat Raimunda gelehrt, pragmatisch zu sein. Als ein Filmteam mit 30 Leuten nach einer Gelegenheit zum Essen sucht, übernimmt sie kurzerhand das Restaurant und bekocht die Crew bis zum Ende der Dreharbeiten. Und als es Zeit wird, Pacos Leiche endgültig verschwinden zu lassen, heuert sie ein paar Freundinnen an, um mit einem gemieteten Lieferwagen die zuvor sorgsam verschlossene Gefriertruhe an Pacos Lieblingsplatz zu verbuddeln. 
Almodóvar erzählt die linear erzählte Geschichte mit wunderbarer Leichtigkeit, wobei die Schauspielerinnen einen großen Anteil haben. Penélope Cruz, die zuvor in Almodóvars „Live Flesh“ und „Alles über meine Mutter“ nur in Nebenrollen zu sehen war, trägt „Volver“ nahezu allein auf ihren Schultern und wurde zurecht mit einer Oscar-Nominierung als beste Schauspielerin bedacht. Aber auch ihre Mitstreiterinnen spielen in diesem wunderbar leichten, humorvollen Drama über das Leben und den Tod und die Welt dazwischen großartig auf.  

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