Collateral

Michael Mann hat seit „Manhunter – Roter Dracher“, der etwas unterschätzten Erstverfilmung des Bestsellers von Thomas Harris, einen richtig guten Lauf, der über die Neuverfilmung von J.F. Coopers Abenteuer-Klassiker „Der letzte Mohikaner“ (1992) und das Meisterwerk „Heat“ (1995) über das auf wahren Begebenheiten beruhende Medien-Drama „Insider“ (1999) bis zum Muhammed-Ali-Biopic „Ali“ (2001) führte. Mit Ali-Darsteller Jamie Foxx und Superstar Tom Cruise realisierte Mann 2004 den stylishen Thriller „Collateral“

Inhalt: 

Max (Jamie Foxx) schlägt sich seit zwölf Jahren als Taxifahrer durch, träumt jedoch davon, seinen eigenen Limousinenservice zu eröffnen. Ihm gefällt die Nachtschicht, weil es mehr Trinkgeld gibt und weniger Verkehr. Als er die attraktive Staatsanwältin Annie (Jada Pinkett Smith) durch Los Angeles kutschiert, fühlt sich die Frau durch ihre Unterhaltung mit Max so gut unterhalten, dass sie ihm zum Abschied sogar ihre Visitenkarte in die Hand drückt. Kaum hat sie das Taxi verlassen, steigt auch schon der vermeintliche Geschäftsmann Vincent (Tom Cruise) ein. 
Ebenso wie Annie ist auch Vincent von Max‘ sympathischer Art angetan und will den Taxifahrer für die ganze Nacht mieten. 600 Dollar plus einen in Aussicht gestellten Bonus lassen Max nicht allzu lange überlegen. Schließlich soll er seinen Kunden nur kurz zu fünf verschiedenen Geschäftsterminen fahren und am frühen Morgen wieder zum Flughafen bringen. Doch als Vincent zu seinem ersten Termin geht und Max mit seinem Taxi um die Ecke wartet, stürzt ein Mann aus dem vierten Stockwerk eines Wohnhauses auf das Dach von Max‘ Taxi. Vincent zwingt Max, mit ihm den Toten in den Kofferraum des Wagens zu hieven. Wie sich herausstellt, ist Vincent ein Auftragskiller, der Zeugen eines Gerichtsprozesses ausschalten soll. Als die beiden Cops Fanning (Mark Ruffalo) und Weidner (Peter Berg) zum ersten Tatort gerufen werden, wundern sie sich zunächst über die fehlende Leiche, doch bald wird ihnen klar, wie die weiteren Verbrechen ein Muster bilden… 

Kritik: 

Nach der Biografie über die Boxer-Legende Muhammed Ali hatte Michael Mann keine Lust, seine Vorstellungskraft durch wirkliche Personen und Ereignisse einschränken zu lassen, und stattdessen einen Film bei Nacht in L.A. spielen lassen, weshalb ihm das Buch „The Last Domino“ von Stuart Beattie gerade recht kam. Der Film wurde in „Collateral“ umbenannt und die Handlung von New York nach Los Angeles verlegt, aber die Struktur der Geschichte aufrechterhalten. 
Die Story lebt von der außergewöhnlichen Chemie zweier ganz unterschiedlicher Menschen. Während Max seit Jahren schon davon träumt, einen Luxus-Limousinen-Service zu gründen und sich während der Arbeit seine Auszeiten nimmt, indem er auf eine Postkarte mit der Luftaufnahme einer karibischen Insel starrt, aber kein Risiko aufzunehmen bereit ist, wirkt Vincent wie ein erfolgreicher Geschäftsmann, der mit seinem schicken Outfit gut zu kaschieren versteht, dass er ein eiskalter Killer ist. Nach dem freundlichen Geplänkel, das Max sowohl mit der sympathischen Staatsanwältin als auch Vincent gehalten hat, ändern sich der Ton und die Dynamik des Films drastisch, denn sobald Max mit dem ersten Opfer von Vincent konfrontiert wird, hat sich auch die Beziehung der beiden Protagonisten zueinander geändert. Max muss nicht nur über sich hinauswachsen, sondern auch cool bleiben, um zu überleben.
Schließlich muss er Max für Vincent auch die Verhandlung mit seinem Auftraggeber Felix (Javier Bardem) führen. Vincent sorgt auch dafür, dass Max nicht mehr vor seinem Chef zu Kreuze kriecht, zeigt aber auch menschliche Gefühle, indem er dafür sorgt, dass Max seiner Mutter im Krankenhaus Blumen besorgt – auch wenn sie diese Ausgabe für eine Verschwendung hält, wie Max schon vorher wusste. Mann entwickelt in „Collateral“ aber nicht nur ein Psycho-Duell zwischen einem menschenfreundlichen Taxi-Fahrer und einem psychopathischen Auftragskiller, der ohne Eltern aufgewachsen ist und schon in der Armee Probleme mit dem Prinzip von Befehl und Gehorsam hatte. Der versierte Filmemacher nutzt den auf wenige Stunden in der Nacht komprimierten Plot auch dazu, die Hoffnungen und Träume ganz gewöhnlicher Menschen in einer Großstadt wie L.A. zu thematisieren. Das kommt vor allem in der Unterhaltung zwischen Annie und Max, aber auch bei dem Besuch in einem Jazz-Club zur Geltung, wo Vincent Max davon vorschwärmt, wie großartig Jazz sei, bevor er den Trompeter Daniel (Barry Shabaka Henley) nach seinem Auftritt zu sich an den Tisch bittet. Die Szene endet ebenso überraschend, wie Mann im Finale das Thriller-Drama in einen Action-Film münden lässt. 
Auch wenn „Collateral“ hier etwas an Wirkkraft verliert, überzeugt der Film mit einem stark aufspielenden Cast, grandiosen Bildern und einem starken Soundtrack.  

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