Mondsüchtig

Der vielseitige Regiemeister Norman Jewison hat seine Filmkarriere in den 1960er Jahren mit Komödien wie „Ein Rucksack voller Ärger“, „Was diese Frau so alles treibt“, „Schick mir keine Blumen“ und „Bei Madame Coco“ begonnen, ehe er sich ernsteren Stoffen („Cincinnati Kid“, „In der Hitze der Nacht“, „F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg“) zuwandte. 1987 kehrte er mit „Mondsüchtig“ allerdings erfolgreich ins Komödienfach zurück. In der dreifach Oscar-prämierten romantische Komödie brilliert vor allem das Ensemble um Cher, Nicolas Cage und Olympia Dukakis

Inhalt: 

Die 37-jährige Witwe Loretta Castorini (Cher) arbeitet als Buchhalterin für verschiedene Familienunternehmen in Brooklyn und hadert noch immer mit ihrem Schicksal. Ihr erster Mann kam bei einem Busunglück ums Leben, so dass sein Kinderwunsch nicht erfüllt werden konnte. Nun läuft ihr allerdings die Zeit davon, wenn sie noch Kinder bekommen möchte. Als ihr Johnny Cammareri (Danny Aiello) in einem italienischen Restaurant einen Heiratsantrag macht, nimmt sie ihn an, obwohl sie ihn nicht liebt. Während Loretta allerdings auf einen Hochzeitstermin drängt, will Johnny erst das Ableben seiner Mutter abwarten, die er in Palermo besucht. In der Zwischenzeit soll seine Verlobte seinen Bruder Ronny anrufen, mit dem er sich vor fünf Jahren zerstritten hatte, mit dem er sich aber zu seiner Hochzeit wieder versöhnen will. 
Nachdem Ronny sie aber während des Telefonats harsch abgewürgt hat, sucht sie ihn in der Bäckerei auf, wo er am Ofen arbeitet, und verabredet sich mit ihm zu einem persönlichen Gespräch. Wenig später landen sie in Ronnys Bett. Sie gibt dieser Affäre keine Zukunft, geht aber auf Ronnys Wunsch ein, ihn in die Oper zu begleiten. Dort trifft sie überraschenderweise ihren Vater Cosmo (Vincent Gardenia) in Begleitung einer jüngeren Frau, während sich Cosmos Mutter Rose (Olympia Dukakis) allein ins Restaurant begibt, wo sie den Dozenten Perry (John Mahoney) zu sich an den Tisch bittet, nachdem seine viel jüngere Geliebte ihm vor aller Augen eine Szene gemacht hatte. Als Perry Rose nach Hause begleitet, treffen sie ausgerechnet auf Roses Schwiegervater (Feodor Chaliapin Jr.), dessen Hunde gerade erst den Vollmond angeheult haben… 

Kritik: 

Nach dem Drehbuch von John Patrick Shanley („Pinguine in der Bronx“, „Glaubensfrage“) hat Norman Jewison mit „Mondsüchtig“ eine herrlich vergnügliche Komödie über Liebe und Familie vor dem Hintergrund der italienischen Kultur in New York, wobei der titelgebende Mond nicht nur im Eröffnungssong „That’s Amore“ von Dean Martin eine Rolle spielt („...when the moon hits your eye like a big pizza pie – that's amore...“), sondern auch in der Aufführung von Puccinis Oper „La Bohème“ und verschiedenen Szenen, in denen die Figuren (und Hunde) vom leuchtenden Vollmond über New York fasziniert sind. 
Der Mond und der Glaube an das Schicksal gehen hier Hand in Hand, wenn Loretta glaubt, dass ihre erste Ehe unter keinem guten Stern stand. Statt Blitzhochzeit in der City Hall will sie es diesmal richtig machen, mit Kniefall und Ring beim Antrag und Hochzeit in der Kirche mit Empfang und Feier. 
Cher („Silkwood“, „Die Maske“), die für ihre Rolle zurecht mit einem Oscar ausgezeichnet wurde (ebenso wie Olympia Dukakis und der Drehbuchautor), beweist hier, dass sie nicht nur singen, sondern auch großartig schauspielern kann. Hin- und hergerissen zwischen Moral, Verstand und Gefühl lässt sie sich auf eine leidenschaftliche Beziehung mit dem jüngeren Bruder ihres Verlobten ein und steht mit dem Ringen um ihr Glück doch nicht alleine da. 
Shanley und Jewison verstehen es meisterhaft, die typisch italienische Lebensart mit dem unerschütterlichen Glauben an die Familie auf ebenso amüsante wie nachdenkliche, aber immer irgendwie bezaubernde Weise in den Vordergrund zu stellen. Der 18 Jahre jüngere Nicolas Cage („Leaving Las Vegas“, „Arizona Junior“) spielt Chers Lover mit glaubwürdiger Hingabe und erfrischendem Temperament, aber auch die übrigen Darsteller fügen sich wunderbar in den Liebes- und Familienreigen ein, der von Dick Hymans Musikarrangements wunderbar abgerundet wird. 

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