Der letzte Mohikaner

Nach seinen ersten beiden teilweise gemischt aufgenommenen Kinowerken „Thief - Der Einzelgänger“ (1981) und „The Keep – Die unheimliche Macht“ (1983) hatte Michael Mann mit der Adaption von Thomas Harris‘ „Roter Drache“ (1986) endgültig seine eigene Handschrift gefunden, die nicht zuletzt durch die kongeniale Kameraarbeit von Dante Spinotti und dem außergewöhnlichen Soundtrack mit Songs von Shriekback, Klaus Schulze und Kitaro veredelt wurde. Noch eine Spur perfekter präsentierte sich Mann mit der Verfilmung des Abenteuer-Klassikers „Der letzte Mohikaner“ von James Fenimore Cooper

Inhalt: 

Im Jahr 1757 befinden sich im Grenzland westlich des Hudsons die Briten und die Franzosen im Krieg. Der ehrgeizige Major Heyward (Steven Waddington) soll die beiden Offizierstöchter Cora (Madeleine Stowe) und Alice (Jodhi May) zu ihrem Vater Colonel Munro (Maurice Roëves) nach Fort William Henry bringen. Seinen Heiratsantrag hat Cora zuvor abgelehnt, da sie nicht mehr als freundschaftliche Gefühle für den Offizier hege. Unterwegs werden die von einigen britischen Soldaten und dem vermeintlichen Mohawk-Scout Magua (Wes Studi) begleiteten Schwestern allerdings von Huronen angegriffen, dessen Anführer Magua ist, doch kommen der Mohikaner Chingachgook (Russell Means), sein Sohn Uncas (Eric Schweig) und der bei den Indianern aufgewachsene Weiße Falkenauge (Daniel Day-Lewis) rechtzeitig, um die beiden Frauen und Heyward zu retten und sicher ins von Franzosen belagerte Fort zu bringen. Dort sind Munros Soldaten auf sich allein gestellt, da Magua zuvor die Kuriere mit Bitten um Verstärkung abgefangen hatte. 
Auf dem Weg zum Fort kamen sie an einer zerstörten Farm vorbei, die einer Siedlerfamilie gehörte, welche mit den drei Mohikanern befreundet gewesen war. Doch Munro wischt die Übereinkunft beiseite, nach den denen die Siedler auf ihre Farmen zurückkehren dürfen, wenn diese angegriffen werden. Die Siedler sollen die Briten im Kampf gegen die Franzosen unterstützen. Falkenauge sieht sich jedoch nicht als Untertan der britischen Krone und soll wegen Hochverrats gehängt werden. Als Cora, die sich mittlerweile in Falkenauge verliebt hat, Zeugin wird, wie sich Heyward, dem Falkenauge zuvor das Leben gerettet hatte, nicht für ihn einsetzt, will sie nichts mehr mit ihm zu tun haben. Da die militärische Lage für die Briten aussichtslos ist, willigt Munro in die Kapitulationsbedingungen ein, doch kaum hat die britische Kolonne das Fort verlassen, wird sie unter der Führung des Huronen-Unterhäuptlings Magua angegriffen, der ganz von dem Hass gegen Munro und seine Töchter erfüllt ist, da er durch ihn indirekt seine gesamte Familie verloren hat. Magua gelingt es, Munro zu töten, doch Falkenauge kann die beiden Töchter des Colonels zunächst aus der Hitze des Gefechts befreien, bevor sie kurz darauf von den Huronen gefangen genommen werden. Nun läuft alles auf eine letzte Auseinandersetzung zwischen Magua und den letzten Mohikanern hinaus… 

Kritik: 

Der 1826 veröffentlichte Historienroman „Der letzte Mohikaner“ ist nicht nur Coopers bekannteste Werk aus seinem Lederstrumpfzyklus, sondern wurde seit 1920 immer wieder verfilmt, wobei sich Michael Mann sogar eher an der Verfilmung durch George B. Seitz aus dem Jahr 1936 als an der literarischen Vorlage orientierte. Vor dem realen Hintergrund des französischen Angriffs auf das britische Fort William Henry im Jahre 1757 während des Siebenjährigen Krieges in Nordamerika, der von großer Bedeutung für die Entstehung der USA war, inszenierte Michael Mann einen vielschichtigen Abenteuerfilm, der sich zwar einige künstlerische Freiheiten herausnimmt, dafür aber in nicht mal zwei Stunden atemlose Spannung und eine hinreißende Liebesgeschichte präsentiert. 
Schon mit der Eröffnungssequenz ist Mann ein großer Wurf gelungen, wenn der wieder einmal großartig spielende Daniel Day-Lewis („There Will Be Blood“, „Mein linker Fuß“) mit seiner Flinte zusammen mit den beiden Mohikanern durch den Wald hetzt, um einen Hirsch zu erlegen, dessen Opfer angemessen von den Jägern gewürdigt wird. 
Während die Indianer also nur das Land und das beanspruchen, was sie zum Leben brauchen, geht es den weißen Kolonialmächten vor allem um Macht und Reichtum. Dass sich in dieser Atmosphäre die bereits recht emanzipiert auftretende Cora nicht mit dem opportunistischen Major einlassen will, sondern eher für die aufrechte Leidenschaft ihres Retters Falkenauge zu haben ist, fügt der Geschichte eine interessante Note hinzu. 
Überhaupt bemüht sich Mann um eine recht differenzierte Darstellung der Weißen und Indianer. Selbst der verhärmte Magua wird als tragische Figur dargestellt, der nur die Auslöschung seiner Familie rächen will. Während die Liebesgeschichte zwischen Falkenauge und Cora in den Vordergrund rückt, bleibt die zweite Romanze zwischen Uncas und Alice nur angedeutet, was der Dramaturgie allerdings keinen Abbruch tut. 
Mann und Spinotti präsentieren eine gelungene Mischung aus atemberaubenden Landschaftsaufnahmen, kraftvollen Feuergefechten, Kampfszenen und Duellen sowie sehr einfühlsamen, nachdenklichen Szenen, für die vor allem Cora und ihr Liebhaber verantwortlich sind, wenn sie ihre anfänglichen Auffassungen über einander zu revidieren lernen. 
Die hervorragenden Darsteller, die stimmungsvollen Bilder und der grandiose Score von Trevor Jones und Randy Edelman machen „Der letzte Mohikaner“ zu einem echten Meisterwerk, dem Michael Mann mit „Heat“, „Ali“, „Insider“ und „Collateral“ noch viele weitere folgen ließ.  

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