Angel Heart

Mickey Rourke stieg in den 1980er Jahren mit nur wenigen Filmen – „Heißblütig – Kaltblütig“, „Diner“, „Rumble Fish“, „Der Pate von Greenwich Village“, „Im Jahr des Drachen“ und „9 ½ Wochen“ – zu einem der interessantesten Hollywood-Darsteller seiner Generation auf. Eine absolut mitreißende Glanzleistung lieferte er – begleitet von ebenfalls sehenswerten Nebendarstellern wie Robert De Niro, Charlotte Rampling und Lisa Bonet - in Alan Parkers Okkult-Thriller „Angel Heart“ (1987) ab. 

Inhalt: 

Der New Yorker Privatdetektiv Harry Angel (Mickey Rourke) hält sich mit möglichst einfachen, schnell erledigten Fällen so einigermaßen über Wasser. Im Jahr 1955 wird er über den Anwalt Herman Winesap (Dann Florek) mit dessen Mandanten Louis Cypher (Robert de Niro) bekannt gemacht, der Angel 5000 Dollar dafür zahlt, einen Musiker namens Johnny Favorite aufzuspüren, der nach seinem Einsatz im Zweiten Weltkrieg offenbar verschwunden ist, ohne seinen Vertrag mit Cypher erfüllt zu haben. Angels Ermittlungen führen zunächst zu einem privaten Sanatorium, in dem sich Favorite nach einer Gesichtsoperation und einem Gehirnschaden wegen einer daraus resultierenden Amnesie behandeln ließ. Allerdings wurde Favorite bereits 1943 entlassen. 
Bei dem Besuch des behandelnden Arztes Dr. Fowler (Michael Higgins) entdeckt Angel nicht nur einen nennenswerten Vorrat an Morphin im Kühlschrank, sondern erfährt von dem offensichtlich drogensüchtigen Mediziner auch, dass er 25.000 Dollar von einem ihm unbekannten Mann dafür erhalten habe, Favorite weiter als Patient in der Einrichtung zu führen, nachdem der Mann und eine Frau den Patienten mitgenommen hätten. Angel bringt den derangierten Mann erst einmal ins Bett, um ihm später weitere Informationen zu entlocken, doch nach seiner Rückkehr findet er Fowler tot in seinem Bett vor, den Revolver, mit dem er sich offenbar selbst ins Auge geschossen hat, noch in der Hand. Der Detektiv verwischt vorsichtshalber alle seine Spuren und bittet eine befreundete Journalistin, ihm weitere Informationen zu dem Sänger zu beschaffen. Demnach leben noch zwei Musiker seiner alten Band im Süden. 
Angel setzt sich in einen Zug nach New Orleans, wo er zunächst dem Musiker Toots Sweet (Brownie McGhee) und dann auf Coney Island der Wahrsagerin Madame Zora einen Besuch abstattet, hinter der sich Favorites ehemalige Verlobte Margaret Krusemark (Charlotte Rampling) verbirgt. Am Grab von Evangeline Proudfoot, der ehemaligen Geliebten von Johnny Favorite, lernt er Evangelines Tochter Epiphany (Lisa Bonet) kennen, mit der sich Angel auf eine Affäre einlässt. Doch nachdem alle Personen, die Angel im Rahmen seiner Ermittlungen aufgesucht hat, auf bestialische Weise getötet worden sind, schwebt nun auch Epiphany in tödlicher Gefahr… 

Kritik: 

Nachdem der ehemalige britische Werbefilmer Alan Parker mit Filmen wie „12 Uhr nachts – Midnight Express“, „Birdy“ und den Musikfilmen „Fame – Der Weg zum Ruhm“ und „Pink Floyd – The Wall“ auf sich aufmerksam gemacht hatte, legte er mit der Verfilmung von William Hjortsbergs Roman „Falling Angel“ sein nächstes Meisterwerk vor. 
Bereits mit den ersten Szenen beschwören Parker und sein begnadeter Stamm-Kameramann Michael Seresin eine düstere Atmosphäre in bester Noir-Tradition vor, und die erste Begegnung mit dem mysteriösen Louis Cypher lässt bereits ein Unheil erahnen, dessen Ausmaße allerdings erst im Verlauf der Handlung immer beängstigendere Züge annimmt. 
Die Suche nach dem verschwundenen Schnulzensänger Johnny Favorite entwickelt sich sowohl für Harry Angel als auch den Zuschauer zu einer erschütternden Tour de Force, zu einer Reise in die düstersten Abgründe der menschlichen Seele, in eine schaurige Welt voller Voodoo und Okkultismus. Parker benötigt dazu nicht mal besonders drastische Szenen. Nie werden die bestialischen Morde gezeigt, nur die bestialisch zugerichteten Leichen. 
Vielmehr ist es die Aneinanderreihung vieler, sich oft wiederholender Kleinigkeiten, Angels prüfender Blick in den Spiegel, die sich rückwärts drehenden Ventilatoren, die Fahrstuhlfahrten und die von pochenden Herzschlägen untermalten Alpträume, die Angel ebenso verstören wie das Beobachten blutiger Voodoo-Rituale und die Spur von Morden, die er hinter sich herzieht. 
Mickey Rourke ist hier wie so oft dann am besten, wenn er einfach sich selbst spielen kann, mit der Zigarette in der Hand und dem stechenden Blick, von dem sich Robert De Niro als mysteriöser Auftraggeber aber überhaupt nicht beeindrucken lässt.  
„Angel Heart“ lebt neben seiner großartig inszenierten Atmosphäre, die durch Trevor Jones‘ wabernden, mit Courtney Pines Saxophon-Soli perfekt arrangierten Synklavier-Score noch intensiviert wird, natürlich auch von dem Zusammenspiel des heruntergekommen wirkenden, zunehmend verstörten Detektivs und dem in jeder Hinsicht distinguierten Louis Cypher, dem Robert De Niro in den wenigen Szenen eine ungeheure Präsenz verleiht. 
Wie die einzelnen – oft gar nicht so verdeckten - Hinweise und Anspielungen am Ende zusammengeführt werden, bringt einen packenden Thriller zu einem starken Abschluss. Plot, Inszenierung, das Zusammenwirken von Bild und Ton sowie die bis in die Nebenrollen stark aufspielenden Darsteller machen „Angel Heart“ zu einem zeitlosen Klassiker. 

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