The Doors

Oliver Stone hat seine Karriere vor allem mit politisch motivierten Filmen wie „Salvador“, „Platoon“, „Geboren am 4. Juli“, „JFK: Tatort Dallas“, „Nixon – Der Untergang eines Präsidenten“ und „W. – Ein missverstandenes Leben“ begründet, doch 1991 bewegte er sich mit „The Doors“ auf ein anderes Terrain, inszenierte eine fiktiven Musikfilm über eine der erfolgreichsten Bands der 1960er Jahre und eine der schillerndsten wie tragischsten Figuren der Musikgeschichte: Jim Morrison

Inhalt: 

Als der 1943 in Melbourne, Florida, geborene Jim Morrison (Val Kilmer) 1965 nach Kalifornien kommt, ist er von der alternativen Lebenskultur und dem entspannten Strandleben total fasziniert, doch sein Studium an der UCLA-Filmschule bricht er schnell frustriert ab. Dafür lernt er seine spätere Freundin Pamela Courson (Meg Ryan) kennen und gründet am Strand von Venice Beach mit dem Orgelspieler Ray Manzarek (Kyle MacLachlan) die Band The Doors. Den Bandnamen entlehnen sie Aldous Huxleys Essay „The Doors Of Perception“, und tatsächlich ist der esoterisch interessierte Morrison um eine Erweiterung des Bewusstseins mittels Drogen, Alkohol und Sex bemüht. 
Mit dem Gitarristen Robby Krieger (Frank Whaley) und Drummer John Densmore (Kevin Dillon) ist die Band komplett. Jim reist mit seinen Bandkollegen zum Death Valley, um die Wirkungen psychedelischer Drogen zu erfahren. Zurück in Los Angeles, spielen sie erst in kleinen Clubs wie dem „London Fog“ in Los Angeles, bald aber schon im berühmten Nachtclub „Whisky a Go Go“, wo sie nicht nur das Publikum in Ekstase versetzen, sondern auch die Plattenfirmen auf sich aufmerksam machen. 
The Doors kommen bei Elektra Records unter Vertrag und lassen ihr erstes, schlicht „The Doors“ betiteltes Album von Paul Rothchild (Michael Wincott) produzieren. Mit dem Song „Light My Fire“ werden The Doors weltberühmt und treten in der Ed Sullivan Show bei CBS auf, wo Jim Morrison einen Eklat verursacht, weil er das von der Programmdirektion verbotene Wort „high“ in dem Songtext nicht anderweitig umschreibt. 
Während Morrison immer mehr in einen Sumpf aus Drogen und Alkohol versackt und immer wieder bei Interviews oder Live-Auftritten aus der Rolle fällt, droht auch die Beziehung zu Pam zu zerbrechen, versucht doch die esoterisch ambitionierte Journalistin Patricia Kennealy (Kathleen Quinlan), den Popstar mit allen Mitteln an sich zu binden… 

Kritik:

So wie Jim Morrison mit Hilfe von extremem Drogen- und Alkoholgenuss aus der ihn umgebenden und verstörenden Welt auszubrechen versuchte, inszenierte Oliver Stone mit „The Doors“ auch einen bewusstseinserweiternden, fast schon rauschhaften Trip, der sich weniger mit der Bandgeschichte als mit dem Leben und Tod des charismatischen Frontmannes Jim Morrison auseinandersetzt. Der Film beginnt mit einer Szene aus Morrisons Kindheit, als er 1949 mit seiner Familie eine Wüstenstraße entlangfährt und beobachtet, wie ein Indianer nach einem Autounfall am Straßenrand stirbt. Die Szene ist deshalb von Bedeutung, weil sich Morrison selbst später gern als Schamane sah, der von dem Geist weiser Indianer umgeben ist. Das haben Oliver Stone und sein Stammkameramann Robert Richardson in beeindruckend suggestive Bilder gegossen. 
Die filmische Bandbiographie deckt die Bandgründung am Strand von Venice Beach im Jahr 1965 ebenso ab wie die einzelnen Stationen einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte. Man mag bemängeln, wie es vor allem Ray Manzarek im Nachhinein tat, dass sich der Film zu sehr auf Jim Morrison fokussiere und diesen vor allem als Trunkenbold portraitiere, doch „The Doors“ funktioniert und fesselt eben gerade durch die Persönlichkeit des poetischen Songwriters und Sängers. 
Der Film zeichnet das Bild eines jungen Mannes, der sich eher als sensibler Dichter denn Rockmusiker sieht und der es schwer hat, mit dem plötzlichen Ruhm als Sexsymbol und Rockstar umzugehen. Dass „The Doors“ so gut funktioniert, ist nicht nur der psychedelisch wirkenden Bildsprache zu verdanken, dem gelungenen Einfangen des Lebensgefühls in den 1960er Jahren vor dem Hintergrund des Vietnam-Kriegs, der großen Verunsicherung angesichts der Attentate auf John F. Kennedy, Robert F. Kennedy und Martin Luther King sowie des Woodstock-Festivals. Es ist vor allem auch das Verdienst der authentisch wirkenden Performance von Val Kilmer in der besten Rolle seines Lebens. Kilmer hat nicht nur den Vorteil, dass er in „The Doors“ wie Jim Morrison aussieht, sondern sich auch so bewegt und sogar so singt. 
Während der Soundtrack zum Film überwiegend aus originalen Doors-Songs wie eben „Light My Fire“, „The End“, „Break On Through“, „Hello, I Love You“, „Riders on the Storm“ und „Love Street“ besteht, steuerte Kilmer die Vocals zu den Live-Versionen der Songs bei. Auch wenn es bis heute verschiedene Theorien darüber gibt, dass Jim Morrison in seiner neuen Wahlheimat Paris seinen Tod nur vorgetäuscht habe, um wie immer wieder erwähnt ein neues Leben in der Anonymität als Dichter zu beginnen, bleibt Stone der offiziellen Lesart treu und lässt den Doors-Frontmann im Alter von 27 Jahren an Herzversagen sterben.  
Oliver Stone ist mit „The Doors“ ein jederzeit fesselndes Portrait einer großartigen Band, eines immer irgendwie unzufriedenen, suchenden, berauschten Songwriters und Sängers gelungen, das zudem wunderbar den damaligen Zeitgeist einfängt. Der großartige Soundtrack und etliche Cameo-Auftritte von Robby Krieger, John Densmore, Patricia Kennealy und Paul Rothchild sowie Mini-Rollen von Billy Idol, Mimi Rogers, Eric Burdon und Michael Madsen runden „The Doors“ perfekt ab.  

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