Das fünfte Element

Seit seinem Langfilm-Regiedebüt „Der letzte Kampf“ (1983) ging die Karriere des französischen Filmemachers Luc Besson steil nach oben. Mit „Subway“, „Im Rausch der Tiefe“, „Nikita“ und dem Meisterwerk „Léon – Der Profi“ hat sich Besson über die Grenzen seiner Heimat profilieren können, so dass er sich mit seinem nächsten Film einen Jugendtraum erfüllen konnte, nämlich einen Science-Fiction-Film zu realisieren, bei dem er keine nennenswerten Kompromisse eingehen muss. Zwar kommt „Das fünfte Element“ (1997) nicht an die zeitlose Klasse des romantisch angehauchten Gangster-Dramas „Léon – Der Profi“ heran, verfügt aber über tolle Schauwerte und eine Fülle kurzweiliger Spaßmomente. 

Inhalt: 

Als der Archäologe-Professor Pacoli (John Bluthal) 1914 in Ägypten in Begleitung des Reporters Billy (Luke Perry) und eines Priesters (John Bennett) die Inschrift in einem verfallenen Tempel dechiffriert, muss er mit Entsetzen feststellen, dass das unfassbar Böse alle 5000 Jahre wiederkehrt und alles Leben zu zerstören versucht. Die Zeichenfolgen weisen aber auch auf eine Waffe hin, mit der sich das Böse bekämpfen lässt. Dazu ist neben vier Steinen, die die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft repräsentieren, ein fünftes Element vonnöten, das in einem Sarkophag begraben liegt. Als ein Raumschiff mit Außerirdischen der Zivilisation Mondoshawan vor der Tempelruine landet, nehmen sie die Steine und den Sarkophag an sich, um diese Elemente vor dem bevorstehenden Krieg auf der Erde zu beschützen, und beauftragen den Priester damit, das Wissen um die fünf Elemente an die folgenden Priestergenerationen weiterzugeben, um sich auf die nächste Inkarnation des Bösen und die Rückkehr der Mondoshawan mit den Steinen vorzubereiten. 
300 Jahre später geht der Kampf zwischen Gut und Böse in die nächste Runde. Das Böse, das in Form einer sich rasant vergrößernden Kugel auf die Erde zurast, findet in dem skrupellosen Industriellen Jean-Baptiste Emanuel Zorg (Gary Oldman) einen mächtigen Verbündeten auf der Erde, der in seiner Funktion als Waffenhändler außerirdische Krieger namens Mangalores damit beauftragt, ihm die vier Steine zu besorgen, damit die Erde entwaffnet und vernichtet werden kann, indem das fünfte Element durch das Böse ersetzt wird. Derweil entsenden die Mondoshawan das fünfte Element, eine Frau mit dem unaussprechlich langen Namen eine Frau namens Leeloo Minai Lekatariba-Lamina-Tchai Ekbat De Sebat, zur Erde. Zwar wird ihr Raumschiff durch die Mangalores zerstört, doch Leeloo (Milla Jovovich) wird mithilfe einiger verbliebener lebender Zellen von den Wissenschaftlern der Erde, die ihr Genom als das des perfekten Menschen bezeichnen, rückgeklont. Nach ihrer Flucht aus dem Labor landet sie in New York im Taxi des früheren Elitesoldaten Korben Dallas (Bruce Willis), der sich den Anweisungen der Polizei widersetzt und Leeloo zum Priester Vito Cornelius (Ian Holm), der als Nachfolger des ägyptischen Priesters als Verbindungsmann zwischen Leeloo und den Mondoshawan fungiert. Als die Mangalores Zorg das Behältnis für die vier Steine überbringen, findet er ihn leer vor. Nun machen sich nicht nur Zorg und die einst von den Menschen besiegten außerirdischen Söldner unabhängig voneinander auf die Suche nach den Steinen, auch Korben wird von General Munro (Brion James) im Auftrag des Präsidenten (Tom Lister Jr.) damit beauftragt, den Aufprall des Bösen auf die Erde zu verhindern. Dazu unternimmt er mit Leeloo einen Trip ins Urlaubsparadies im Weltall… 

Kritik: 

Luc Besson hat bereits im Alter von 16 Jahren einen Roman mit dem Titel „Das fünfte Element“ zu schreiben begonnen, doch für eine Verfilmung musste erst einmal das nötige Budget zur Verfügung stehen. Nachdem Warner Bros. Anfang der 1990er Jahre zwar Interesse an dem Projekt bekundeten, wegen der veranschlagten 100 Millionen Dollar Produktionskosten dann aber einen Rückzieher machten, sah die Sache nach dem Erfolg von „Léon – Der Profi“ schon ganz anders aus. 
„Das fünfte Element“ wirkt wie eine schrille Mischung aus Ridley Scotts düsterem „Blade Runner“ und George Lucas‘ Space Opera „Star Wars“. Besson setzt wie in seinen vorangegangenen Werken auf imposante Schauwerte, die nach dem Prolog im ägyptischen Tempel vor allem in den Wolkenkratzerschluchten von New York im 23. Jahrhundert voll zur Geltung kommen. 
In der nicht allzu fernen Zukunft ragen die mehr als turmhohen Gebäude bis in den Himmel, die Apartments stellen nicht mehr als etwas größere, fensterlose Schuhkartons mit versenkbaren Duschen und Betten dar, vor denen auch Drive-by-Restaurants halten. Der Blick von Korbens Apartment in die bodenlos erscheinenden Tiefen mit dem auf mehreren Ebenen verlaufenden Verkehr auf unsichtbaren Straßen ist ebenso atemberaubend wie die ausgefallenen Kostüme von Jean-Paul Gaultier, die er vor allem für Gary Oldmans Zorg, die außerirdische Opernsängerin (Maïwenn) und Chris Tuckers hippeligen Radio-Moderator Ruby Rhod entworfen hat. 
Von den launigen Schauwerten abgesehen, bietet „Das fünfte Element“ eine eher dünne Story mit großen Löchern und schwammiger Dramaturgie. Milla Jovovich sieht mit ihren karottenfarbenen und dem gerade zu Beginn sehr knappen und hautengen Dress cool aus, wirkt aber nicht unbedingt wie das perfekte Wesen, als das sie uns vorgestellt wird. Auch Gary Oldman wirkt im Vergleich zu seiner schmierig-diabolischen Rolle als korrupter Cop in „Léon – Der Profi“ hier nur wie ein Abziehbild eines Bösewichts, während Bruce Willis als Retter der Welt im Unterhemd wieder als charmanter Action-Held mit flotten Sprüchen überzeugen darf. 
„Das fünfte Element“ bietet so kurzweilige, optisch herausragende, aber wenig tiefsinnige Science-Fiction-Action, die auch nach 25 Jahren noch nichts von ihrem Unterhaltungswert verloren hat.  

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