Blinde Wut

1989 war ein gutes Jahr für Phillip Noyce. Nachdem der australische Filmemacher in den 1970er Jahren etliche Kurzfilme und einige kaum beachtenswerte Filme gedreht hatte, lieferte er Ende der 1980er Jahre nicht nur den packenden, kammerspielartigen Survival-Thriller „Todesstille“ ab und löste damit für sich selbst sowie für die junge Schauspielerin Nicole Kidman und den Komponisten Graeme Revell Fahrkarten nach Hollywood, sondern setzte mit „Blinde Wut“ auch eine erste Duftmarke als Action-Regisseur. 

Inhalt: 

Kurz bevor der Vietnam-Einsatz für Nick Parker (Rutger Hauer) und seinen Kumpel Frank (Terry O'Quinn) zu Ende gehen sollte, wurde ihre Stellung von den Vietkong unter Beschuss genommen. Nick verlor sein Augenlicht und wurde im Dschungel von Vietnamesen nicht nur wieder aufgepeppelt, sondern auch in die Kunst des Schwertkampfes eingewiesen. Zwanzig Jahre später will Nick seinen alten Kriegskameraden besuchen, trifft aber nur dessen Ex-Frau Lynn (Meg Foster) und ihren neunjährigen Sohn Billy (Brandon Call) an. Drei als Polizisten verkleidete Gangster wollen Billy in ihre Gewalt bringen, um den Widerstand von Frank zu brechen, für den Kasinobesitzer MacCready (Noble Willingham) eine gewisse Menge an chemischen Drogen herzustellen. 
Die Rechnung haben die drei Gangster allerdings ohne Nick gemacht, der kurzerhand sein Samurai-Schwert zückt und zwei der Gauner zur Strecke bringt. Er kann allerdings nicht verhindern, dass Lynn von Slag (Randall „Tex“ Slagg), dem Anführer des Trios, eine Kugel abbekommt. Bevor sie stirbt, nimmt sie Nick das Versprechen ab, Billy zu seinem Vater nach Reno zu bringen. 
Unterwegs werden Nick und Billy von MacCreadys Leuten und Slag verfolgt, doch gelangen die beiden unbeschadet nach Reno, wo Franks Freundin Annie (Lisa Blount) sich um die kurzfristige Unterbringung von Nick und Billy bei einer Freundin kümmert. Derweil macht sich Nick auf den Weg zum Casino, wo er einen Aufruhr am Roulette-Tisch ausnutzt, um ins Labor zu gelangen und mit Frank zu fliehen. Doch MacCready aktiviert nicht nur sein Heer an Handlangern, sondern engagiert auch einen japanischen Schwertkämpfer, um Nick auszuschalten… 

Kritik:

Von 1962 bis 1989 verkörperte zunächst Shintarō Katsu die vom japanischen Schriftsteller Kan Shimozawa erschaffene Figur des blinden Schwertkämpfers Zatōichi in immerhin 26 Filmen und einer Fernsehserie, ab 2003 schlüpfte Takeshi Kitano in diese Rolle und feierte mit von ihm selbst geschriebenen und inszenierten Film „Zatoichi – Der blinde Samurai“ einen internationalen Erfolg. 
Von dieser Legende inspiriert schuf Phillip Noyce („Das Kartell“, „Der Knochenjäger“) eine US-amerikanische Version mit Rutger Hauer in der dankbaren Rolle des blonden Vietnam-Veteranen, der auf der Suche nach seinem Kriegskameraden den versierten Rächer spielt und dabei in die Rolle des Ersatzvaters schlüpft. 
Während die Sympathie des Publikums natürlich schnell auf der Seite des tapferen Blinden ausschlägt, der trotz seines starken Handicaps mit geübter Hand die Schergen des kriminellen Kasinobesitzers zur Strecke bringt, haben seine Gegner nicht viel zu lachen und werden durchweg als blöde Trottel stigmatisiert. „Blinde Wut“ ist weder sorgfältig aufbereitete Aufarbeitung des amerikanischen Vietnam-Traumas noch origineller Action-Film, eher ein ungarer Zwitter aus Action-Komödie, Rache-Thriller und Vater-Sohn-Drama. Rutger Hauer („The Hitcher“, „Blade Runner“) macht seine Sache als blinder Vietnam-Veteran, der das Beste aus seinem Schicksal herausholt und seinen Humor und seine Empathie für die Menschen, die er liebt, nicht verloren hat, wirklich gut, ebenso Brandon Call („Eine starke Familie“, „Das Messer“) als taffer Neunjähriger, der auf der Reise mit Nick zu seinem Vater eine besondere Beziehung zu seinem Beschützer aufbaut. 
So bietet „Blinde Wut“ kurzweilige Schwertkampf-Action mit humorigen Einlagen und punktuell unnötig blutigen Szenen, die den Film kurzzeitig auf den Index brachten.  

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