Badlands - Zerschossene Träume

Terrence Malick zählt nicht erst seit seinem epischen Kriegsfilm-Drama „Der schmale Grat“ (1998) und dem mystischen Drama „The Tree of Life“ (2011) zu den meistgeschätzten Filmemachern dieser Zeit. Bereits mit seinem 1973 inszenierten, auf wahren Begebenheiten beruhenden Road Movie „Badlands – Zerschossene Träume“ machte der begnadete Drehbuchautor, Produzent und Regisseur auf sich aufmerksam. Und den jungen Schauspielern Sissy Spacek und Martin Sheen verschaffte er mit seinem Debüt auch gleich den Durchbruch in Hollywood. 

Inhalt: 

Die 15-jährige Holly Sargis (Sissy Spacek) lebt mit ihrem verwitweten Vater (Warren Oates), einem Werbemaler, in der verschlafenen Kleinstadt Fort Dupree, South Dakota, wo sie den zehn Jahre älteren Kit Carruthers (Martin Sheen) kennenlernt. Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Kit hat gerade seinen Job bei der Müllabfuhr verloren und als Cowboy angeheuert, doch findet Holly den jungen Mann, der sie an James Dean erinnert, so attraktiv, dass sie mit ihm gegen das Verbot ihres Vaters eine Beziehung mit Kit anfängt. Als Strafe für ihren Ungehorsam erschießt ihr Vater ihren Hund. Kit will mit seiner jungen Freundin abhauen, verschafft sich Zugang zu ihrem Haus und packt schon ein paar Sachen für sie. Als Hollys Vater heimkommt und droht, die Polizei zu verständigen, knallt Kit ihn kurzerhand über den Haufen, was Holly aber nicht davon abhält, sich Kit auf der Flucht anzuschließen. Kit brennt das Haus nieder und hinterlässt eine Nachricht, die den Suizid des Paares vortäuschen soll, aber schon bald machen Kopfgeldjäger die beiden in ihrem Unterschlupf im Wald ausfindig. Kit hat dort aber nicht nur ein stabiles Baumhaus errichtet, sondern für den Fall ihrer Entdeckung auch Fallen und Verstecke gebaut. 
So kann Kit ihre Verfolger stellen und töten, worauf sie erst Unterschlupf bei Kits altem Arbeitskollegen Cato (Ramon Bieri) suchen, den Kit aber auch erschießt, als dieser offensichtlich um Hilfe rufen wollte, dann bei einem reichen Mann und seiner tauben Bediensteten. 
Mit dessen Cadillac setzten sie ihre Reise Badlands in Montana weiter fort. Mittlerweile werden Holly und Kit im ganzen Land gesucht, Bürgerwehren und die Nationalgarde sorgen für den Schutz der verängstigten Bevölkerung. Das Netz ihrer Verfolger zieht sich so immer enger zusammen… 

Kritik: 

Für sein ersten, gerade mal 450.000 Dollar teuren Film hat sich Terrence Malick an der Geschichte des 18-jährigen Charles Starkweather und seiner 14-jährigen Freundin Caril Ann Fugate inspirieren lassen, die in den Jahren 1957 und 1958 ähnlich wie Kit und Holly den amerikanischen Mittelwesten mit einer Mordserie in Angst und Schrecken versetzten, in deren Verlauf insgesamt elf Menschen starben. Und so wie Starkweathers erklärtes Idol James Dean war, gibt sich auch Martin Sheen als Kit mit weißem T-Shirt, Jeans-Hemd und Cowboy-Stiefeln als Möchtegern-James-Dean, der gegen die bornierte Kleinstadt-Mentalität rebelliert, indem er sich mit einer minderjährigen Freundin auf einen außergewöhnlichen Road Trip macht. 
Dass Kit dabei einige Menschen tötet, ist eher der momentanen Situation geschuldet, nicht dem vorrangigen Drang zu rauben und zu töten, denn Kit und Holly wollen einfach nur ohne gesellschaftliche Beschränkungen ein unbeschwertes Leben in Freiheit genießen. Dabei ist klar, dass schon mit dem ersten Mord an Hollys Vater und mit jedem weiteren dieser Traum nur von kurzer Dauer sein wird. 
Malick begleitet das junge Paar auf nahezu dokumentarische Weise. 
Konterkariert von Hollys Kommentaren zum Geschehen aus dem Off, portraitiert er zwei Menschen, die das gleiche Schicksal teilen, aber nicht durch echte Liebe miteinander verbunden sind. Das „erste Mal“ zwischen Holly und Kit läuft für beide völlig unspektakulär ab, und auch teilen die beiden Flüchtenden einfach ihren jeweils individuellen Wunsch nach Freiheit.  
Malick, der die Komposition von Bildern und den Einsatz von Musik in späteren Werken wie „In der Glut des Südens“, „The New World“ und „The Tree of Life“ noch perfektionieren sollte, kreiert bereits in seinem Debüt atemberaubende Bilder von weiten Landschaften, Sonnenauf- und -untergängen sowie wilder Natur-Romantik, doch wirken diese Bilder angesichts des vorhersehbaren Ausgangs allzu trügerisch. 
Kit und Holly leben für den Moment, genießen gemeinsam und doch unabhängig voneinander die Möglichkeit, ihr Leben so zu leben, wie sie es sich vorstellen. Selbst den immer wieder mordenden Kit portraitiert Malick als nicht unbedingt gebildeten, aber durchaus intelligenten, fürsorglichen Sympathieträger, der nur von einem Augenblick zum nächsten lebt und mit dieser Einstellung auch die Zuschauer in den Bann zieht. 

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