Voyage of Time
Terrence Malick wurde mit seinen ersten beiden Spielfilmen „Badlands – Zerschossene Träume“ (1973) und „In der Glut des Südens“ (1978) bereits als vielversprechender Filmemacher wahrgenommen, als er Ende der 1970er Jahre mit der Idee spielte, einen Dokumentarfilm über die Ursprünge des Lebens auf der Erde zu realisieren. Paramount, die bereits „In der Glut des Südens“ produziert hatten, investierten eine Million Dollar in das schlicht „Q“ betitelte Projekt, das Malick allerdings nicht fertigstellte. Die dafür gefertigten Aufnahmen wurden dann aber teilweise für das transzendental-meditative Familiendrama „The Tree of Life“ (2011) mit Brad Pitt in der männlichen Hauptrolle verwendet.
2016 war es aber so weit, dass Malick seinen lang gehegten Traum doch noch realisierte. Brad Pitt war dabei nicht nur als Produzent beteiligt, sondern auch als Sprecher für die 45-minütige IMAX-Version. Für die eineinhalbstündige Kino-Version konnte Malick Cate Blanchett als Erzählerin verpflichten.
Seit „Der schmale Grat“ hat Terrence Malick seine philosophisch-esoterisch angehauchten Filme immer wieder mal mehr, mal weniger mit spektakulären Naturaufnahmen bereichert, die vor allem – oft mit sakral anmutender klassischer Musik unterlegt - schön anzusehen waren, für den Kinogänger mit eher konventionellen Sehgewohnheiten aber auch die ohnehin fragmentierte Narration der Filme durchaus langweilig wirken konnten.
Mit „Voyage of Time“ spricht Malick dann ganz gezielt das Publikum an, das bereits die eindrucksvollen Naturaufnahmen in seinen Spielfilmen zu würdigen wussten. Eine Dokumentation im klassischen Sinn stellt „Voyage of Time“ allerdings nicht dar.
„Mother. You walked with me then. In the silence. Before there was a world. Before night or day. Alone in the stillness. Where nothing was.“
Sowohl mit den einführenden als auch späteren, immer wieder zusammenhanglos und sporadisch eingestreuten Worten, die sich auf „Mutter“ als Synonym für Gott und die Schöpfung der Erde beziehen, erzeugt Malick eine ebenso beruhigende wie nachdenkliche Stimmung, die durch die audiovisuelle Ebene nachdrücklich implementiert wird. Die Themen von Geburt und Tod, Hoffnung und Liebe, Tod und Zerstörung, sind aus dem Malick-Filmuniversum hinlänglich bekannt.
Malick folgt bei der Inszenierung allerdings keiner Chronologie, keinen zusammengehörigen Bereichen. Immer wieder sind wundervolle Unterwasseraufnahmen mit den außergewöhnlichsten Fischen, Quallen, Krabben und Schwämmen zu sehen, dann wieder lautstarke Vulkaneruptionen auf Hawaii, majestätische Sonnenauf- und untergänge, bunt schillernde Wasserwege, blubbernde heiße Quellen, abgrundtiefe Wasserfälle und die karge afrikanische Steppe. Dazwischen reihen sich Straßenaufnahmen mit tanzenden, handelnden, bettelnden Menschen, einsame Dinosaurier und nackte Menschen aus der Frühzeit sowie Aufnahmen aus dem Weltraum.
„Voyage of Time“ erzählt letztlich keine Geschichte über das Universum, sondern präsentiert sich als spirituelle Sinnsuche, die den Fragen nach dem Ursprung des Lebens auf der Erde, nach den Quellen der Liebe und des Leidens, nach Leben und Tod auf den Grund geht, ohne eine befriedigende Antwort zu finden. Vielmehr regt der Film dazu an, sich seine eigenen Gedanken über die Sinnhaftigkeit des Lebens, über seine eigene Existenz zu machen.
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