The Saint - Der Mann ohne Namen

Seit der australische Filmemacher Phillip Noyce mit dem in seiner Heimat produzierten Hochsee-Thriller „Todesstille“ (1989) die Studiobosse in Hollywood auf sich aufmerksam machen konnte, hat er eine erstaunliche Karriere hingelegt, die über die beiden Jack-Ryan-Filme „Die Stunde der Patrioten“ und „Das Kartell“ mit Harrison Ford in den Hauptrollen und den peinlichen, nichtsdestotrotz erfolgreichen Erotik-Thriller „Sliver“ definiert wurde. Für die Leinwand-Adaption der in den 1960er Jahren produzierten Krimi-Serie „The Saint“ mit Roger Moore schien Phillip Noyce also der richtige Mann zu sein. Doch ähnlich wie bei „Sliver“ gelingt es ihm nicht, die gelungen inszenierten Oberflächenreize mit einer interessanten Story zu verknüpfen. 

Inhalt: 

Nachdem er seine wenig erbauliche Kindheit in einem katholischen Waisenhaus in Hongkong verbracht hatte und Zeuge geworden war, wie ein ihm ans Herz gewachsene Mädchen unter unglücklichen Umständen zu Tode stürzte, hat sich der Waisenjunge mittlerweile als hochspezialisierter Dieb profiliert und sich den Namen Simon Templar (Val Kilmer) gegeben. Sein neuer Auftrag, mit dem er endlich die 50-Millionen-Dollar-Marke seines Vermögens knacken und seinen Job an den Nagel hängen will, führt ihn nach Russland, wo die Bevölkerung unter der Heizölknappheit leidet und sich immer mehr für den machthungrigen Demagoge und Industriemagnaten Ivan Tretiak (Rade Serbedzija) begeistert, der seinem Volk verspricht, es nicht erfrieren zu lassen. 
Die öffentliche Ankündigung der amerikanischen Wissenschaftlerin Dr. Emma Russell (Elisabeth Shue), dass es ihr gelungen sei, ein funktionierendes Verfahren zur sogenannten „Kalten Fusion“ zu entwickeln, mit der extrem kostengünstig für alle Zeiten weltweit die Energieprobleme gelöst werden könnten, spielt ihm dabei direkt in die Hände. Aber dafür muss er erst einmal in den Besitz der Formel gelangen. Auftritt Simon Templar. In den unterschiedlichsten Verkleidungen und mit ebenso vielen, auf Heilige zurückgeführten Namen sowie modernster Technik bahnt sich Templar den Weg zur Forschungseinrichtung der Wissenschaftlerin, in ihre Wohnung und schließlich in ihr Herz. 
Nachdem er die Nacht mit ihr verbracht hat, nimmt er die Notizzettel an sich, die Emma in ihrem BH versteckt hielt, und schickt sie nach Moskau. Tretiaks Wissenschaftler stellt allerdings fest, dass die Formel unvollständig ist. Nun lässt Tretiak seine Leute nach der Wissenschaftlerin und ihrem Wegbegleiter suchen, denn nur wenn die Formel funktioniert, kann Tretiak sie an den russischen Präsidenten verkaufen… 

Kritik: 

Seit Ende der 1920er Jahre hat der britisch-amerikanische Schriftsteller Leslie Charteris eine ganze Reihe von Geschichten und Romanen über den listigen Dieb Simon Templar verfasst, der wegen seiner Initialen S.T. auch „The Saint“ (Der Heilige) genannt wurde und dessen Decknamen wie Sebastian Tombs, Sullivan Titwillow oder Sugarman Treacle sich ebenfalls auf diese Initialen zurückführen lassen. Von 1962 bis 1969 war dann der spätere James-Bond-Darsteller Roger Moore in 118 Folgen der gleichnamigen Serie zu sehen, die hierzulande unter dem Titel „Simon Templar“ lief. 
Eine gewisse James-Bond-Atmosphäre prägt auch Phillip Noyces Kinoversion von „The Saint“. Es ist der altbekannte Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen der zivilisierten westlichen Welt und dem korrumpierten Russland, zwischen der romantischen, begeisterungsfähigen und anthroposophischen Wissenschaftlerin mit ihrem Liebhaber und dem machthungrigen russischen Demagogen. 
Bei aller Action, die es auch zu sehen gibt, dominiert allerdings die Romanze zwischen dem versierten Superdieb mit dem Kindheitstrauma und der gutherzigen, fast schon übermäßig naiven Wissenschaftlerin. Im Gegensatz zu den atemberaubend vertrackten Abenteuern, die James Bond, Ethan Hunt und Jason Bourne zu bestehen haben, ist die Geschichte von „The Saint“ fast schon erschreckend simpel gestrickt, ohne komplexe Verflechtungen und Wendepunkte, sondern sehr geradlinig und leider auch ebenso sehr vorhersehbar inszeniert. 
Was an dramaturgischen Kniffen fehlt, machen aber die schönen Bilder und Kulissen, die stimmungsvoll pulsierende Musik von Graeme Revell („The Crow“, „Die Hand an der Wiege“) sowie die spielfreudigen Darsteller wett. Val Kilmer („Top Gun“, „Heat“) hat sichtlich Spaß am Spiel mit den unterschiedlichsten Verkleidungen, und die Chemie mit Elisabeth Shue („Leaving Las Vegas“) stimmt auch, aber für die geplante Franchise-Vermarktung hat es dann doch nicht gereicht.  

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