Lara Croft: Tomb Raider
Das von dem britischen Spieleentwickler Toby Gard entworfene Computerspiel „Lara Croft: Tomb Raider“ entwickelte sich seit seinem Start im Jahr 1994 zu einem der erfolgreichsten PC-Games überhaupt und zog etliche Fortsetzungen nach sich. Dass sich auch Hollywood der schwerreichen Amazone mit überdimensional großer Oberweite und einem ausgeprägten Faible für Archäologie annehmen würde, war nur eine Frage der Zeit. 2001 inszenierte der ehemalige britische Werbefilmer Simon West („Con Air“, „The Expendables 2“) mit „Lara Croft: Tomb Raider“ mit der Idealbesetzung Angelina Jolie in der Hauptrolle ein routiniertes Action-Spektakel vor atemberaubenden Kulissen.
Die milliardenschwere aristokratische Waise Lara Croft (Angelina Jolie) lebt zusammen mit ihrem Butler Hillary (Chris Barrie) und dem Computer-Spezialisten und Roboter-Konstrukteur Bryce (Noah Taylor) auf einem schlossähnlichen Anwesen, wo ihre Lieblingsbeschäftigung darin besteht, sich fit zu halten und gegen den immer neu programmierten Roboter Simon zu kämpfen. Als sie eines Nachts von ihrem schmerzlich vermissten Vater, den berühmten Archäologen Lord Richard Croft (Jon Voight) träumt, wird sie daran erinnert, wie er ihr als kleines Mädchen einmal in seiner Bibliothek von einer besonderen Planetenkonstellation erzählt, bei der alle Planeten in einer Reihe stehen.
Diese sogenannte Linearkonstellation tritt nur alle 5000 Jahre auf und steht nun kurz bevor, wie das Ticken einer Uhr, die Lara in einem bisher unbekannten Raum entdeckt und das Symbol für das Auge der Vorsehung trägt. Lara erkennt zwar das Symbol, das auch als das Allsehende Auge bekannt ist, kann aber mit dem Gegenstand ebenso wenig etwas anfangen wie Wilson (Leslie Phillips), ein früherer Kollege ihres Vaters, der sie an den Anwalt Manfred Powell (Iain Glen) verweist. Der Anhänger des Geheimbundes der Illuminaten erkennt sofort den Wert des Gegenstandes und bringt ihn mit Gewalt an sich, indem er mit einer schwer bewaffneten Miliztruppe Laras Anwesen stürmt.
Am nächsten Morgen erhält Lara per UPS einen versiegelten Brief ihres Vaters, den er vor seinem Tod verfasst und dabei verfügt hat, dass er genau an diesem Tag zugestellt wird. Der Brief enthält zwar nur ein Zitat des Dichters William Blake, aber Lara weiß genau, wo sie suchen muss, um eine weitere Nachricht ihres Vaters zu finden, in dem er ihr erklärt, dass die Uhr der Schlüssel zu einem Teil eines Dreiecks ist, das seinem Besitzer gottähnliche Macht über die Zeit verleiht. Allerdings wurde das Dreieck damals von den Illuminati in zwei Teile – „Vergangenheit“ und „Zukunft“ – zerbrochen, um Missbrauch zu verhindern.
Lara macht sich auf den Weg zum Tempel Ta Prohm in Kambodscha, wo ihrem Vater zufolge die eine Hälfte des Dreiecks verborgen liegt. Lara muss das Versteck rechtzeitig finden, bevor die Linearkonstellation ihre vorletzte Stufe erreicht, wofür ihr nur gut 60 Stunden Zeit bleiben. Als die Grabräuberin in Kambodscha eintrifft, ist Powell mit ihrem ehemaligen Geliebten Alex West (Daniel Craig) allerdings schon vor Ort…
Kritik:
Simon West, der mit „Con Air“ 1997 ein atemberaubendes Regiedebüt vorgelegt hat, demonstriert auch mit der Videospiel-Verfilmung von „Lara Croft: Tomb Raider“, dass er höchst unterhaltsam satte Action zu inszenieren versteht. Im Mittelpunkt der Schnitzeljagd, die die gut gebaute und unerschrockene Titelheldin und ihre Widersacher zu den exotischsten Kulissen führt, steht Angelina Jolie („Der Knochenjäger“, „Durchgeknallt“), die damals 26-jährige Tochter von Jon Voight („Mission: Impossible“, „Beim Sterben ist jeder der Erste“), der auch im Film ihren Vater verkörpert.
Sie ist dabei nicht nur äußerlich ein perfektes Abbild der Computer-Figur, sondern geht mit sichtbarer Spiellaune ganz in der kampferprobten Abenteuerin auf. Wenn Jolie mit den Augenbrauen zuckt oder mit ihren beiden Pistolen auch Metallroboter und altertümliche Krieger aus Stein zu Schrott und Staub schießt, sich an Seilen, Lianen und Fassaden fortbewegt und auch im Nahkampf ihre Frau steht, macht das schon Laune. Dafür sorgen auch die exotischen Kulissen und der wilde Mix aus Graeme Revells ethnisch angehauchten Score und den Techno- und Industrial-Klängen von Nine Inch Nails, Fluke, Basement Jaxx, The Chemical Brothers, Groove Armada, Leftfield, Moby und Fatboy Slim.
Und dennoch konzentriert sich der Film viel zu sehr auf die Action, statt auch der dahinterliegenden Geschichte rund um die Illuminaten etwas mehr Raum und damit dem Film Tiefe zu verleihen. So werden Laras Gegner nur als machtgierige Bösewichte ohne ausdifferenzierte Motive und Persönlichkeit dargestellt, was das Ganze zu einem sehr eindimensionalen Action-Feuerwerk macht.
Immerhin: an den Kinokassen spielte „Lara Croft: Tomb Raider“ mehr als das Doppelte seiner geschätzten 115 Millionen Produktionskosten ein und ließ so schon 2003 das unvermeidliche Sequel „Lara Croft: Tomb Raider – Die Wiege des Lebens“ folgen.
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