Batman Begins

Seit Tim Burton 1989 die DC-Comics-Legende „Batman“ auf die Leinwand brachte, hat er selbst nur noch das Sequel „Batman Returns“ (1992) inszeniert, ehe Joel Schuhmacher aus der düsteren Welt von Gotham mit „Batman Forever“ (1995) und „Batman & Robin“ (1997) ein kunterbuntes Pop-Spektakel kreierte. Christopher Nolan („Inception“, „Interstellar“) ist es 2005 gelungen, mit „Batman Begins“ der Geschichte vom schwarzen Ritter, der seine Heimatstadt von Korruption und Verbrechen befreien will, nicht nur zu den Wurzeln von Bob Kanes düsteren Superhelden-Comic zurückzukehren, sondern ihr auch eine neue Tiefe zu verleihen.
Seit er als kleiner Junge beim Spielen in einen Brunnen gefallen ist und dort mit einem Fledermaus- Schwarm in Berührung kam, hat der Millionenerbe Bruce Wayne (Christian Bale) Angst vor den Nachtschwärmern. Dass er deshalb mit seinen Eltern Thomas (Linus Roache) und Martha Wayne (Sara Stewart) vorzeitig die Vorführung einer Oper mit Darstellern in Fledermauskostümen verlassen und dann mit eigenen Augen mitansehen musste, wie ein Dieb seine Eltern erschoss, hat er sich nie verziehen.
Seither streift er auf Suche nach Antworten durch die Welt, landet als Dieb in einem asiatischen Gefängnis und wird schließlich vom mysteriösen Henri Ducard (Liam Neeson) in die Gruppe der von Ra’s Al Ghul (Ken Watanabe) angeführten Schattenkrieger eingeführt, wo er die Fertigkeiten der Kampfkunst und Täuschung erlernt. Doch als ihm die Lehre zu weit geht, zieht er in seine Heimatstadt zurück, wo mittlerweile Earle (Rutger Hauer) die Firma seines Vaters mit Waffengeschäften an die Börse führen will und seine Jugendfreundin Rachel (Katie Holmes) als Staatsanwältin arbeitet. Doch in dem Wissenschaftler Lucius Fox (Morgan Freeman), der im Keller des Wayne Towers für seinen Vater gearbeitet hat und durch Earle aufs Abstellgleis gestellt wurde, findet Bruce ebenso schnell einen Verbündeten im Kampf gegen das Verbrechen in Gotham wie in dem aufrechten Cop Jim Gordon (Gary Oldman).
Während die Staatsanwaltschaft keinen Weg findet, Unterweltboss Carmine Falcone (Tom Wilkinson) das Handwerk zu legen, weil dieser sich auf die psychiatrischen Gutachten des skrupellosen Dr. Crane (Cillian Murphy) und die korrupten Polizisten verlassen kann, sorgt Bruce Wayne als Batman dafür, Gotham wieder zu einer von Angst befreiten Stadt zu machen …
Christopher Nolan und sein in Comic-Adaptionen bewanderte Co-Drehbuchautor David S. Goyer („Blade“, „The Crow: Die Rache der Krähe“) haben sich viel Zeit genommen, zu Beginn vor allem Bruce Wayne Geschichte vom behüteten Kind eines Millionärs zum Kämpfer für die Gerechtigkeit im Fledermauskostüm plausibel zu erklären, wobei der Aufenthalt bei den Schattenkriegern in den Bergen von Tibet bereits den Keim legt für die Unterscheidung von Rache und Gerechtigkeit, was „Batman Begins“ wie einen roten Faden durchzieht.
Im Gegensatz zu den artifiziellen Kulissen in Burtons „Batman“-Filmen wirken die Sets in „Batman Begins“ natürlicher, auch die Figuren sind realistischer angelegt. Das verleiht dem Auftakt von Nolans „Batman“-Reboot eine Tiefe, die die früheren „Batman“-Filme allesamt nicht aufwiesen. Aber natürlich lebt eine Superhelden-Film auch von der Action. In dieser Hinsicht wirken die Kampfszene auf der freien Fläche im Schlamm innerhalb der Gefängnismauern und die Ausbildung Bruce Waynes zu einem Schattenkrieger noch am auffälligsten.
Wenn Batman später in Gotham unter den Heerscharen an Kriminellen aufräumt, spielt sich das meist so schnell und von den Schatten verschluckt ab, dass der Zuschauer ebenso wie Batmans Gegner Mühe hat, das Geschehen zu verfolgen. Gerade in diesen Szenen scheint Bruce Wayne in seinem Fledermauskostüm vor allem ebenso gegen seine inneren Dämonen wie gegen die Kriminellen zu kämpfen.
Neben den ausgesuchten Darstellern, unter denen vor allem Christian Bale („American Psycho“, „American Hustle“) als Bruce Wayne/Batman hervorsticht, aber auch Michael Caine („Der Honorarkonsul“, „Get Carter“) als fürsorglicher Butler, Gary Oldman („León – Der Profi“, „Die dunkelste Stunde“) als ehrlicher Cop und Cillian Murphy („Sunshine“, „28 Days Later“) als schurkenhafter Psychiater überzeugen, besticht „Batman Begins“ durch die grandiosen Bilder von Nolans Stamm-Kameramann Wally Pfister („Memento“, „Inception“) und die aufwändigen Kulissen, während die musikalische Untermalung des befreundeten Komponistengespanns Hans Zimmer und James Newton Howard einen eher diffus-düsteren Wall of Sound darstellt, der es mit Danny Elfmans „Batmans“-Scores nicht aufnehmen kann. Auf jeden Fall ist Christopher Nolan mit „Batman Begins“ ein furioser Auftakt seines als Trilogie angelegten Reboots gelungen, der neugierig auf die nachfolgenden Filme „The Dark Knight“ und „The Dark Knight Rises“ macht.
"Batman Begins" in der IMDb

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