Der Hobbit - Eine unerwartete Reise

Nachdem dem neuseeländischen Filmemacher Peter Jackson das Husarenstück geglückt ist, den als nicht verfilmbar geltenden Fantasy-Klassiker „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien als in jeder Hinsicht eindrucksvolle Trilogie auf die große Leinwand zu bringen sowie Tolkien-Fans, Kritiker und Kinopublikum gleichermaßen zu begeistern, stellte sich Jackson gut zehn Jahre nach Abschluss des gefeierten „Der Herr der Ringe“-Projekts der Herausforderung, mit „Der Hobbit“ auch die Vorgeschichte zu verfilmen. Ein knapp 400-seitiges Kinderbuch muss vielleicht nicht unbedingt zu einem wieder sehr episch und monumental angelegten Dreiteiler gestreckt werden, und an den Ton des immer wieder mal bewusst amüsant gehaltenen Auftakts mit „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ muss man sich ebenfalls gewöhnen. Doch letzten Endes ist Jackson wieder einmal ein grandios inszeniertes Fantasy-Spektakel gelungen, das uns wieder mit Staunen in die Welt von Mittelerde eintauchen lässt.
Der Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman) weiß, was er an seinem Zuhause mit seinem gemütlichen Sessel und guten Tabak für seine Pfeife hat. Doch mit der geschätzten Ruhe ist es vorbei, als der berühmte Zauberer Gandalf der Graue (Ian McKellen) den angesehenen, aber unscheinbaren Hobbit zu einem Abenteuer einlädt. Bilbo bekundet zwar vehement, kein Interesse an so einem Unterfangen zu haben, das hält Gandalf aber nicht davon ab, wenig später mit dreizehn Zwergen, angeführt vom legendären Krieger Thorin Eichenschild (Richard Armitage), in seine aufgeräumte Hütte einzufallen und ein opulentes Festmahl auszurichten.
Erst am kommenden Morgen, als die Zwerge mit Gandalf schon aufgebrochen sind, überlegt es sich Bilbo anders und schließt sich den Reisenden mit unterzeichnetem Vertrag als Meisterdieb an. Nachdem ihre königliche Festung Erebor unter dem Einsamen Berg, vom Feuerdrachen Smaug (Stimme: Benedict Cumberbatch) zerstört worden ist, weil dieser von den unterirdisch gelagerten Goldschätzen angezogen wurde, wollen die Zwerge ihr Zuhause zurückerobern, denn auch der Versuch, im alten Zwergenreich von Moria eine neue Heimat zu finden, schlug fehl. Damals enthauptete der Orks-Anführer Azog der Schänder in der Schlacht vor den Toren Morias Thorins Großvater Thrór, worauf Thorin ihm den linken Arm abhieb und fortan für tot hielt. Dieser sinnt seit dem Vorfall auf Rache und hetzt seine kriegerische Meute auf die Zwerge, als er von ihrem Vorhaben erfährt. Erst durch die Unterstützung der von Elrond (Hugo Weaving) angeführten Elben gelingt es den Zwergen, sich gegen die Orks zur Wehr zu setzen, und Thorin muss anerkennen, dass in Bilbo mehr steckt als ein feiger und unnützer Hobbit …
Peter Jackson macht es den Fans seiner „Der Herr der Ringe“-Trilogie zunächst nicht ganz leicht, sich wieder in Mittelerde zurechtzufinden. Zwar lässt Komponist Howard Shore gleich zu Beginn ganz berühmte Themen seiner Oscar-prämierten erklingen, und die Anfangssequenz in der Hütte des an seinen Memoiren schreibenden 111-jährigen Bilbo Beutlin (Ian Holm) wirkt wie der gemütliche Wiedereintritt ins vertraute Auenland, aber durch den Klamauk der Zwerge und ihrer Lieder wird eine ungewohnt heitere Tonart angeschlagen, die aus den eher düsteren „Der Herr der Ringe“-Filmen nicht bekannt gewesen ist. Zum Glück halten sich diese Szenen im weiteren Verlauf in Grenzen und je weiter sich die Zwerge auf die Konfrontation mit den Orks einlassen müssen, desto packender, rasanter und düsterer wird der dreistündige Film. Hier wartet Jackson immer wieder mit spektakulären Action-Sequenzen und brillant gestalteten Kulissen auf, die es verschmerzen lassen, dass die Drehbuchautoren (neben Jackson selbst auch der zuvor als Regisseur gehandelte Guillermo del Toro, Fran Walsh und Philippa Boyens) ihren Figuren recht wenig Raum zur Entfaltung geben. Gandalf ist wieder einmal ganz der charismatische Anführer, der mit seinen Zaubern immer wieder das benötigte As aus dem Ärmel schüttelt, um seine Zwergen-Freunde und den Hobbit nicht zu Tode kommen zu lassen.
Die interessanteste Entwicklung spielt sich noch zwischen Thorin und Bilbo ab, der sich zunehmend zu einem Helden entwickelt und sich damit letztlich doch noch Thorins Respekt verdient. Es begegnen uns mit den weiteren Mitgliedern des Weißen Rats - Galadril (Cate Blanchett) und der Zauberer Saruman (Christopher Lee) – zudem alte Bekannte, die hier noch weitaus kleinere Rollen einnehmen.
„Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ reicht sicher nicht an die betörende Klasse der monumental düsteren „Der Herr der Ringe“-Trilogie heran, erweist sich aber als höchst unterhaltsames, in seiner Stimmung stark variierendes Fantasy-Spektakel, das neugierig auf die beiden Sequels macht.
"Der Hobbit - Eine unerwartete Reise" in der IMDb

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