Mad Max

Bevor Mel Gibson in Hollywood mit der „Lethal Weapon“-Reihe und Roger Donaldsons Remake des Abenteuer-Klassikers „Meuterei auf der Bounty“ durchstartete, machte er in seiner australischen Heimat mit der dystopischen „Mad Max“-Trilogie auf sich aufmerksam, die 1979 ihren Anfang nahm und zuletzt 2015 durch Regisseur George Miller wieder erfolgreich aufgenommen wurde. Zu seiner Zeit noch etwas unterschätzt und als sinnlose Gewaltverherrlichung betrachtet, hat „Mad Max“ mittlerweile längst Kult-Charakter.
In einer nahen Zukunft sind die Energievorräte knapp, und die Polizei ist meist damit beschäftigt, sich mit Gesetzlosen wilde Verfolgungsjagden auf den Highways zu liefern. Als der durchgeknallte Nightrider (Vincent Gil), berüchtigtes Oberhaupt der Rockerbande Höllenjockeys, aus dem Gefängnis ausbricht und mit einem entwendeten Polizeifahrzeug mit V8-Motor die Cops zum Narren hält und eine Spur der Verwüstung zurücklässt, vermag nur der aufrechte Cop Max Rockatansky (Mel Gibson) ihn aufzuhalten und über den Jordan zu schicken. Das Schicksal ihres Bandenführers wollen die Höllenjockeys aber nicht auf sich beruhen lassen und blasen zum Rachefeldzug. Nachdem sie Nightriders Leiche eingesammelt haben, ziehen die Rocker marodierend durch die Stadt, lassen aber Johnny (Tim Burns) im Drogenrausch zurück.
Max und sein Freund und Kollege Goose (Steve Bisley) verhaften den Jungen, doch im Gerichtsprozess wird er freigesprochen. Nach Nightriders Tod führt Toecutter (Hugh Keays-Byrne) die Höllenjockeys an und sorgt dafür, dass der in seinem Unfallwagen eingeklemmte Goose verbrennt. Max ist von seinem Anblick im Krankenhaus so verstört, dass er den Dienst quittieren will, doch auf Drängen seines Chefs macht er mit seiner Frau Jessie (Joanne Samuel) und seinem Sohn nur einen längeren Urlaub auf dem Land. Doch als Toecutter und seine Truppe die Fährte aufgenommen haben, kommt es zum tödlichen Showdown …
George Miller hatte für sein Regiedebüt ein so kleines Budget, dass er seinen eigenen Wohnwagen für die Eröffnungssequenz zur Verfügung stellte, damit dieser während der ersten Verfolgungsjagd zwischen Nightrider und den Cops zerfetzt werden konnte. Auch im weiteren Verlauf des Films beweist Miller, dass er mit Herzblut bei der Sache gewesen ist. Um eine dystopische Zukunft darzustellen, braucht es nur das verlassene Outback, ein paar verrückt aussehende Biker in zerfetzten Klamotten und schnelle Autos. Von Anfang an dreht sich die Geschichte nur um den aussichtslos erscheinenden Kampf der Cops gegen die ebenso raffiniert wie skrupellos vorgehenden Rockerbanden, denen es nur darum geht, Benzin für ihre Roadtrips zu besorgen und die Bürger in den Kleinstädten, durch die sie ziehen, in Angst und Schrecken zu versetzen.
Der Gerichtsprozess gegen den aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammenden Johnny unterstreicht, wie sinnlos der Kampf der Gesetzeshüter gegen diese Banden scheint. Mit Nightriders Tod nimmt aber auch früh das Rachemotiv seinen Platz im Plot ein. Während zunächst die Höllenjockeys den Tod ihres Anführers rächen wollen, bekommt Max nicht nur wegen des Schicksals seines besten Freundes ebenfalls Grund, gegen die Rockerbande gewaltsam vorzugehen. Innerhalb kürzester Zeit ist dabei die Wandlung eines zunächst gesetzestreuen Cops zu einem zunächst traurigen, dann nur noch wütenden Mann zu beobachten, der nicht eher ruhen kann, bis der letzte Mann der Höllenjockeys das Zeitliche gesegnet hat. Die Angst vor den inneren Dämonen, die Max eigentlich den Dienst quittieren lassen wollte, ist letztlich der Kapitulation gewichen, sich eben genau der Mittel zu bedienen, die er als Cop zu bekämpfen versuchte.
Miller hat allein schon aus Budgetgründen darauf verzichten müssen, seiner düsteren Zukunftsvision einen visuellen Überbau zu verleihen. Stattdessen setzt er eine weibliche Stimme aus dem Off über Lautsprecher ein, um auf einige Eckpunkte der gesellschaftlichen und politischen Verfassung hinzuweisen. Davon abgesehen genügen die übermächtigen Rockerbanden mit ihren hemmungslos ausgelebten Trieben, mit denen sie morden, zerstören und vergewaltigen, um ein überzeugendes Bild von der entmenschlichten Zukunft zu zeichnen. Mel Gibson demonstriert in seiner Rolle schon eine Leinwandpräsenz, die ihn schließlich zum Serienhelden sowohl der „Mad Max“-, als auch der „Lethal Weapon“-Reihe macht, in Hugh Keays-Byrne als Toecutter hat er aber auch einen charismatischen Gegenspieler. Dazu sorgen der abgewrackte Look, die kompromisslose Action, das asketische Outback, die coole Genre-Mixtur aus Western, Road Movie und Science-Fiction sowie der passende Soundtrack von Brian May („Missing in Action 2“, „Dr. Giggles“) für ein Filmerlebnis, das auch nach vierzig Jahren noch überzeugt.
"Mad Max" in der IMDb

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