The Dark Knight

Mit „Batman Begins“ ist Christopher Nolan 2005 die allseits mit Spannung erwartete Neuverfilmung der in Bob Kanes legendären Comics erzählten „Batman“-Geschichte gelungen, nachdem Tim Burton mit zwei Filmen (1989 und 1992) einen erfolgreichen Ansatz gefunden hatte, der durch Joel Schumacher sinnentleerten und knallbunten Abenteuer „Batman Forever“ (1995) und „Batman & Robin“ (1997) wieder zunichte gemacht wurde. Mit „The Dark Knight“ (2008) geht Nolan noch einen Schritt weiter, indem er dem dunklen Ritter mit dem durchgeknallten Joker und dem weißen Ritter zwei starke Charaktere an jeweils entgegengesetzten Polen der menschlichen Natur zur Seite stellt.
Kaum haben Batman (Christian Bale) und der aufrechte Cop Jim Gordon (Gary Oldman) dem Unterweltboss Carmine Falcone das Handwerk gelegt, wird Gotham City bereits von einem neuen Verbrecher bedroht. Nach einem beispiellosen Banküberfall, bei dem der Joker (Heath Ledger) seine Komplizen durch jeweils einen weiteren erschießen lässt und er selbst den letzten nach erfolgter Verladung des Geldes in einen Schulbus tötet, sehen sich der neue Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhart) und der zum Lieutenant beförderte Jim Gordon einer ganz neuen Herausforderung gegenüber. Denn dem grässlich geschminkten Clown, der durch seinen eigenen Vater verunstaltet worden ist, geht es nicht um Reichtum oder Macht, sondern einzig um Chaos und Anarchie. Dabei setzt er nicht nur auf die Bevölkerung von Gotham City, sondern auch auf den gut organisierten Apparat von Falcones Nachfolger Salvatore Maroni (Eric Roberts), dessen Geld er sich bei dem Bankraub unter den Nagel gerissen hat. Bruce Wayne sieht derweil in dem unerschrocken aufrecht kämpfenden Harvey Dent einen Verbündeten im Kampf gegen das Verbrechen, so dass er sein Alter ego Batman hoffentlich aufgeben und fortan ein bürgerliches Leben mit seiner alten Freundin aus Kindheitstagen, Rachel Dawes (Maggie Gyllenhaal), führen kann. Doch der Joker hat andere Pläne mit Harvey und stürzt Gotham City durch eine Reihe von spektakulären Explosionen ins Chaos … Während Christopher Nolan und Co-Autor David S. Goyer in „Batman Begins“ noch ausführlich den Werdegang von Bruce Wayne und Batman erzählten, nehmen sie - diesmal zusammen mit Nolans Bruder Jonathan - in „The Dark Knight“ eine neue Perspektive ein.
Im Mittelpunkt steht diesmal weniger der titelgebende dunkle Ritter, sondern der als strahlende Hoffnungsträger Harvey Dent auf der einen Seite und der paranoide Schizophrene Joker auf der anderen. Beide sind untrennbar mit Batmans eigenem Schicksal verbunden. Während Batman in Dent einen Mann sieht, der den Kampf gegen das Verbrechen auf ganz legale Weise in die Hand zu nehmen versteht und Gotham City aus der Dunkelheit wieder ans strahlende Licht führen kann, ist der Joker letztlich das Produkt von Batmans rabiatem Vorgehen gegen die Unterwelt von Gotham City. Mit dem Joker hat Batman ein unkontrollierbares Monster geschaffen, das sich an keine Regeln hält und eine wüste Spur von Chaos und Zerstörung in Gotham City hinterlässt.
Während die Geschichte von Bruce Wayne und Batman in „Batman Begins“ aufgerollt wurde, steht in „The Dark Knight“ die Wandlung von Harvey Dent zum entstellten und desillusionieren, von Rachephantasien getriebenen Two-Face im Mittelpunkt der Geschichte, was dem Film eine zutiefst menschliche und tragische Komponente verleiht. Das trifft auch auf den frühen Tod von Joker-Darsteller Heath Ledger („Ritter aus Leidenschaft“, „Brokeback Mountain“) zu, der kurz nach den Dreharbeiten im Alter von 28 Jahren verstarb und für seine außergewöhnliche Performance als Batmans durchgeknallter Gegenspieler posthum zurecht mit einem Oscar belohnt wurde. Durch seine fesselnde Darstellung bekommt „The Dark Knight“ eine Dimension, die frühere Batman-Bösewichte nie erschaffen konnten. Wie blass wirkte zum Beispiel Tom Wilkinson in „Batman Begins“ gegen Heath Ledgers fiebrige, authentische Verkörperung von grenzenloser, brutaler Anarchie. Selbst in einem zweieinhalbstündigen Action-Drama, das „The Dark Knight“ bietet, bleibt neben den drei Hauptdarstellern Christian Bale („Knight of Cops“, „The Big Short“), Aaron Eckhart („Rabbit Hole“, „Olympus Has Fallen“) und Heath Ledger kaum Raum für weitere herausragende Figuren, aber Gary Oldman, Morgan Freeman und Michael Caine füllen wie in „Batman Begins“ ihre Nebenrollen spielerisch leicht aus, während Maggie Gyllenhaal sogar als Ersatz für Katie Holmes in der Rolle von Bruce Waynes alter Freundin Rachel die bessere Wahl ist. Das Produktionsdesign, die Special Effects, die Action-Sequenzen und auch die Musik von Hans Zimmer und James Newton Howard wirken natürlicher als bei „Batman Begins“ und machen neugierig, wie sich mit „The Dark Knight Rises“ der Abschluss der Trilogie präsentieren wird.
"The Dark Knight" in der IMDb

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