Der Pate - Teil II

Mit der Bestseller-Verfilmung von Mario Puzos „Der Pate“ ist Francis Ford Coppola 1972 trotz aller anfänglichen Hürden, die das Projekt überwinden musste, ein dreifach Oscar-prämiertes Meisterwerk gelungen, das den von Marlon Brando so bravourös dargestellten Vito Corleone auf dem Zenit seiner Macht präsentiert, bis er nach einem fehlgeschlagenen Attentat die Geschäfte an seinen Sohn Michael übergeben muss. Die Tragödie, die sich vor allem für den Erben des Paten durch die Machtübernahme entwickelt, setzt Francis Ford Coppola in „Der Pate – Teil II“ (1974) noch eindrucksvoller fort und wurde dafür mit insgesamt sechs Oscars belohnt.
1901 kommt der junge Vito Andolino nach New York, nachdem er erst seinen Vater beerdigen und dann mit eigenen Augen ansehen musste, wie seine Mutter vom örtlichen Mafia-Boss Don Francesco Ciccio (Giuseppe Sillato) erschossen wird, der zuvor von Vitos Vater beleidigt worden war. Vito bekommt von einem Einwanderungsbeamten nach seinem Wohnort in Sizilien den Nachnamen Corleone verpasst und versucht als Erwachsener (Robert De Niro), sich und seine junge Familie durch ehrliche Arbeit in Little Italy über die Runden zu bringen. Als der eitle wie gierige Mafia-Boss Don Fanucci (Gastone Moschin) von Vitos Chef verlangt, stattdessen Fanuccis Neffen einzustellen, lernt Vito den Kleingangster Clemenza (Bruno Kirby) und kommt so mit der Welt der krummen Geschäfte in Berührung. Nachdem er eigenhändig Fanucci aus dem Weg geräumt hat, wird er zu einer festen Größe in seinem Viertel, gewährt seinen Freunden und Bittstellern Gefälligkeiten und darf erwarten, dass sich die Hilfesuchenden zu gegebener Zeit revanchieren.
1958 hat Vitos Sohn Michael Corleone (Al Pacino) die Geschäfte seines Vaters fest in seiner Hand und lebt in Lake Tahoe, Nevada, von wo er aus seine Casino-Geschäfte zu expandieren versucht. Mit der Unterstützung des alten, schwerkranken, doch noch immer recht agilen Gangsters Hyman Roth (Lee Strasberg) plant er, seine Unternehmungen auf Miami und Kuba auszudehnen.
Doch ein Attentat in seinem eigenen Haus, dem Mike und seine Frau Kay (Diane Keaton) nur knapp entkommen, erfordert neue raffinierte Schachzüge, wobei er herausfinden muss, wer aus seiner eigenen Familie ihn verraten hat. Aber auch an familiärer Front läuft es nicht rund. Kay erleidet während Michaels Aufenthalt in Kuba eine Fehlgeburt, sein älterer Bruder Fredo (John Cazale) ist zunehmend unzufrieden mit der geringen Stellung, die ihm Michael bei den Familiengeschäften zugedacht hat, seine Schwester Connie (Talia Shire) will kurz nach ihrer Scheidung schon wieder einen Nichtsnutz heiraten, und schließlich will auch seine Frau ihn verlassen …
Francis Ford Coppola, der die Regie zu „Der Pate“ zunächst widerwillig übernommen hatte, konnte bei der Fortsetzung über volle Kontrolle verfügen und hat ein 200-minütiges Epos geschaffen, das weit mehr als nur ein gewöhnliches Sequel ist. Stattdessen haben Coppola und sein Co-Drehbuchautor Mario Puzo zwei Erzählstränge entwickelt, die einerseits die Geschichte von „Der Pate“ und somit den weiteren Aufstieg Michael Corleones thematisiert, aber auch rekapituliert, wie überhaupt erst sein Vater Vito das Familiengeschäft so erfolgreich aufbauen konnte. Hier erweist die frühe Szene als Schlüsselmoment, als der junge Vito innerhalb kürzester Zeit seine Eltern verliert, weil sie dem örtlichen Mafia-Boss in die Quere gekommen sind.
Für Vito und später auch Michael, der viel von seinem Vater gelernt hat (u.a. dass man seine Freunde nah bei sich haben sollte, seine Feinde aber noch näher), wird Töten ein ganz normales Mittel, um Verrat und Mord zu sühnen, allerdings macht Michael dabei auch vor seiner eigenen Familie nicht Halt. Wie scharf ihm der Wind seiner Gegner ins Gesicht bläst, erfährt er bereits bei der Kommunion seines Sohnes, die ähnlich ausschweifend gefeiert wird wie Connies Hochzeit in „Der Pate“. Wie zuvor Vito empfängt auch Michael am Rande der Feierlichkeiten verschiedene Persönlichkeiten, u.a. Senator Pat Geary (G. D. Spradlin), der eben noch eine Lobesrede auf Michael Corleone und seine großzügige Spende für die Universität gehalten hatte und ihm jetzt aber eine weitere Casino-Lizenz verweigert. Natürlich macht Michael ihm ein Angebot, das der Senator nicht ablehnen kann.
Coppola nimmt sich viel Zeit, die komplizierten Familienbeziehungen, die Frustrationen von Connie, Fredo und Kay herauszuarbeiten, aber auch Michaels zunehmende Vereinsamung, der immer mehr Familienangehörigen vor den Kopf stößt – sogar seinem Rechtsbeistand Tom Hogan (Robert Duvall), dem er wie ein Bruder nahesteht – oder sogar umbringt, weil sie die Familie verraten haben. Die wiederum phantastische Kameraarbeit von Gordon Willis, die akribische Ausstattung, die wunderschöne Musik von Nino Rota und Carmine Coppola sowie die bis in die Nebenrollen perfekt agierende Besetzung machen „Der Pate – Teil II“ zu einem Meisterwerk, an dessen Ende Michael Corleone vor den Trümmern seiner Familie steht.
"Der Pate - Teil II" in der IMDb

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