Zwielicht

Bevor Edward Norton in Filmen wie „Fight Club“ oder „American History X“ zu einer festen Größe in Hollywoods Darsteller-Riege wurde, lieferte er in Gregory Hoblits ein so erstaunliches Debüt, dass er nicht nur seine weitaus prominenteren Kollegen Richard Gere und Laura Linney an die Wand spielte, sondern verdientermaßen auch einen Golden Globe und eine Oscar-Nominierung erhielt. Jetzt ist der Film erstmals auf Blu-ray erhältlich.
Als der Erzbischof von Chicago mit über siebzig Messerstichen in seiner Wohnung bestialisch getötet wird, gelingt es der von einem Zeugen alarmierten Polizei glücklicherweise noch während der ersten Besichtigung des Tatorts, den flüchtigen, blutverschmierten Ministranten Aaron Stampler (Edward Norton) festzunehmen. Als der Star-Verteidiger Martin Vail (Richard Gere) während eines Interviews für eine Titelstory in einer Bar die Live-Bilder von der Verfolgung und Festnahme des Verdächtigen sieht, kümmert er sich umgehend darum, das Mandat des Angeklagten zu erhalten, sieht er doch in dem öffentlichkeitswirksamen Fall eine gute Möglichkeit, wieder die Schlagzeilen zu prägen.
Der Generalstaatsanwalt John Shaughnessy (John Mahoney) schickt mit der Janet Venable (Laura Linney) ausgerechnet Vains ehemalige Geliebte ins Rennen, allerdings scheint der Fall auch sonnenklar zu liegen. Doch je mehr sich Vain mit dem zurückhaltenden, stotternden und verunsicherten Aaron beschäftigt, umso mehr glaubt er tatsächlich an seine Unschuld.
Schließlich beauftragt er die Psychologin Dr. Molly Arrington (Frances McDormand) mit einem psychologischen Gutachten und entdeckt eine kompromittierende Videocassette, die Aaron ein Motiv für den Mord liefert …
Als Regisseur von Fernsehserien wie „Polizeirevier Hill Street“, „L.A. Law“ und „New York Cops – NYPD Blue“ ist Gregory Hoblit vor seinem Hollywood-Filmdebüt mit „Zwielicht“ absolut vertraut mit Cops und Anwälten vor der Kamera gewesen. Mit der Verfilmung von Williams Diehls Buchvorlage ist ihm ein im Grunde genommen absolut konventioneller Justiz-Thriller gelungen, der vor allem von Richard Geres („Pretty Woman“, „Ein Offizier und Gentleman“) Starpower profitiert, aber auch in den Nebenrollen mit Laura Linney („The Mothman Prophecies“, „Kinsey – Die Wahrheit über Sex“), Frances McDormand („Fargo“, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“), John Mahoney („Frasier“, „Teen Lover“), Steven Bauer („Ray Donovan“, „Scarface“), Terry O’Quinn („Millennium“, „Lost“) und Alfre Woodward („Star Trek: Der erste Kontakt“, „12 Years a Slave“) glänzend besetzt ist.
Doch ihnen allen stiehlt Edward Norton in der Verkörperung des naiv wirkenden und zutiefst verstörten Angeklagten Aaron. Richard Gere nimmt man den egozentrischen Star-Anwalt ohne weiteres ab. Dennoch setzt er sich für Aaron voll ein, sucht selbst mehrmals den Tatort auf und spricht regelmäßig mit seinem Mandanten und entwickelt für den armen Jungen sogar etwas wie Empathie. Doch statt sich ganz auf die Figur des offensichtlich psychisch labilen Angeklagten zu konzentrieren, driftet der Plot zu verschiedenen anderen Handlungssträngen ab, von denen eine zu den Investitionen des Generalstaatsanwalts führt, eine andere zu der früheren Beziehung zwischen Vail und Venable. Nach einem interessanten Schlagabtausch vor Gericht wartet „Zwielicht“ mit einer letztlich konsequenten Pointe in einem Justiz-Thriller auf, der vor allem wegen seiner illustren Darsteller gut funktioniert und für Edward Norton verdientermaßen das Sprungbrett zu höheren Weihen diente.
"Zwielicht" in der IMDb

Kommentare

Beliebte Posts