1960 legte Jean-Luc Godard nach einem Drehbuch von François
Truffaut mit seinem ersten Langfilm „Außer Atem“ einen Klassiker der
Nouvelle Vague vor, der vor allem in ästhetischer Hinsicht mit den Konventionen
brach: Mit der Verwendung einer Handkamera, Aufnahmen bei natürlichem Licht und
Jump Cuts sowie in Sprache und Bildmontage asynchron verlaufenden Dialogszenen widersetzte
sich Godard modernen Sehgewohnheiten und drehte den Film innerhalb von
vier Wochen an Originalschauplätzen, nämlich auf dem Land, in Zimmern und den
Straßen von Paris, dort, wo sich das Leben wirklich abspielte, wie Godard
betonte. 1979 plante Low-Budget-Regisseur Jim McBride („The Big Easy“,
„Great Balls of Fire“) ein Remake, doch nachdem Schauspieler wie Gary
Busey, Al Pacino, John Travolta und Robert De Niro die Hauptrolle
ablehnten und Universal Pictures das Projekt aufgab, wurde der Film 1983 von
Orion Pictures mit Richard Gere („Ein Offizier und Gentleman“, „Ein Mann
für gewisse Stunden“) umgesetzt.
Inhalt:
Kleinganove Jesse Lujack (Richard Gere) macht sich einen
Spaß daraus, mit gestohlenen Luxus-Karossen durch die Gegend zu fahren, doch
als er in Las Vegas einen Porsche stiehlt, um nach Los Angeles zu fahren, wird
er nach einem gefährlichen Manöver vor einer Straßensperrung von der Polizei
verfolgt und erschießt mit einer Pistole, die er im Handschuhfach findet, den
Polizisten, der ihn auf freiem Gelände anhält. In L.A. angekommen sucht Jesse
die Architektur-Studentin Monica (Valérie Kaprisky) auf, mit der er in
Las Vegas mehrere Nächte verbracht hat. Jesse platzt in Monicas
Abschlussprüfung und versucht sie zu überreden, mit ihm nach Mexiko
durchzubrennen. Aber den beiden fehlt das Geld und so verbringen sie ihre Zeit
zusammen in Los Angeles. Währenddessen macht die Polizei bei ihren Ermittlungen
Fortschritte: Die Schlinge um Jesse zieht sich immer weiter zu...
Kritik:
Eines macht Jim McBride zumindest richtig: Er
versucht gar nicht erst, sich an Godards origineller Inszenierung zu
orientieren, sondern verortet die Amour fou im Amerika der 1980er Jahre. Der
damals angesagte Hollywood-Beau Richard Gere darf als Kleinkrimineller
und Rock’n’Roll-Fan mächtig über die Stränge schlagen und sich ordentlich zum
Affen machen. Valérie Kaprisky („Die öffentliche Frau“) verkörpert
zwar eine Architektur-Studentin mit einer Vorliebe für William Faulkner
(„Zwischen dem Kummer und dem Nichts, würde ich den Kummer wählen.“), doch ihr
Schauspiel beschränkt sich eher darauf, leicht bekleidet oder nackt die
Fantasien des männlichen Publikums auf Touren zu bringen. Und so beobachten wie
die beiden fraglos schönen Menschen vor allem dabei, wie sie ihren tristen
Alltag mit dem Fahren in schicken Autos und Sex versüßen. Schauspielerisch bietet
„Atemlos“ recht wenig, dafür viel nackte Haut, einen tollen Soundtrack und schick
in Szene gesetzte Kulissen, doch diese oberflächlichen Reize können nicht
verhehlen, dass das Remake von Godards Klassiker, in dem Jean-Paul
Belmondo und Jean Seberg das Außenseiter-Paar spielen durften, nicht
wirklich nötig gewesen ist.
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