Mit der „Matrix“-Reihe (1999-2021) hat sich Keanu
Reeves („Speed“, „Gefährliche Brandung“) bereits zum Action-Star katapultiert,
doch seine wahre Bestimmung hat er in dem Action-Franchise „John Wick“ (2014-2023)
gefunden, das es immerhin auf vier Filme gebracht hat und noch immer nicht zu
Ende erzählt zu sein scheint. Denn nach der Mini-Serie „Continental“,
die die Vorgeschichte Hotelbesitzers Winston Scott im New York der 1970er Jahre
erzählt, gibt es mit „From the World of John Wick: Ballerina“ das nächste
Spin-off, diesmal mit von Ana de Armas verkörperter Frauen-Power.
Inhalt:
Die junge Tänzerin Eve Macarro (Ana de Armas) musste
als Kind mitansehen, wie ihr Vater von Anhängern einer kriminellen Organisation
unter der Führung des Kanzlers (Gabriel Byrne) ermordet wird. Damals
wurde das Mädchen vom Continental-Manager Winston Scott (Ian McShane) aufgelesen
und in die Obhut der Ruska Roma und ihrer Direktorin (Anjelica Huston) übergeben,
wo sie über Jahre hinweg erst zu einer Balletttänzerin und schließlich durch
die Lehrerin Nogi (Sharon Duncan-Brewster) zu einer Auftragskillerin
ausgebildet wurde. Nachdem sie nun ihre Ausbildung abgeschlossen hat, will Eve Rache
am Kanzler und dem von ihm geführten Kult zu nehmen. Sie reist nach Prag, wo
sie auf das ehemalige Kult-Mitglied Daniel Pine (Norman Reedus) und
dessen kleine Tochter Ella trifft, die die Organisation – ebenso wie ihr
eigener Vater damals - verlassen wollen. Als der Kanzler Ella entführen lässt
und Pine schwer verletzt, entschließt sich Eve dazu, das junge Mädchen aus dem
Kult-Hauptsitz in Hallstatt zu befreien. Nachdem sie bereits etliche
Kultmitglieder aus dem Weg geräumt hat, droht der Kanzler, der Ruska Roma den
Krieg zu erklären, sollten sie Eve nicht aufhalten. Die Direktorin der Ruska
Roma entsendet daraufhin John Wick (Keanu Reeves), der Eve bis
Mitternacht töten soll...
Kritik:
Nachdem Drehbuchautor Derek Kolstad und Regisseur Chad
Stahelski maßgeblich für die vier „John Wick“-Filme verantwortlich gewesen
sind, sollen „John Wick: Kapitel 4“-Autor Shay Hatten und „Underworld“-Regisseur
Len Wiseman frischen Wind in das Franchise bringen. Das gelingt ihnen
vor allem durch die Einführung einer weiblichen Protagonistin sehr gut. Im
Gegensatz zu John Wick, der „nur“ den Mord an seinem Hund zu betrauern hatte,
geht es bei Eve um ein tiefer sitzendes Trauma, schließlich musste sie mit dem
Mord an ihrem Vater den Tod ihres letzten Familienangehörigen erleben. Eindrucksvoll
schildert „Ballerina“ die im wahrsten Sinne bluttriefende Ausbildung als
Ballerina und Elite-Killerin, wobei Eve lernen muss, dass sie ihren männlichen
Gegnern körperlich stets unterlegen sein wird und deshalb wie eine Frau denken
und kämpfen soll. Der Film führt uns etwas tiefer in die fast mythischen
Dimensionen des „John Wick“-Kosmos und bietet ein Wiedersehen mit vielen
bekannten Gesichtern aus der erfolgreichen Reihe, so dass sich „Ballerina“
überzeugend zwischen die Kapitel Drei (2019) und Kapitel Vier
(2023) der Action-Saga einfügt. Dabei überzeugt nicht nur wie gewohnt die
Action mit wilden Feuergefechten und schmerzlichen Nahkämpfen, sondern auch die
Filmarchitektur. Vor allem der Ausflug ins idyllisch wirkende
oberösterreichische Städtchen Hallstadt erweist sich geschickter Schachzug der
Filmemacher, die im Finale nicht nur John Wick selbst eine größere Rolle
zuschanzen, sondern auch mit Feuerwerfern neue Dimensionen des Gemetzels entwerfen.
Ana de Armas, die bereits in „James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“ ihre
Action-Fähigkeiten unter Beweis stellen durfte, macht als rachsüchtige Killerin
eine gute Figur. Dafür bleibt leider ihr Gegenspieler Gabriel Byrne („Miller’s
Crossing“, „End of Days“) erschreckend blass.
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