Pappa ante portas

Mit seinen Fernsehsketchen brachte Vicco von Bülow alias Loriot das Publikum bereits seit 1967 zum Lachen, als er für den Süddeutschen Rundfunk der ARD die Sendung „Cartoon“ nicht nur als Autor und Co-Regisseur, sondern vor allem als Moderator vom roten Sofa aus präsentierte. 1988 brachte der vielfach ausgezeichnete Humorist mit „Ödipussi“ seinen ersten Kinofilm heraus, der so erfolgreich war, dass ein zweiter Film nicht lange auf sich warten lassen durfte. Leider blieb „Pappa ante portas“ (1991) auch schon Loriots letzte Arbeit für die große Leinwand.

Inhalt:

Mit einer Anschaffung von Schreibmaschinenpapier, das für die nächsten 40 Jahre reicht, glaubt der pflichtbewusste Heinrich Lohse (Vicco von Bülow) seiner Firma das Geschäft des Jahres beschert zu haben. Zu seinem Leidwesen sieht die Unternehmensleitung dies allerdings ganz anders und so findet sich Lohse plötzlich im nicht ganz freiwilligen Vorruhestand wieder. Ohne einen Schimmer, was er mit der neugewonnen Freizeit anfangen soll, sieht der Frührentner die eigene Aufgabe fortan darin, seine jahrzehntelange Erfahrung als Einkaufsdirektor der Deutschen Röhren AG in den Dienst des dreiköpfigen „Familienunternehmens" zu stellen. Davon sind seine Ehefrau Renate (Evelyn Hamann) und Sohn Dieter (Gerrit Schmidt-Foß) allerdings wenig angetan, stürzt das übereifrige Familienoberhaupt den bisher bestens organisierten Haushalt doch schon mit seinem ersten Familieneinkauf ins Chaos. Nach einem lauten Streit in einer Gaststätte beschließt Renate, dass es so nicht weitergehen kann. Aber gibt es für Lohse ein Leben nach dem Job?

Kritik:

Bereits mit seinem Kino-Regiedebüt „Ödipussi“ erwies sich Loriot als feinsinniger Beobachter menschlicher Macken, die er genussvoll in einer Sketchrevue offenbarte, die im Spannungsfeld einer nicht ganz einfachen romantischen Beziehung zweier nicht mehr ganz so junger Menschen vor dem Hintergrund einer engen Mutter-Sohn-Beziehung angelegt war. Mit „Pappa ante portas“ blieb Loriot im familiären Umfeld, seziert genüsslich die durch eine verfrühte Pensionierung veränderte Routine im Familienleben einer ehemaligen Führungskraft, wobei der von Loriot natürlich selbst verkörperte Protagonist schnell feststellen muss, dass das Führen eines Haushalts anderen Regeln folgt als denen eines Unternehmens. Die ständige Anwesenheit ihres Mannes bringt natürlich den zuvor geregelten Alltag von Renate, aber auch ihrer Putzhilfe völlig aus dem Konzept. Munter sprengt Renates Mann ihre Kaffeekränzchen, lässt die Betten beim Lüften in den Garten fallen und kauft palettenweise Senf ein, weil der Mengenrabatt einfach zu verführerisch für einen altgedienten Kaufmann ist. Dass der Sohn ständig neue Klassenkameradinnen ins Haus bringt, entgeht Lohses Aufmerksamkeit ebenso wie das gereizte Nervenkostüm seiner Frau, die irgendwann natürlich explodiert. Auch wenn die Witze diesmal nicht so stark zünden wie bei „Ödipussi“ und die Geschichte fast schon im Sand verläuft, ist „Pappa ante portas“ doch voller skurriler, typisch deutscher Gags, wie man sie eben nur bei Loriot zu sehen bekommt.

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