Der Stadtneurotiker

Der Stand-up-Comedian Woody Allen hat in seinen ersten Regiewerken („Woody, der Unglücksrabe“, „Bananas“, „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten…“) vor allem auf seine Fähigkeiten als Gagschreiber gesetzt und um die Gags herum eine sehr verspielte Rahmenhandlung gebaut. Mit „Der Stadtneurotiker“, dem vierfach Oscar-prämierten Auftakt seiner gefeierten „New York“-Trilogie (die mit „Manhattan“ und „Stardust Memories“ vervollständigt wurde), zeigte sich Allen als selbstreflektierender Comedian, der seine Beziehung mit Diane Keaton rekapituliert.

Inhalt:

Alvy Singer (Woody Allen) ist zwar ein erfolgreicher, intellektuell geprägter jüdischer Komiker, der auch auf der Straße oder vor dem Kino erkannt und um Autogramme gebeten wird, es sich mit seiner neurotischen Art mit Frauen regelmäßig verscherzt.
Er lernt Annie Hall (Diane Keaton) beim Tennis mit seinem Freund kennen, verliebt sich in sie und trifft mit ihr auf einen neurotischen Gegenpart. Höhen und Tiefen wechseln sich in ihrer Beziehung ab, in der sie sich gegenseitig mit ihren psychoanalytischen Weisheiten übertrumpfen. Nach zwei gescheiterten Ehen verliert Alvy auch Annie und nimmt sogar eine Reise ins verhasste Kalifornien auf sich, um sie zurückzugewinnen, nachdem verschiedene Versuche, Beziehungen zu anderen Frauen aufzubauen, ebenfalls gescheitert sind…

Kritik:

Mehr noch als in seinen vorangegangenen Filmen steht Woody Allen in „Der Stadtneurotiker“ nicht nur als Regisseur und Hauptdarsteller, sondern vor allem als sich selbst im Mittelpunkt. Allen macht sich einen durchaus ernst gemeinten Spaß daraus, sich und seine verkorkste Sexualität, sprich: seine Beziehung zum weiblichen Geschlecht zu thematisieren. Dabei verwendet er auf unorthodoxe, aber gekonnte Weise verschiedene Stilmittel, um das Publikum bei Laune zu halten. So spricht Allen alias Alvy Singer sein Publikum in der ersten Szene mit einem Witz und einem Zitat direkt an, vollzieht plötzliche Zeitsprünge in die Kindheit und die Anfänge und Zwischenstationen seiner Beziehung zu Annie, auf deren Scheitern er am Anfang zurückblickt. Die Beziehungen zu den anderen Frauen werden dagegen nur kurz angerissen und veranschaulichen nachhaltig, dass Allens Alter Ego nicht in der Lage ist, eine andere Frau als Annie Hall zu lieben. Es ist also das Gegenstück eines klassischen Liebesfilms, denn „Der Stadtneurotiker“ erzählt vor allem von der Unmöglichkeit einer Liebe zwischen zwei so verkorksten Individuen, wie es Alvy und Annie sind. Außerdem zieht Allen historische Persönlichkeiten (wie Marshall McLuhen) nach ihrer Erwähnung vor die Kamera und lässt sie das vorherige Geschehen kommentieren. Mit allerlei Kniffen und Ideen verdeutlicht Allen aber vor allem, dass er in Sachen Frauen keinen Boden unter die Füße bekommt, was ebenso tragisch wie komisch inszeniert wird. Etliche spätere Hollywood-Stars wie Jeff Goldblum, Sigourney Weaver, Shelley Duvall und Beverly D’Angelo sind hier in ersten Kurzauftritten zu sehen.
"Der Stadtneurotiker" in der IMDb

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