Enthüllung
Mit seinen Roman- und Drehbuchvorlagen zu Blockbustern wie „Der
große Eisenbahnraub“, „Westworld“, „Sphere“, „Die Wiege der Sonne“, „Twister“, „Jurassic
Park“ und „Der 13. Krieger“ hat der 2008 verstorbene Bestseller-Autor
Michael Crichton praktisch schon eine Erfolgsgarantie mitgeliefert, die
es Regisseuren, die sich profilieren wollen oder müssen, leicht macht, auf sich
aufmerksam zu machen. Das trifft auch auf Barry Levinson zu, der nach
den Erfolgen mit „Rain Man“ (1988) und „Avalon“ (1990) bereits
mit dem Mafia-Biopic „Bugsy“ (1991) zu straucheln begann und mit seinen
nächsten beiden Filmen „Toys“ (1992) und „Jimmy Hollywood“ (1994)
vollends baden ging. Da kam ihm die Verfilmung von Crichtons Roman „Enthüllung“
(1994) gerade recht.
Inhalt:
Tom Sanders (Michael Douglas) lebt mit seiner Frau
Susan (Caroline Goodall) und zwei Kindern in Seattle und ist Leiter der
Produktionsabteilung des Hi-Tech-Unternehmens DigiCom. Das Unternehmen plant
gerade die Fusion mit der Firma Conley-White. Für Sanders bietet dieser Deal als
Besitzer von Aktienoptionen von Digicom nicht nur Reichtum, sondern auch die
Hoffnung auf eine Beförderung zum Vizepräsidenten der Abteilung „Entwicklung
und Planung“ in seiner Firma.
Sein Traum platzt allerdings, als Firmenchef Bob Garvin (Donald
Sutherland) die Stelle mit Meredith Johnson (Demi Moore) besetzt,
die Garvin bei einem Problem mit der Firmenfusion half. Pikant ist diese Personalie
vor allem deshalb, weil Sanders vor einigen Jahren eine heiße Affäre mit
Meredith hatte. Bei einer abendlichen Besprechung in ihrem neuen Büro versucht
Meredith, an die alten Zeiten anzuknüpfen, macht sich an Sanders‘ Hose zu
schaffen und versucht ihn, zum Geschlechtsverkehr zu verführen. Sanders gelingt
es, sich aus dieser Umklammerung zu befreien und das Büro seiner neuen Chefin
zu verlassen. Meredith lässt diese Schmach allerdings nicht auf sich sitzen und
bezichtigt ihn am nächsten Tag der sexuellen Belästigung. Um dem Unternehmen
nicht zu schaden und die geplante Fusion nicht zu gefährden, wird Sanders eine
finanziell ungünstige Versetzung nach Austin nahegelegt. Sanders gibt aber
nicht klein bei und sucht die populäre Anwältin Alvarez (Roma Maffia)
auf. Mit ihrer Hilfe droht er DigiCom mit einer Klage wegen sexueller
Belästigung am Arbeitsplatz nach Artikel 7 des Civil Rights Act.
Da das Unternehmen, mit dem man fusionieren will, sehr
konservativ ist, würde das Bekanntwerden eines Sexskandals in der Firma die
Fusion zum Platzen bringen. So ist man bei DigiCom gezwungen, auf Sanders
zuzugehen und mit ihm eine Einigung zu suchen, damit der Fall nicht an die
Öffentlichkeit gerät. Beide Parteien treffen sich in der Folge zu einem
Schlichtungsgespräch. Doch hinter den Kulissen arbeiten sowohl Sanders als auch
Meredith an der Vernichtung ihres Gegenübers…
Kritik:
Normalerweise geht es bei sexueller Belästigung am
Arbeitsplatz um männliche Angriffe auf das weibliche Geschlecht, wobei nach wie
vor patriarchalische Machtstrukturen dafür sorgen, dass die Opfer sich oft
nicht trauen, die Verantwortlichen anzuzeigen. In Michael Crichtons
Romanvorlage zu „Enthüllung“ werden die Rollen mal vertauscht. Diesmal
befindet sich die Frau in der Machtposition, die sie schamlos ausnutzt, um eine
alte Affäre mit ihrem nun Untergebenen aufzuwärmen. Michael Douglas darf
nach „Eine verhängnisvolle Affäre“ (1987) und „Basic Instinct“ (1992)
einmal mehr in einem Erotik-Thriller auftrumpfen, Demi Moore („G.I.
Jane“, „Das siebte Zeichen“) glänzt vor allem mit hartem Körpereinsatz und
viel nackter Haut. Interessant an „Enthüllung“ sind nicht nur die
umgekehrten Geschlechterrollen, sondern vor allem die Unternehmensstrukturen in
der Hi-Tech-Branche, wo bei aller Innovationskraft doch sehr konservative Werte
vertreten werden. Mit der gläsernen, luftigen Architektur der
DigiCom-Firmenzentrale und den Virtual-Reality-Szenen ist Regisseur Barry
Levinson ein vielsagender Blick in die Zukunft der IT-Branche gelungen, wobei
der Streit zwischen Sanders und Meredith fast schon in den Hintergrund gerät
und am Ende nur zufällig entdeckte Beweise für ein Hollywood-typisches Finale
sorgen. Das ist souverän inszeniert und gespielt, doch ist „Enthüllung“ kein
Meilenstein in Levinsons oder Michael Douglas‘ Werksbiografie.








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