Die Körperfresser kommen
Als Jack Finney 1954 „The Body Snatchers“ als
dreiteiligen Fortsetzungsroman im Wochenmagazin Collier’s Weekly veröffentlichte
und zwei Jahre später die Verfilmung von Don Siegel unter dem Titel „Invasion
of the Body Snatchers“ (dt. „Die Dämonischen“) folgte, sahen
Kritiker in dem Stoff entweder eine Warnung vor einer kommunistischen Infiltration der
USA oder vor dem Konformismus der McCarthy-Ära, während
der Autor selbst nur gute Unterhaltung liefern wollte. 1978 legte Philip
Kaufman mit „Die Körperfresser kommen“ ein beklemmendes Remake, in
dem das Thema der Infiltration und des Konformismus noch stärker zum Ausdruck
kommen sollte.
Inhalt:
Als die Biologin Elizabeth Driscoll (Brooke Adams) bei
einem Spaziergang durch einen Park in San Francisco auf eine seltsame,
wohlriechende Blume stößt, hebt sie sie auf, nimmt sie mit nach Hause und zeigt
sie ihrem Freund Geoffrey Howell (Art Hindle), der sich jedoch kaum
dafür interessiert. Währenddessen entdeckt ein Beamter der Gesundheitsbehörde,
Matthew Bennell (Donald Sutherland), bei der Überprüfung eines
französischen Restaurants erst Rattendreck in einem Kochtopf, dann auf dem Weg
zu seinem Auto die zerschmetterte Frontscheibe seines Wagens. Am nächsten
Morgen findet Elizabeth Geoffrey verändert vor. Statt mit ihr wie geplant zu
einem Basketballspiel zu gehen, teilt er ihr mit, am Abend zu einem Treffen zu
gehen. Völlig verstört erzählt sie Matthew, dass Geoffrey nicht mehr der sei,
der er einmal war, dass er keine Emotionen mehr zu haben scheine. Eine ähnliche
Beobachtung macht Matthew, als er seine Kleidung in die chinesische Reinigung
gibt und der Besitzer Matthew berichtet, seine Frau sei nicht mehr dieselbe. Als
Matthew und Elizabeth am Abend eine Buchvorstellung von Matthews Freund, den Psychiater
Dr. David Kibner (Leonard Nimoy), besuchen, muss Kibner eine Frau
beruhigen, die Ähnliches über ihren Mann erzählt.
Zusammen mit Schriftsteller Jack (Jeff Goldblum) und
Heilbadbetreiberin Nancy (Veronica Cartwright) machen Elizabeth und
Matthew eine schockierende Entdeckung: Die böse Saat aus dem All entwickelt
sich zu seelenlosen Doppelgängern von Menschen und hat bereits Teile der
Gesellschaft durch Kopien ausgetauscht. Können sie die außerirdische Übernahme noch
aufhalten?
Kritik:
Bereits mit den ersten Einstellungen, in denen lebende Partikel
aus dem All auf die Erde rieseln, ahnt der Zuschauer, was in den kommenden zwei
Stunden auf ihn zukommt – eine Invasion von Außerirdischen. Die verläuft
allerdings äußerst raffiniert und – zunächst - nahezu unbemerkt. Als
wohlriechende Blumen dringen sie in die Wohn- und Schlafzimmer der Menschen ein,
entwickeln über Nacht Duplikate ihrer Opfer und nehmen nicht nur ihre Gestalt,
sondern auch ihre konformistische Rolle in der Gesellschaft ein, während die dann
leere menschliche Hülle entsorgt wird. In Windeseile haben sich die Parasiten
die Stadt untertan gemacht und organisieren mit militärischer Präzision die
Übernahme. Diente bei Don Siegels Verfilmung in den Fünfzigern noch die
Angst vor dem Kommunismus als vorherrschendes Interpretationsmodell, macht Kaufman
(„Der Stoff, aus dem die Helden sind“, „Die Wiege der Sonne“) auf
beängstigende Weise deutlich, wie sich eine parasitäre Spezies wie eine konformistische
Masse ausbreitet und als solche nur von jenen erkannt wird, die noch ihre Individualität,
ihre Persönlichkeit, ihre Gefühle bewahrt haben. Wenn Kaufman anfängt,
diesen Verwandlungs-Prozess, der zuvor nur in den Beobachtungen der
Protagonisten stattfand, anfängt, im Detail zu zeigen, entwickelt sich „Die Körperfresser
kommen“ für einen Moment zum Body Horror, schließlich zu einem
Zombie-Massaker mit ernüchternder Aussicht. Das ist klaustrophobisch fotografiert,
verstörend musikalisch untermalt und glänzend gespielt. Die weiteren Remakes
von Abel Ferrara („Body Snatchers – Die Körperfresser“) und Oliver
Hirschbiegel („Invasion“) haben diese Intensität nicht mehr
erreicht.
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