Auf kurze Distanz

Auf das Konto des im Mai dieses Jahres verstorbenen Filmemachers James Foley gehen sowohl die großartigen Dramen „After Dark, My Sweet“ und „Glengarry Glen Ross“ als auch die John-Grisham-Verfilmung „Die Kammer“ und die beiden letzten „Fifty Shades of Grey“-Filme, die ihm gleich zwei weitere Nominierungen für die „Goldene Himbeere“ einbrachten, nachdem er bereits 1987 mit der Madonna-Sean-Penn-Liebeskomödie „Who’s That Girl“ eine kolossale Bruchlandung hingelegt hatte. Dabei hatte Foley sowohl mit seinem Langfilmdebüt „Reckless“ (1984) als auch mit dem auf wahren Begebenheiten beruhenden Krimi-Drama „Auf kurze Distanz“ (1986) bewiesen, dass er gute Filme zu inszenieren versteht.

Inhalt:

Bradford Whitewood jr. (Sean Penn) lebt Ende der 1970er Jahre mit seiner Mutter Julie (Millie Perkins) und der Großmutter (Eileen Ryan), mit Bruder Tommy (Chris Penn) und mit Stiefvater Ernie (Alan Autry) in einem heruntergekommenen Farmhaus in Pennsylvania. Als er in der Stadt die hübsche Terry (Mary Stuart Masterson) kennenlernt, ist Brad voll des Glücks. Schließlich nimmt nach Jahren sein Vater (Christopher Walken) wieder Kontakt zu dem Jungen auf und bezieht ihn in seine kriminellen Machenschaften ein. Sowohl Brad als auch Tommy machen sich beim Diebstahl teurer Traktoren gut, doch als Brad beschließt, seinen kurzen Ausflug in die illegalen Geschäfte seines Vaters zu beenden, kommt es zu Spannungen. Brads Vater sorgt sich, dass sein Sohn ihn an die Polizei verpfeifen könnte, und Brad wurde bereits Zeuge, wie sein Vater mit Verrätern umzugehen beliebt…

Kritik:

Vielmehr als ein klassisches Kriminaldrama präsentiert sich James Foleys zweiter Film als Psychogramm einer dysfunktionalen Familie. Brad weiß zunächst nichts mit dem plötzlichen Auftauchen seines Vaters im Haus seiner Mutter und Großmutter anzufangen, doch die vermeintlich offenherzige Art seines Vaters und Brads eigene Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung treibt ihn schließlich in die Arme seines Vaters und seiner Gang. Nach der anfänglichen Aufregung und ersten Verdiensten muss Brad jedoch feststellen, dass er sein Leben mit Terry auf bodenständigere Weise aufbauen will und sein Vater ein egomanischer, skrupelloser Gangster ist, dem die Familienbande nichts bedeutet. Christopher Walken („The King of New York“, „Dead Zone“) und Sean Penn („Colors – Farben der Gewalt“, „Im Vorhof der Hölle“) brillieren als explosives Vater-Sohn-Gespann, das an unterschiedlichen Lebensauffassungen auseinanderbricht. Der Film basiert auf einer Familientragödie um Bruce Johnston sr., Kopf einer Diebesbande in Chester County, Pennsylvannia, und gefällt durch die atmosphärisch dichte Kameraarbeit und die psychologisch feinsinnige Inszenierung, die sich viel Zeit nimmt, die Lebenswelten der Protagonisten einzufangen. Neben Mary Stuart Masterson („Ist sie nicht wunderbar?“) ist auch Kiefer Sutherland („Flatliners“, „The Lost Boys“) in einer Nebenrolle zu sehen. Und Madonna, mit der Sean Penn kurz verheiratet gewesen ist und die mit ihm anschließend den Film „Who’s That Girl?“ realisierte, durfte den End-Title-Song „Live to Tell“ singen.

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