The Village - Das Dorf

Mit seinen Blockbustern „The Sixth Sense“ (1999), „Unbreakable“ (2000) und „Signs“ (2002) avancierte der indischstämmige Filmemacher M. Night Shyamalan innerhalb kürzester Zeit zum Wunderkind, das in den Gefilden des Mystery-Dramas in gemächlichem Erzähltempo und spiritueller Note das Unbekannte und Übersinnliche zum Thema machte und vor allem in „The Sixth Sense“ durch seinen genialen Plot Twist begeisterte. In den nachfolgenden Filmen überzeugte zwar nach wie vor die sorgfältig konstruierte Atmosphäre, doch drohte sich das Konzept der überraschenden Auflösung am Ende bereits totzulaufen. Dafür stellt auch „The Village – Das Dorf“ (2004) ein beredtes Beispiel dar. 

Inhalt: 

Völlig abgeschieden von der Außenwelt leben die gut 60 Einwohner von Covington in einem Tal inmitten der Wälder von Pennsylvania. Die streng pazifistische Dorfgemeinschaft wird von einem Ältestenrat angeführt, zu dem neben dem Edward Walker (William Hurt), Mrs. Clack (Cherry Jones), August Nicholson (Brendan Gleeson) und Vivian Percy (Celia Weston) auch die verwitwete Alice Hunt (Sigourney Weaver) zählt. Ihr stiller, aber mutiger Sohn Lucius (Joaquin Phoenix) trägt eines Tages dem Ältestenrat seinen Wunsch vor, in die Stadt gehen zu dürfen, um Medizin zu besorgen, mit der die geistige Behinderung von Noah Percy (Adrien Brody) gelindert werden könnte. 
Doch damit würde er gegen den Pakt verstoßen, den die Bewohner von Covington mit den „Unaussprechlichen“, gefährlichen, unheimlichen Wesen aus dem Wald geschlossen haben. Solange die Grenzen zwischen Dorf und Wald geachtet werden, dürfen sich die Menschen in dem Dorf sicher fühlen. Trotzdem hat die Dorfgemeinschaft einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen. So gilt die Farbe Rot, die mit den Unaussprechlichen assoziiert wird, als so gefährlich, dass sie in Covington verboten ist. Nachts werden Feuer an den Grenzpfosten entfacht und Wachtürme mit Alarmposten besetzt. Bei aller Vorsicht kann jedoch nicht verhindert werden, dass immer wieder kleinere Tiere gehäutet und tot in dem Tal gefunden werden. Als sich die blinde Ivy (Bryce Dallas Howard) und Lucius ineinander verlieben, sticht der eifersüchtige Noah Lucius mit einem Messer nieder. Ohne die richtige medizinische Versorgung wird Lucius sterben. Edward Walker erlaubt seiner Tochter, den gefährlichen Weg in die Stadt anzutreten, um die lebenswichtige Medizin für ihren Verlobten zu besorgen… 

Kritik: 

Mit seinem vierten großen Hollywood-Film entführt uns M. Night Shyamalan scheinbar in eine andere Zeit, in der der Zusammenhalt einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft noch was zählt, die bei festlichen Veranstaltungen wie Beerdigungen und Hochzeiten geschlossen zusammenkommt und jedem Mitglied der Gemeinde die Möglichkeit bietet, sein Anliegen vor den Ältestenrat vorzubringen. Shyamalan, der wie zuvor auch bei „The Village“ in Personalunion als Drehbuchautor, Produzent, Regisseur und Nebendarsteller fungiert, benötigt nicht lange, um nach der Einführung der Lebensweisen in einem in sich geschlossenen Raum das unheimliche Element, eine diffuse Bedrohung aus den Wäldern zu thematisieren. 
Der Filmemacher bleibt sich dabei seinem bewährten Konzept treu, das Unheimliche nur anzudeuten. Die furchterregenden Kreaturen erscheinen nur selten im Bild, und dann auch nur als vorbeihuschende, in roten Gewändern steckende Schatten. Damit lässt Shyamalan keine Zweifel aufkommen, dass die Furcht der Dorfgemeinschaft vor den Unaussprechlichen tatsächlich begründet ist, und er macht ebenso deutlich, welche Gefahren mit einer Übertretung der Grenzen verbunden sind. Bis der Plot an diesen unvermeidlichen kritischen Punkt gelangt, befasst sich Shyamalan ausgiebig mit den Gepflogenheiten und persönlichen Beziehungen in Covington. Da bekommt Ivys Schwester Kitty (Judy Greer) zunächst eine Abfuhr von Lucius, den sie zu heiraten beabsichtigte, erklärt Edward Walker den Kindern in der Schule, dass für die gehäuteten Tiere die Unaussprechlichen verantwortlich seien, läuft Noah mit Ivy um die Wette. 
Mit diesen jeweils unaufgeregten Szenen kreiert Shyamalan das Bild einer friedliebenden Gemeinschaft mit festen Regeln und einem starken Glauben. Roger Deakins („Die Verurteilten“, „No Country for Old Men“) taucht dieses Geschehen in satte, gelbbetonte Farben, während die Bedrohung aus den Wäldern in leuchtendem Rot eingefangen wird. Unterstützt durch den wieder einmal grandiosen, diesmal sehr Streicher-lastigen Score von James Newton Howard schafft Shyamalan eine wunderbare Atmosphäre für eine Coming-of-Age-Geschichte, ein Drama um Liebe, Glaube und Mut, doch sobald Edward Walker seine blinde Tochter auf die gefährliche Reise vorbereitet – und damit den ersten Plot Twist präsentiert -, verliert die Story zunehmend an Glaubwürdigkeit. 
Alles scheint nun auf den großen Überraschungseffekt hinzuarbeiten, der allerdings auf ganzer Linie enttäuscht, weil er Shyamalan genau damit die Zuschauererwartungen bedient, die er bei „The Sixth Sense“ noch so virtuos unterlaufen hat. Damit verpuffen auch die großartigen Darsteller, von denen vor allem Joaquin Phoenix und Newcomerin Bryce Dallas Howard überzeugen, während großartige Mimen wie William Hurt, Brendan Gleeson und Sigourney Weaver kaum gefordert werden. 
„The Village – Das Dorf“ überzeugt einmal mehr durch sein gemächliches Erzähltempo, wunderbare Bilder und einen großartigen Score, doch hätte er aus der Geschichte, die zu gleichen Teilen Liebesromanze und Gesellschaftsstudie zu Fragen der menschlichen Zivilisation darstellt, weit mehr herausholen können. Der allzu voraussehbare Plot Twist macht viele dieser Bemühungen leider zunichte. 

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