Twin Peaks - Staffel 2

Mit ihrer 1989 initiierten Mystery-Serie „Twin Peaks“ haben Mark Frost und David Lynch ein Phänomen geschaffen, das die Fernsehwelt nachhaltig verändern sollte. Nach den acht Folgen der ersten Staffel war die trügerische Idylle der 50.000-Seelen-Kleinstadt Twin Peaks nahe der kanadischen Grenze für immer zerstört, Affären, Korruption, Drogenhandel und Mord haben bei den Bewohnern von Twin Peaks, aber auch bei den Teams von Sheriff Harry S. Truman und FBI-Agent Dale Cooper ihre Spuren hinterlassen. Dass der Mord an Laura Palmer aber recht früh aufgeklärt wird, nimmt der zweiten Staffel mit immerhin 22 Folgen allerdings vorzeitig die Spannung. 

Inhalt: 

Nachdem FBI-Special-Agent Dale Cooper (Kyle MacLachlan) von einem maskierten Unbekannten an der Tür seines Hotelzimmers im „Great Northern“ angeschossen worden war, erschien ihm auf der Schwelle zwischen Leben und Tod ein freundlicher Riese, der ihm verschlüsselte Hinweise zur Aufklärung des Mordes an Laura Palmer (Sheryl Lee) gab. Dank der schusssicheren Weste ist Cooper bald außer Lebensgefahr und wird im Krankenhaus vom Sheriff Harry S. Truman (Michael Ontkean) und seiner Sekretärin Lucy (Kimmy Robertson) auf den neuesten Stand gebracht. So wurde der Barkeeper Jacques Renault in seinem Krankenhausbett erstickt und Leo Johnson (Eric DaRe) so schwer angeschossen, dass er ins Koma fällt und mit einem offensichtlichen Hirnschaden pflegebedürftig wird. Leos Frau Shelly (Mädchen Amick) und ihr Lover Bobby (Dana Ashbrook) sehen in der Pflege eine gute Basis, um sich mit dem Versicherungsgeld für die Pflege ein neues Leben aufzubauen. 
Audrey Horne (Sherilyn Fenn), die sich als Hostess in dem Bordell „One-Eyed Jacks“ eingeschmuggelt hat, um Agent Cooper bei den Ermittlungen im Fall Laura Palmer zu helfen, stellt mit Entsetzen fest, dass ausgerechnet ihr Vater, der Hotelbesitzer Benjamin Horne (Richard Beymer), auch Besitzer des Bordells ist. Bevor sie allerdings fliehen kann, wird sie von der Bordell-Betreiberin Blacky (Victoria Catlin) gefangen genommen. Benjamin Horne soll ein Lösegeld über 125.000 Dollar zahlen, das Agent Cooper überbringen soll. Lauras beste Freundin Donna Hayward (Lara Flynn Boyle) und ihr Freund, Lauras Ex-Freund James Hurley (James Marshall), entwenden derweil aus der Praxis von Lauras Therapeuten, Dr. Jacoby (Russ Tamblyn), ein Tape, auf dem Laura von einem unbekannten Mann namens Bob schwärmt. Als auch Laura Palmers Cousine Maddy (Sheryl Lee) ermordet wird, verlässt James Twin Peaks und heuert unterwegs bei der wohlhabenden, aber unglücklichen Evelyn Marsh (Annette McCarthy) als Mechaniker an, doch ihre kurze Affäre nimmt ein schreckliches Ende. Als Dale Cooper endlich den Mörder von Laura Palmer dingfest macht, wird er wegen grober Pflichtverletzung suspendiert, doch dann taucht sein Erzfeind Windom Earle (Kenneth Walsh) auf und sorgt für neue Schrecken in Twin Peaks… 

Kritik: 

Mit der zweiten Staffel setzen Mark Frost und David Lynch den Spannungsbogen vom Finale der ersten Staffel nahtlos auf, die mit dem Attentat auf FBI-Special-Agent Dale Cooper einen echten Cliffhanger präsentiert hatte. Allerdings brauchen Cooper, seine Kollegen vom FBI (Miguel Ferrer, David Duchovny und David Lynch) und das Sheriff’s Department von Twin Peaks aber nicht mehr lange, um die Identität von Laura Palmers Mörder zu entschlüsseln, der zudem für weitere Morde verantwortlich gewesen ist. Doch mit dieser – sehr frühen - Enthüllung ist bei „Twin Peaks“ die Spannung raus. Was folgt, sind die üblichen Intrigen und Affären, die in der zweiten Staffel aber etwas bizarrere Züge annehmen. So hält sich Big Eds (Everett McGill) einäugige, 35-jährige Frau Nadine (Wendy Robie) nach einem gescheiterten Selbstmordversuch für eine Teenagerin, die sich in der Highschool in Bobbys Freund Mike (Gary Hershberger) verliebt, so dass endlich der Weg frei zu werden scheint für Ed und seine Highschool-Liebe Norma Jennings (Peggy Lipton), deren Mann Hank (Chris Mulkey) die Bewährungsauflagen nicht allzu ernst nimmt. 
Was nach dem Abschluss der Ermittlungen im Mordfall Laura Palmer folgt, wirkt recht uninspiriert zusammengeflickt und macht nur deutlich, wie eng jeder mit jedem in Twin Peaks verbunden ist – auf ökonomische, kriminelle oder sexuelle Weise. In Twin Peaks steht die vermeintlich reale Welt gleichberechtigt neben einer Welt voller Mysterien und unheilschwangerer Omen. Cooper bewegt sich in beiden Welten sicher und souverän, erkennt die wissenschaftlichen Methoden seines Kollegen Albert Rosenfield (Miguel Ferrer) ebenso an wie die Orakel des Holzscheits, das die Log Lady (Catherine E. Coulson) mit sich herumträgt, oder die kryptischen Botschaften, die Cooper und anderen in Träumen übermittelt werden. 
Die erschreckendste Botschaft von „Twin Peaks“ ist aber wohl die Erkenntnis, dass das Böse nicht nur in den Wäldern da draußen beheimatet ist, sondern auch Besitz von der heiligen Familie nimmt, die so als moralische Festung des amerikanischen Selbstverständnisses in ihren Grundmauern erschüttert wird. Dagegen ist am Ende selbst Agent Cooper machtlos. So entlassen uns David Lynch und Mark Frost mit dem unbehaglichen Gefühl, dass wir am Ende einer zerstörerischen Entwicklung stehen, bei der Wälder wirtschaftlich einträglichen Vergnügungsparks weichen und Liebe oft genug mit dem Tod endet. 
Mehr als 25 Jahre sollten vergehen, bis Mark Frost und David Lynch mit einem Großteil des Ensembles der ursprünglichen Serie eine dritte Staffel mit 17 Folgen realisierten, dafür legte Lynch 1992 mit „Twin Peaks – Fire Walk With Me“ noch ein Prequel als Kinofilm nach, der aber nicht an den Erfolg der Serie anknüpfen konnte.  

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