Dumbo

Seit Disney mit „Das Dschungelbuch“ (1995) und „101 Dalmatiner“ (1996) angefangen hat, seine Zeichentrick-Klassiker als Realverfilmungen in die Kinos zu bringen, trug selbst Tim Burton mit „Alice im Wunderland“ (2010) dazu bei, den Trend erfolgreich fortzusetzen. Nach „Maleficent – Die dunkle Fee“ (2014), „Cinderella“ (2015), „The Jungle Book“ (2016) und „Die Schöne und das Biest“ (2017) kehrte Burton für „Dumbo“ (2019) erneut zu Disney zurück, um ein herzerwärmendes Zirkusabenteuer für die ganze Familie zu inszenieren, das nichtsdestotrotz den vertrauten Tim-Burton-Touch ausstrahlt. 

Inhalt: 

Einst war Holt Farrier (Colin Farrell) mit seinen Pferden der große Star im Wanderzirkus der Medici Bros. Doch nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg, wo er in Frankreich seinen linken Arm verlor, findet er seinen Zirkus völlig verändert vor. Zirkusdirektor Max Medici (Danny DeVito) berichtet ihm davon, wie viele Artisten an der Influenza, so auch Holts Frau, gestorben sind und dass er Holts Pferde verkaufen musste, weil keiner mehr da war, der sie reiten konnte. Medici kann Holt nur noch anbieten, sich um die Elefanten zu kümmern. 
Allerdings wirkt Dumbo, der jüngste Zuwachs in der Elefantenfamilie, mit seinen übergroßen Ohren wie ein missglücktes Experiment der Natur. Erst als Holts Kinder Milly (Nico Parker) und Joe (Finley Hobbins) herausfinden, dass ihr dickhäutiger Freund fliegen kann, wenn er eine Feder bekommt, die ihn anfangs zum Niesen brachte, wendet sich das Blatt. Da hat Medici Dumbos Mutter zwar schon wieder an ihren vorigen Besitzer zurückverkauft, doch Dumbo avanciert mit seiner Flugnummer zu einer so großen Attraktion, dass auch der Freizeitpark-Unternehmer V.A. Vandevere (Michael Keaton) auf den außergewöhnlichen Vierbeiner aufmerksam wird. Zusammen mit der attraktiven Luft-Akrobatin Colette Marchant (Eva Green) holt Vandevere Medici, dessen gesamte Crew und natürlich den Elefanten in seinen Vergnügungspark Dreamland, wo Dumbo mit der Französin Colette die nächste Sensation darstellen soll, um den Finanzier J. Griffin Remington (Alan Arkin) in Spendierlaune zu bringen. Doch als Dumbo entdeckt, dass seine Mutter in einem Käfig des Themenparks „Nightmare Island“ gefangen gehalten wird, spurt der fliegende Elefant nicht so, wie er soll, und bringt damit nicht nur Medici und seine Truppe in Bedrängnis… 

Kritik: 

Der einstündige Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1941, der auf dem Buch von Helen Aberson und Harold Pearl basiert, ist schon so alt, dass sich die heutige Kinogeneration kaum noch an das Original erinnern dürfte. Dieser Umstand erlaubte sowohl Drehbuchautor Ehren Kruger („Arlington Road“, „Top Gun: Maverick“) als auch Regisseur Tim Burton, eine recht freie Interpretation der Geschichte, die eigentlich ganz auf den niedlichen Elefanten mit den übergroßen Ohren und die magische Zirkuswelt Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerichtet sein sollte. 
Nachdem bereits Jon Favreaus „The Jungle Book“ eindrucksvoll bewiesen hat, das CGI-animierte Tiere glaubwürdig in realen Kulissen mit echten Schauspielern interagieren können, gehört auch die überzeugende Animation von Dumbo zu den eindeutigen Stärken von Tim Burtons Adaption des Disney-Klassikers. „Dumbo“ bietet Burton nicht nur die Möglichkeit der Rückkehr zur Zirkuswelt, die er bereits ansatzweise in „Big Fish“ präsentieren durfte, sondern nach „Batmans Rückkehr“ die erneute Zusammenarbeit zwischen Batman-Darsteller Michael Keaton und dem „Pinguin“ Danny DeVito, der wie schon in „Big Fish“ großartig die Rolle des Zirkusdirektors verkörpert. 
Daneben bleiben die übrigen Darsteller allerdings überraschend blass oder verkommen zur Karikatur. Das trifft vor allem auf Michael Keaton als traditioneller Bösewicht und Alan Arkin als ebenso skrupelloser Bankier zu. 
„Dumbo“ nimmt sich viel Zeit, die von ihrem Vater entfremdeten Kinder und ihre Fürsorge für den kleinen Elefanten zu thematisieren, doch widmet sich die Geschichte viel zu wenig um die tragische Trennung von Dumbo von seiner Mutter. Hier haben die Filmemacher viel emotionales Potenzial verschenkt. Aus dem vielfältigen Ensemble sticht neben Nico Parker („The Third Day“, „Reminiscence: Die Erinnerung stirbt nie“) als Holts wissenschaftsbegeisterter Tochter eigentlich nur noch Eva Green („Die Träumer“, „James Bond 007: Casino Royale“) heraus, auch wenn ihre Rolle längst nicht so ausgeprägt ist wie in den früheren Burton-Filmen „Dark Shadows“ und „Die Insel der besonderen Kinder“
Seine visuellen Stärken entwickelt der Film dagegen bei den Kamerafahrten durch die faszinierende Welt des Vergnügungsparks Dreamland, der wie eine Miniatur von Gotham City wirkt. Bei den Vorstellungen in der Manege und den Schwenks durch die Themenparks darf Tim Burton seiner Fantasie freien Lauf lassen, während die Erzählung selbst konventionelle Disney-Familienkost bietet. 

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