Das Mädchen aus dem Wasser

Auch wenn sich Publikum und Kritiker nach dem Blockbuster-Erfolg von „The Sixth Sense“ (1999) in den nachfolgenden Jahren immer weniger für die Filme von M. Night Shyamalan interessierten, durfte er auch für seinen ersten Film für Warner Bros. aus dem Vollen schöpfen. Satte 70 Millionen Dollar standen Shyamalan für seine sehr persönliche Gutenachtgeschichte „Das Mädchen aus dem Wasser“ (2006) zur Verfügung, doch konnte das Fantasy-Märchen die hochgesteckten Erwartungen einmal mehr nicht erfüllen. 
Inhalt: 
Nachdem seine Frau und seine Tochter ermordet worden sind, hat Cleveland Heep (Paul Giamatti) seinen Lebensmut verloren. Nun kümmert sich der ehemalige Arzt als Hausmeister um den Apartmentkomplex „The Cove“ in einer Vorstadt von Philadelphia. Kaum hat er den neuen Mieter, den Filmkritiker Harry Farber (Bob Balaban) willkommen geheißen, legt er sich auf die Lauer, die nächtlichen Ruhestörer zu erwischen, die den Swimming Pool verschmutzen. Tatsächlich entdeckt Cleveland im Wasser jemanden, doch nach einem vergeblichen Tauchversuch rutscht er so unglücklich aus, dass er ohnmächtig ins Wasser fällt. Als er wieder aufwacht, liegt er mit nassen Klamotten auf seinem Bett und lernt ein leichtbekleidetes Mädchen kennen, das sich Story (Bryce Dallas Howard) nennt und ihn offensichtlich vor dem Ertrinken gerettet hat. 
Sie erzählt ihm, dass sie eine Narf, eine Art Nymphe, aus der Blauen Welt komme und auf der Suche nach einem Schriftsteller sei, den sie erleuchten wolle, damit dieser die Welt retten könne. Mit Hilfe der koreanischen Nachbarin Mrs. Choi (June Kyoko Lu) und ihrer Tochter Young-Soon (Cindy Cheung) findet Cleveland heraus, was hinter der Sage um die Narf steckt. 
Damit Story nach Erfüllung der Mission auf den Schwingen eines Adlers in ihre Welt zurückkehren kann, benötigt die Nymphe allerdings die Hilfe der Menschen, die mit ihren Fähigkeiten verschiedene Funktionen für das Übergangsritual übernehmen müssen, damit sie vor den wolfsähnlichen Scrunts, die sie töten wollen, geschützt wird. So braucht sie einen Symboldeuter, einen Wächter, einen Heiler und eine Gilde. Allerdings wird die Zeit knapp, denn ein gescheiterter Versuch brachte Story bereits tiefe Kratzwunden ein. Cleveland macht sich auf die Suche nach den gesuchten Menschen und stößt dabei auf den Schriftsteller Vick Ran (M. Night Shyamalan), der allerdings seit sechs Monaten nicht mehr an seinem „Kochbuch“ geschrieben hat… 

Kritik: 

Mit „Das Mädchen aus dem Wasser“ adaptierte M. Night Shyamalan seine eigene Gutenachtgeschichte, die er seinen Töchtern erzählte und sie dabei improvisierend jeden Abend weiterspann und die offensichtlich intensiv diskutiert wurde. Inspiriert von Hayao Miyazakis Animationsfilm „Chihiros Reise ins Zauberland“, Rob Reiners „Die Braut des Prinzen“ und Steven Spielbergs „E. T. – Der Außerirdische“ schrieb Shyamalan ein Drehbuch, das allerdings von der Walt-Disney-Tochterfirma Touchstone Pictures (die zuvor „Unbreakable“, „Signs“ und „The Village“ produzierten) abgelehnt wurde, so dass das Skript bei Warner Bros. landete. 
Doch im Gegensatz zu seinen vorangegangenen Filmen funktioniert das Märchen „Das Mädchen aus dem Wasser“ nicht. Das liegt vor allem daran, dass Shyamalan diesmal nicht die richtige Atmosphäre, nicht den passenden Fluss für seine Geschichte findet. Nachdem „Signs“ und „The Village“ von Gelb- und Rottönen dominiert wurden, steht in „Das Mädchen aus dem Wasser“ das dunkle Blau für das Geheimnisvolle und Spirituelle, das sich allerdings schwer durchzusetzen vermag. 
Shyamalan nimmt sich viel Zeit, um die teilweise sehr skurrilen Bewohner von „The Cove“ vorzustellen, ohne jeweils groß in die Tiefe zu gehen. Da ist der aufgedrehte Bodybuilder Reggie (Freddy Rodríguez), der nur seine rechte Körperhälfte trainiert, der Kreuzworträtsel-Spezialist Mr. Dury (Jeffrey Wright) und eine Gruppe männlicher Raucher, die über Gott und die Welt reden. 
Dass sich M. Night Shyamalan als heilbringender Schriftsteller diesmal außergewöhnlich deutlich exponiert, kommt dem Film nicht wirklich zugute, zeugt eher von einer Selbstüberschätzung des Filmemachers, die „Das Mädchen aus dem Wasser“ letztlich das Genick bricht. So großartig gerade Paul Giamatti („Sideways“, „Das Comeback“) als möglichst unauffälliger, aber gutherziger Hausmeister agiert, der ständige Wechsel zwischen den Charakteren und die unübersichtliche Mission, die richtigen Menschen für die Besetzung der Schlüsselrollen für Storys Rückkehr in die Blaue Welt zu finden, lassen überhaupt keinen Fluss in der Dramaturgie aufkommen. 
Dazu passt, dass Bryce Dallas Howard, die zuvor in Shyamalans „The Village“ mit ihrem temperamentvollen Spiel noch so begeistern konnte, diesmal recht blass bleibt und die meiste Zeit in einer Duschkabine still vor sich hinkauert. „Das Mädchen aus dem Wasser“ versteht sich als Fabel über die heilende Macht des Geschichtenerzählens, die nicht nur Traumata auflösen, sondern jeden Menschen seiner eigenen Bestimmung zuführen kann. Das wird allerdings so plump und behäbig inszeniert, dass weder Spannung noch Erleuchtung kreiert werden. Der vorhersehbare Schluss stellt zwar eine willkommene Abwechslung zu Shyamalans überreizten Plot Twists dar, beendet aber letztlich nur einen durchschnittlichen Film fantasielos.  

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