Old

Abgesehen von der Adaption der völlig verunglückten US-amerikanischen Anime-Serie „Die Legende von Aang“ hat M. Night Shyamalan konsequent seine eigenen Ideen und Drehbücher verfilmt, was anfangs – mit „The Sixth Sense“, „Unbreakable“, „Signs“ und „The Village“ – noch sehr gut funktionierte, dann aber mit der Fokussierung auf die etablierten Plot Twists zunehmend ermüdete. Mit seinem 2015 selbstfinanzierten Film „The Visit“ gelang dem indischstämmigen Tausendsassa allerdings ein starkes Comeback, auf das er mit „Split“ und „Glass“ zwei Filme folgen ließ, die in dem mit „Unbreakable“ skizzierten Universum angesiedelt waren. „Old“ wiederum basiert auf der Graphic Novel „Sandburg“ von Pierre Oscar Levy und Frederik Peeters

Inhalt: 

Guy (Gael García Bernal) und Prisca Cappa (Vicky Krieps) fahren mit ihren Kindern, dem sechsjährigen Trent (Nolan River) und der elfjährigen Maddox (Alexa Swinton) in ein echtes Urlaubsparadies, auf das Prisca durch eine Internet-Anzeige gestoßen ist. Nach dem herzlichen Empfang durch den Hotelmanager (Gustaf Hammarsten) werden die Erwachsenen mit Cocktails begrüßt, die aufgrund der vorab mitgeteilten Getränkevorlieben gemixt wurden, während die beiden Kinder an das Getränke-Buffet geführt werden, wo Trent sich mit dem etwa gleichaltrigen Neffen des Hotelmanagers anfreundet. Doch von einem typischen Erholungsurlaub ist das Ehepaar weit entfernt, steht es doch kurz vor der Trennung. Den Kindern zuliebe wollten sie noch einen letzten gemeinsamen Urlaub erleben, bevor sie diese über ihre Entscheidung informieren. Priscas Krebserkrankung soll dabei allerdings nicht thematisiert werden. 
Dankbar nehmen sie das Angebot des Hotelmanagers an, mit dem Bus an einen traumhaften Privatstrand gefahren zu werden, wobei sie Gesellschaft von einer zweiten Familie bekommen, die aus dem Chirurgen Charles (Rufus Sewell), dessen deutlich jüngerer Frau Chrystal (Abbey Lee), deren Kind Kara (Kylie Begley) und Charles’ Mutter Agnes (Kathleen Chalfant) besteht. Nachdem sie von dem Fahrer (M. Night Shyamalan) an den Rand der Schlucht gebracht wurden, müssen die Hotelgäste den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen, werden aber durch eine atemberaubende Strandkulisse entschädigt. Mit dem Rapper Mid-Sized Sedan (Aaron Pierre) entdecken sie zudem eine weitere Person am Strand. 
Die paradiesische Idylle wird allerdings empfindlich gestört, als Trent beim Versteckspielen eine im Wasser treibende Frauenleiche entdeckt, die offensichtlich eine Bekannte des Rappers gewesen ist und zu weit ins Meer rausgeschwommen ist. Da kein Mobilfunknetz vorhanden ist, überlegen die Urlauber fieberhaft, wie Hilfe geholt werden kann. Mittlerweile sind mit der an Epilepsie leidenden Psychotherapeutin Patricia (Nikki Amuka-Bird) und dem Krankenpfleger Jarin (Ken Leung) zwei weitere Touristen eingetroffen. Doch was die Strandurlauber am meisten beunruhigt, ist die Tatsache, dass gerade die Kinder rapide zu altern beginnen. Als das Phänomen auch bei den Erwachsenen beobachtet wird, gehen damit bei einigen auch beunruhigende persönliche Veränderungen einher… 

Kritik: 

M. Night Shyamalan hat sich seit „The Sixth Sense“ stets um eine spirituelle oder mysteriöse Komponente bemüht, die das Publikum durchaus zum Nachdenken über elementare Themen des Lebens anregen sollte. In dieser Hinsicht stellt „Old“ keine Ausnahme dar. Vor einer traumhaft schönen Kulisse, die Danny Boyles „The Beach“ ähnlich ist, konstruiert Shyamalan ein Setting, das wenig subtil darauf verweist, dass das Leben sehr kurz ist und man es deshalb gut nutzen sollte. Diese eindringliche Botschaft wird durch den rapide verlaufenden Alterungsprozess natürlich so auf die Spitze getrieben, dass die Frage nach der Ursache in den Fokus der Geschichte rückt. 
Hier findet der talentierte Kameramann Mike Gioulakis („It Follows“, „Wir“) die richtigen Bilder, um die Momente rapider Alterung nicht konkret zu zeigen, sondern gerade durch Auslassung auf das bevorstehende Entsetzen der Beteiligten vorzubereiten. Das wird auf der akustischen Ebene durch den Score von Trevor Gureckis („Bloodline“, „Voyagers“) hervorragend unterstützt. 
Weniger gelungen ist allerdings die Charakterisierung der Figuren, bei denen das Potential von Darstellern wie Gael García Bernal („Amores perros“, „Die Reise des jungen Che“) und Rufus Sewell („Dark City“, „Ritter aus Leidenschaft“) schlicht verschenkt wird. 
Das Drehbuch macht sich leider nicht die Mühe, die einzelnen Figuren sorgfältig vorzustellen, wie durch Trents Fragen nach Namen und Beruf der Hotelgäste allzu offensichtlich wird. Shyamalan konzentriert sich so darauf, den Plot auf die mit Spannung erwartete Auflösung zu fokussieren, dass ihm die Figuren letztlich egal sind. Natürlich wartet „Old“ mit einem Shyamalan-typischen Plot Twist auf, doch macht dieser mehr kaputt als das zuvor Gezeigte sinnvoll aufzulösen.  

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