Bugsy Malone

Bevor Alan Parker auf der einen Seite durch gesellschaftskritische Meisterwerke wie „12 Uhr nachts – Midnight Express“, „Angel Heart“, „Mississippi Burning“ und „Die Asche meiner Mutter“, auf der anderen Seite durch die Musikfilme „Fame – Der Weg zum Ruhm“, „Pink Floyd – The Wall“, „Evita“ und „The Commitments“ bekannt geworden ist, präsentierte er 1976 mit seinem Debüt „Bugsy Malone“ eine unterhaltsame Gangsterfilmparodie mit Kinderdarstellern und viel Musik. 

Inhalt: 

Während der Prohibition kämpfen verschiedene Verbrecherbanden um die Vorherrschaft in New York. Nachdem der Gangster Roxy Robinson (John Willams) von feindlichen Gangmitgliedern mit „Frostkanonen“ (Sahnetorten verschießenden Maschinenpistolen) aus dem Verkehr – „abgewaschen“ - gezogen wird, setzt der skrupellose Gangsterboss Dandy Dan (Martin Lev) alles daran, auch seinen letzten verblieben Konkurrenten auszuschalten, Fat Sam (John Cassisi), der ein Speakeasy mit Tanz und Gesang unterhält. 
Hier lernt der abgebrannte Boxpromoter Bugsy Malone (Scott Baio) die Nachtclub-Sängerin und -Tänzerin Blousey (Florrie Dugger) kennen, die sich dort zunächst vergeblich um einen Job bemüht. Nachdem Dandy Dans Handlanger das Fat Sam's gestürmt und mit ihren gefürchteten Frostkanonen ein heilloses Chaos angerichtet haben, schickt Fat Sam seine noch verbliebenen Jungs los, es Dandy Dan heimzuzahlen, doch geraten sie in einer Wäscherei in einen Hinterhalt und werden von Dandy Dans Gang komplett abgewaschen. 
Bugsy, der es sich mit Blousey durch einen Flirt mit der Nachtclub-Sängerin Tallulah (Jodie Foster) verscherzt, lässt sich von Fat Sam für 200 Dollar engagieren, ihn zu einem Treffen mit Dandy Dan zu fahren, wo er seinen Konkurrenten durch einen Auftragskiller ausschalten will. Dandy Dan wittert allerdings die Falle und ist entsprechend vorbereitet, Bugsy und Fat Sam können sich gerade noch retten. 
Die 200 Dollar, mit denen Bugsy eigentlich Tickets für Blousey nach Hollywood kaufen wollte, werden ihm bei einem Überfall gestohlen, der kräftige Leroy Smith (Paul Murphy) verhindert aber Schlimmeres und wird von Bugsy als potentielles Boxtalent gefördert. Um es mit Dandy Dan und der Übermacht an Frostkanonen aufnehmen zu können, müssen Fat Sam und Bugsy aber eine neue Strategie entwickeln… 

Kritik: 

Für seinen Kinoeinstand hat sich der britische Filmemacher Alan Parker (1944-2020) eine ungewöhnliche Geschichte vorgenommen, die aus der Notwendigkeit entstand, dass Parker seine Kinder auf langen Autofahrten mit Geschichten unterhalten musste, wobei er Versatzstücke alter Gangsterfilme verwendete.
Der Clou von „Bugsy Malone“ besteht darin, dass alle Rollen, die in den klassischen Gangsterdramen von Erwachsenen gespielt wurden, nun von Kinderdarstellern verkörpert werden und sich die Gewalt in der Regel auf den Beschuss mit Sahnecreme beschränkt. So wird niemand getötet, sondern nur abgewaschen. 
Die Geschichte an sich hält allerdings kaum Überraschungsmomente parat und fokussiert sich auf die wenig komplexe Konfrontation zweier Gangsterbanden und ein ebenso wenig ausdifferenziertes Eifersuchtsdrama, bei dem aber auch niemand wirklich zu Schaden kommt. Seinen Unterhaltungswert bezieht „Bugsy Malone“ ganz aus der jungen Darstellerriege, aus der Jodie Foster vor allem deshalb etwas herausragt, weil man weiß, welch imposante Karriere sie anschließend hingelegt hat. Noch im selben Jahr hinterließ sie in Martin Scorseses Meisterwerk „Taxi Driver“ einen noch faszinierenderen Eindruck. 
Zu den kindlichen Darstellern passen die bunten alkoholfreien Drinks, die in dem schick ausgestatteten Speakeasy ausgeschenkt werden, und die Autos mit Tretantrieb. Ein wenig Pepp bringen auch die Oscar-nominierte Songs von Paul Williams („Das Phantom im Paradies“, „Muppet Movie“), die allerdings nicht von den Kinderdarstellern gesungen werden, die stattdessen nur eine Karaoke-Performance hinlegen. 
Die kurzweilige Mischung aus kindgerechtem Gangster-Drama, zarter Liebesgeschichte und bunter Musik-Revue macht die Stärke von „Bugsy Malone“ aus, doch hätte das Potential der Erzählung mit Kinderdarstellern ein wenig mehr parodistische Züge vertragen können.  

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