The Majestic

Nach den beiden erfolgreichen Stephen-King-Verfilmungen „Die Verurteilten“ (1994) und „The Green Mile“ (1999) wendete sich Drehbuchautor, Regisseur und Produzent Frank Darabont mal einem anderen Stoff zu, einer rührigen Geschichte um einen zweitklassigen Drehbuchautoren, der nicht nur nach einem Unfall sein Gedächtnis verliert, sondern auch noch in die Kommunistenhatz der McCarthy-Ära gerät. Jim Carrey ist in einer für ihn damals noch ungewohnt ernsthaften Rolle zu sehen, doch ging das zweieinhalbstündige Drama an den Kinokassen fürchterlich baden. 

Inhalt: 

Als der B-Movie-Drehbuchautor Peter Appleton (Jim Carrey) wegen seiner früheren Zugehörigkeit zu einer kommunistischen Vereinigung im Jahr 1951 auf die Liste der Kandidaten gesetzt wird, die vor dem Ausschuss für unamerikanische Umtriebe Rechenschaft über ihre politische Gesinnung ablegen müssen, ist er so entsetzt, dass er mit seinem Mercedes-Cabrio eine Fahrt die Küste entlang unternimmt. Als er nachts auf einer Holzbrücke einem Tier ausweichen will, fällt er mit seinem Wagen in den Fluss und kann sich nur mit Mühe an die Wasseroberfläche retten. 
Am nächsten Morgen wird er am Strand des Küstenortes Lawson von Stan Keller (James Whitmore) und seinem Hund aufgelesen und in ein Deli gebracht, wo sich Doc Stanton (David Ogden Stiers) des Mannes annimmt, der sich an überhaupt nichts mehr erinnern kann. Dafür glaubt der ehemalige Kinobetreiber Harry Trimble (Martin Landau), in Peter seinen seit über neun Jahren vermissten Sohn Luke zu erkennen, der freiwillig in den Krieg gezogen war und wie so viele andere tapfere jungen Männer der Stadt dort gefallen zu sein schien. 
Ebenso überrascht über Lukes vermeintliche Rückkehr ist seine Jugendfreundin Adele (Laurie Holden). Während die beiden herauszufinden versuchen, ob sie einander noch immer lieben und Adele Luke an ehemals vertraute Orte führt, plant er mit Harry die auch von Lawsons Bürgern sehnsüchtig erwartete Wiedereröffnung des „The Majestic“-Kinos. Als ein Film anläuft, an dem Peter als Drehbuchautor mitgewirkt hat, kehrt die Erinnerung an sein früheres Leben langsam zurück. Gerade als sich Peter darauf vorbereitet, die Menschen, die ihn mittlerweile ins Herz geschlossen haben, über seine wahre Identität zu informieren, hat ihn auch schon das FBI ausfindig gemacht… 

Kritik: 

Star-Komiker Jim Carrey („Ace Ventura“, „Die Maske“) in einer ernsten Rolle zum Thema Kommunistenhatz während der McCarthy-Ära zu besetzen mutet wie ein mutiger Coup an. Nun, Darabont hat mit seinen atmosphärisch dichten und vor allem auch großartig geschauspielerten Dramen nach Vorlagen von Horror-Meister Stephen King offenbar genügend Selbstvertrauen gesammelt, um dieses Risiko einzugehen. 
Der Zuschauer wird jedoch schnell feststellen, dass das Thema der Auseinandersetzung mit der systematischen Verfolgung mutmaßlicher Kommunisten gerade in Hollywood nur eine Randnotiz in der Story des noch unerfahrenen Drehbuchautors Michael Sloane spielt. Zwar werden wir Zeuge, wie die aktuelle Arbeit an Peters Skript wegen seiner drohenden Vorladung durch das FBI, vor dem Ausschuss für unamerikanische Umtriebe auszusagen, abgebrochen wird, doch dann wird der Faden erst wieder zum etwas arg pathetischen Finale wieder aufgenommen. 
Der Großteil der zweieinhalbstündigen Laufzeit spielt sich nämlich in dem beschaulichen Küstenort Lawson ab, wo die Einwohner noch immer von der Trauer über ihre im Krieg verlorenen Söhne überwältigt sind und deshalb die Rückkehr von Harry Trimbles Sohn mit großem Tamtam umso mehr feiern. Die spannende Frage ist dabei zunächst gar nicht einmal, ob und wie schnell sich Luke an sein früheres Leben erinnert, sondern wie er sich in die zumeist wohlmeinende Kleinstadtgemeinschaft einfügt, die Beziehung zu Adele gestaltet und wo sich die Persönlichkeiten zwischen Luke und Peter überschneiden oder eben nicht. 
Besondere Überraschungen haben Darabont und Sloane hier für ihr Publikum nicht parat. In prachtvollen Farben berauschen sie sich vor allem an der stimmungsvollen Wiederbelebung der 1950er Jahre, wobei die Arbeiten an dem städtischen Kino eine Schlüsselrolle einnehmen. Der grellbunte Lichterglanz, in dem der Schriftzug „The Majestic“ schließlich erstrahlt, scheint die Trauer und Sorgen für eine Filmlänge vergessen zu machen. 
Tatsächlich hat der Film in den Szenen, die rund um das neu eröffnete Kino angesiedelt sind, seine besten Momente und strahlt pure Magie aus. Mit der zurückgekehrten Erinnerung, der Rückkehr nach Los Angeles und mit Peters Auftritt vor dem Komitee versucht der Film, ein unbeholfenes Plädoyer für die freiheitliche, demokratische Grundordnung der amerikanischen Verfassung zu platzieren, doch wirkt dieser Epilog nach Lukes rührseliger Wiedereingliederung in die Gemeinschaft von Lawson wie ein offener Bruch, der durch das kitschige Ende noch mehr wie ein Fremdkörper in einem Film wirkt, von dem weder Darabont noch sein Autor wirklich gewusst haben, was für eine Geschichte sie eigentlich erzählen wollen. 
Jim Carrey macht seine Sache zwar recht gut, wird aber von Martin Landau („Ed Wood“, „Der unsichtbare Dritte“) und Laurie Holden („The Walking Dead“, „The Americans“) locker an die Wand gespielt. Dazu gibt es ein Wiedersehen mit allerlei Gesichtern aus früheren Darabont-Filmen wie Bob Baladan, Jeffrey DeMunn, James Whitmore und Brent Briscoe. Außerdem sind die Stimmen der Hollywood-Schwergewichte Garry Marshall, Paul Mazursky, Sydney Pollack, Carl Reiner und Rob Reiner zu hören, die Peters Drehbuch auseinanderpflücken, und in Peters Schwarzweiß-Film „Sand Pirates Of The Sahara“ haben Bruce Campbell und Cliff Curtis ihre spaßigen Auftritte. 
Die Kameraarbeit von David Tattersall ist ebenso exquisit wie Mark Ishams Score, doch der unausgegorene Themen-Mix bleibt das große Problem von „The Majestic“, der gerade mal die Hälfte seiner Produktionskosten wieder einspielen konnte.  

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