Mob City

Nachdem Frank Darabonts Karriere vor allem auf seinen drei äußerst gelungenen Stephen-King-Verfilmungen „Die Verurteilten“ (1994), „The Green Mile“ (1999) und „Der Nebel“ (2007) basierte, war es für den Drehbuchautor, Regisseur und Produzenten dann doch mal an der Zeit, neue Wege zu gehen. Als Schöpfer der weltweit erfolgreichen und langlebigen Zombie-Serie „The Walking Dead“ (2010-2022) hat Darabont offensichtlich Geschmack daran gefunden, seinen Geschichten mehr Raum und Freiheiten zu gönnen, als es bei großbudgetierten Kino-Produktionen möglich ist. So entwickelte er 2013 mit „Mob City“ gleich den nächsten Stoff, doch nach den sechs Folgen der ersten Staffel für TNT war leider auch schon wieder Schluss. Dabei bietet „Mob City“ schick fotografierte Spannung im Cop- und Mafia-Milieu in Los Angeles der 1940er Jahre. 

Inhalt: 

Los Angeles, 1947. Der Cop Joe Teague (Jon Bernthal) erhält eine ominöse Einladung, sich um acht Uhr abends in einer Bar einzufinden. Überraschenderweise setzt sich der Stand-up-Comedian Hecky Nash (Simon Pegg) zu Teague an die Theke und bietet ihm einen Tausender an, wenn er ihn als Bodyguard zu einer Geldübergabe begleitet, wobei er durchaus seine Marke offen tragen darf, denn auf Cops werden seine Geschäftspartner nicht schießen. Polizeichef William H. Parker (Neal McDonough) erhofft sich von der Geldübergabe, dass der Erpressungsversuch seine Leute zu den drei gefährlichsten Mobstern in Los Angeles führt: Bugsy Siegel (Edward Burns), Mickey Cohen (Jeremy Luke) und Sid Rothman (Robert Knepper). Der Austausch von pikanten Fotonegativen und dem Geldbündel geht problemlos vonstatten, doch nachdem sich die Gangster verabschiedet haben, schießt Teague den Comedian – zunächst ohne erkennbares Motiv - über den Haufen. Das Geld gibt Teague seinem alten Kriegskameraden Ned Stax (Milo Ventimiglia) zurück, der als rechte Hand von Bugsy Siegel allerdings auf der anderen Seite des Gesetzes steht. Um den Vorfall zu untersuchen, bestellen Teagues Kollegen Nashs Ehefrau Jasmine (Alexa Davalos) zur Befragung ins Revier ein. 
Sie hatte mit gepackten Koffern auf Nashs Rückkehr gewartet, um mit dem Geld ein neues Leben zu beginnen, dabei war ihre Beziehung schon am Ende. Zwar gelingt es Parker und seinen Leuten, Siegel vor Gericht zu bringen, doch der Prozess endet mit einem Freispruch und der Häme von Parkers korrupten Widersacher Chief Horall (Michael McGrady). 
Die einzige Chance, Siegel noch seiner kriminellen Machenschaften zu überführen, besteht darin, Siegels früheren Geldeintreiber Carl Steckler (Gordon Clapp) zu einer Aussage vor Gericht zu überzeugen. Davon unbeeindruckt treibt Siegel den Bau der Casino-Stadt Las Vegas voran, doch dann dreht ihm die Führungsriege aus dem Osten den Geldhahn zu… 

Kritik: 

Zwar gibt es schon unzählige Filme und Serien, die das Treiben der Mafia in den USA und auch speziell das von Bugsy Siegel thematisierten, doch als Frank Darabont zufällig auf das Buch „L.A. Noir: The Struggle for the Soul of America’s Most Seductive City“ von John Buntin stieß, war er so begeistert, dass er eine Serie aus dem Stoff kreieren wollte. Dafür heuerte er einen überzeugenden Cast sowie einige aus seinen vorangegangenen Filmprojekten vertraute Leute wie Kameramann David Tattersall („Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith“, „The Green Mile“) und Komponist Mark Isham („The Net“, „L.A. Crash“) an, Darabont führte bei vier der sechs Folgen selbst die Regie. 
Der Einstieg mit einer Szene aus den 1920er Jahren, als Siegel und Meyer Lansky als Violinen-Spieler getarnt einen Laster voller Spirituosen kapern und damit ihre kriminelle Karriere starten, strahlt mit seinen regennassen Straßen und der düsteren Atmosphäre in einer nächtlichen Gasse das richtige Noir-Feeling aus, und auch der anschließende Monolog aus dem Off der Hauptfigur Teague verweist ebenso auf das nach wie vor populäre Genre des Film noir wie Teagues Ex-Frau, die wunderschöne Jasmine, die aus einem Auto heraus fotografiert hat, wie Bugsy Siegel persönlich einen Widersacher auf offener Straße hinrichtete, und sich so zur Zielscheibe des Mobs macht. 
Dass „Mob City“ trotz guter Voraussetzungen es nicht über die ersten Staffel hinaus geschafft hat, liegt sicher nicht an den Darstellern, auch wenn Jon Bernthal („The Wolf of Wall Street“, „Baby Driver“) nicht unbedingt der charismatische Hauptdarsteller ist, den man für so eine Noir-Hommage erwarten könnte. 
Darüber hinaus birgt die Geschichte keine echten Spannungsmomente, die Figuren bleiben recht eindimensional, was leider auch auf die einzige echte Frauenrolle zutrifft. Alexa Davalos („Unbeugsam“, „Der Nebel“) bekommt nämlich zu wenig Raum, ihre Rolle als Femme fatale auch etwas erotischer und undurchsichtiger zu gestalten. So wird zwar viel geschossen, das Blut fließt in Zeitlupe und in Strömen, aber der Kampf gegen die Korruption innerhalb der Polizei wird nur oberflächlich thematisiert (und wäre wohl in der möglichen Fortsetzung mehr in den Fokus gerückt), die Dialoge wirken stellenweise recht hölzern. 
Trotz dieser Schwächen bieten die sechs Folgen von „Mob City“ kurzweilige Unterhaltung im Spannungsfeld zwischen Mafia und Cops, wobei der Noir-Look etwas konsequenter durchgehalten hätte werden können.  

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