Shoot the Moon

Zwischen seinen Meisterwerken „Midnight Express“ (1978) und „Birdy“ (1984) inszenierte der frühere britische Werbefilmer Alan Parker nicht nur die beiden berühmten Musikfilme „Fame – Der Weg zum Ruhm“ (1980) und „Pink Floyd – The Wall“ (1982), sondern auch das weithin unbeachtete Drama „Shoot the Moon“ (1982), das hierzulande auch unter dem Titel „Der Konflikt – Du oder Beide“ angelaufen ist und ein stark gespieltes Ehedrama mit Diane Keaton und Albert Finney in den Hauptrollen darstellt. 

Inhalt: 

Der erfolgreiche Schriftsteller George Dunlap (Albert Finney) lebt mit seiner Frau Faith (Diane Keaton) und den vier Töchtern Sherry, Jill, Marianne und Molly in einem renovierten Bauernhaus im kalifornischen Marin County, doch die Preisverleihung, zu der George und Fait in San Francisco eingeladen sind, steht unter keinem guten Stern. 
Während sich Faith noch zurechtmacht, zieht sich George in sein Arbeitszimmer zurück, bricht in Tränen aus und ruft dann seine Geliebte Sandy (Karen Allen) an. Sherry (Dana Hill), die älteste der vier Töchter, hört den größten Teil des Gesprächs am Nebenapparat mit und kann sich bereits einen Reim auf die Art der Beziehung zwischen ihrem Dad und der jüngeren Frau am anderen Ende der Leitung machen. Zwar wird George tatsächlich bei der Buchpreis-Verleihung für seinen Roman ausgezeichnet, doch die Stimmung zwischen George und Faith ist auf dem Tiefpunkt. Am nächsten Morgen konfrontiert Faith ihren Mann mit ihrem Verdacht in Bezug auf seine Affäre, ist aber nicht bereit, mit ihm darüber zu reden. Stattdessen hat sie in der vergangenen Nacht bereits einen Koffer für ihn gepackt und drängt ihn dazu, in sein Strandhaus zu ziehen. Während Sherry ihrem Vater aus dem Weg geht, lernen ihre Schwestern die alleinerziehende Sandy kennen, die sich den Kindern gegenüber recht freizügig über ihre Beziehung zu ihrem Dad äußert und Liebe machen mit ihm wie ein „Eis zu schlecken“ bezeichnet. George gegenüber gibt Sandy zu, dass sie einfach nicht gern allein sei und sie einen anderen Mann finden würde, wenn es mit ihnen beiden nicht klappt. 
Faith ist wegen der Trennung zunächst depressiv, verbringt die ersten Tage im Bett und überlässt Sherry die Versorgung ihrer Geschwister. Doch dann lernt Faith den attraktiven Bauunternehmer Frank (Peter Weller) kennen und beginnt eine Affäre mit ihm. Darüber ist George so erbost, dass er immer wieder die Beherrschung verliert, vor allem auch Sherry gegenüber, die sich von ihrem Vater völlig abgewendet hat… 

Kritik: 

Bo Goldman („Der Duft der Frauen“, „Rendezvous mit Joe Black“, „City Hall“) begann bereits 1971, an dem Drehbuch zu „Shoot the Moon“ zu arbeiten, und versuchte jahrelang, es an ein Major Studio zu verkaufen, bis 20th Century Fox Interesse an dem Stoff zeigte und Fox-Präsident Alan Ladd Jr. das Skript an Alan Parker weiterleitete, der sich nach den Dreharbeiten zu „Fame“ mit Goldman traf und einige Änderungen in Auftrag gab. 
Nachdem Ladd 1979 von Fox gefeuert wurde, wanderte das Projekt zu Metro-Goldwyn-Mayer, die Parker ein Budget von 12 Millionen Dollar unter der Bedingung zusagten, dass er das Budget einhalten und die angesagte Diane Keaton als Hauptdarstellerin gewinnen würde. Goldman ließ sich bei seinem Drehbuch von den vielen Trennungen in seinem Bekannten- und Freundeskreis inspirieren, unter denen vor allem die Kinder gelitten hätten, doch eine wirklich tragende Rollen spielen sie in „Shoot the Moon“ nicht. 
Bereits die Eröffnung mit den Vorbereitungen auf die Buchpreis-Verleihung in San Francisco und die Fahrt dorthin lässt keinen Zweifel daran, dass die Ehe bereits gescheitert ist. Immer wieder muss George sich vergewissern, dass Faith an diesem Abend auf seiner Seite steht, dass sie doch mal mehr lächeln möge. 
Auf fast dokumentarische Weise und ohne Einsatz eines musikalischen Scores beschreibt „Shoot the Moon“ den schmerzhaften Prozess der Trennung, wobei es immer wieder Szenen gibt, die die alte Vertrautheit zwischen George und Faith heraufbeschwört, etwa nach der Beerdigung von Faith‘ Vater, die sogar mit gemeinsamen Sex endet, doch die Tatsache, dass sowohl George als auch Faith mit jüngeren Partnern glücklich zu sein scheinen, macht eine Annäherung unmöglich. Das wird vor allem in den dramatischen Szenen deutlich, als sich George gewaltsam Zugang zum Haus verschafft, weil er Sherry endlich persönlich die Reiseschreibmaschine übergeben will, die er ihr zum Geburtstag gekauft hat, von der sie allerdings nichts wissen will. 
Dana Hill („Cross Creek“, „Hilfe, die Amis kommen!“) spielt die aufgeweckte, zutiefst verletzte Teenagerin absolut überzeugend. Während ihre jüngeren Geschwister sich scheinbar mühelos mit der neuen Situation mit den zwei Haushalten zu arrangieren scheinen und keine großen Worte darüber verlieren, ist sich Sherry der Tragweite der Trennung ihrer Eltern voll bewusst und sieht ihren Vater als alleinigen Verursacher. Dazu benötigt sie nicht viele Worte, da sie mit ihren Eltern nicht über ihre Gefühle spricht, was dem Drama aber gut getan hätte. Denn so konzentriert sich die Geschichte ganz auf George und Faith, wobei auch ihre neuen Beziehungen kaum näher thematisiert werden. 
Es sind vor allem die großartigen Leistungen von Diane Keaton („Manhattan“, „Was das Herz begehrt“) und Albert Finney („Big Fish“, „Erin Brockovich“), die „Shoot the Moon“ trotz einiger Schwächen sehenswert machen.  

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