Malavita - The Family

Wenn zwei so versierte Filmlegenden wie Luc Besson und Martin Scorsese gemeinsam einen Mafia-Film realisieren und dabei auf schauspielerische Schwergewichte wie Robert De Niro, Tommy Lee Jones und Michelle Pfeiffer bauen können, verspricht das Ergebnis, eine ganz runde Sache zu werden. Doch in der Verfilmung von Tonino Benacquistas 2004 veröffentlichten Roman „Malavita“ schien Besson sich nicht recht entscheiden zu können, ob er mehr ein Drama, einen Action-Thriller oder eine Gangster-Komödie inszenieren wollte, und verschenkte so viel von dem Potential, das fraglos in der Story steckt. 

Inhalt: 

Nachdem Giovanni Manzoni (Robert De Niro) als einst große Nummer in der New Yorker Unterwelt entgegen der Gepflogenheiten in der Mafia eine ganze Reihe konkurrierender Mafiosi verpfiffen und ins Gefängnis gebracht hat, ist er mit seiner Frau (Michelle Pfeiffer) und den beiden Kindern (John D‘Leo und Dianna Agron) im Zeugenschutzprogramm des FBI untergekommen und ständig auf der Flucht. Zwanzig Millionen Dollar sind mittlerweile auf Giovannis Kopf ausgesetzt. Um seinen Häschern ein weiteres Mal zu entkommen, hat ihn der zuständige FBI-Agent Stansfield (Tommy Lee Jones) nun in die französische Normandie verpflanzt. 
Giovanni Manzoni heißt jetzt Fred Blake und hat sich eine Tarnexistenz als Schriftsteller zugelegt, der seinem Nachbarn gegenüber behauptet, ein Sachbuch über die Landung der US-Truppen in der Normandie zu schreiben, tatsächlich aber beginnt, an seinen Memoiren zu arbeiten. Doch auch Freds Familie ist nicht untätig, folgt aber nicht unbedingt Stansfields Devise, sich zwar in die Gemeinschaft zu integrieren, aber auch nicht unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zunächst sprengt Freds Frau Maggie kurzerhand einen Supermarkt in die Luft, nachdem sich die Angestellten dort über amerikanische Essgewohnheiten lustig gemacht haben. Und während Warren in der Schule Rachepläne für die erlittene Abreibung und elementare Allianzen schmiedet, reagiert Tochter Belle auf plumpe Anmachversuche ihrer Mitschüler mit exzessiven Gewaltausbrüchen. 
Als Warren in der Schülerzeitung einen zweideutigen Spruch veröffentlicht, den er in New York bei einem Gespräch zwischen Mafiosi aufgeschnappt hat, führt er die Killer leider direkt zu seiner Familie. Und auch Fred kann es bei einem Filmabend, bei dem Scorseses „GoodFellas“ gezeigt und diskutiert wird, nicht lassen, aus dem Nähkästchen zu plaudern… 

Kritik: 

Luc Bessons Co-Autor Michael Caleo durfte für eine Folge das Drehbuch für die erfolgreiche Mafia-Serie „Die Sopranos“ schreiben, doch in der Zusammenarbeit mit Luc Besson an der Adaption von Tonino Benacquistas Roman „Malavita“ fehlt leider die stimmige Balance aus Humor und Drama, die „Die Sopranos“ so unterhaltsam machte. Das ist insofern von Bedeutung, weil „Malavita“ eigentlich keine besonders originelle Geschichte über eine Mafia-Familie im Zeugenschutzprogramm erzählt und deshalb einen frischen Ansatz gut gebrauchen könnte. 
Der Film beginnt mit dem Einzug in das neue Heim, das zur Enttäuschung gerade der Kinder im Norden Frankreichs in einer beschaulichen Kleinstadt liegt, und von den Familienmitgliedern treten erst mal Frau und Kinder mit übertrieben gewalttätigen Aktionen in den Vordergrund. Auch wenn sowohl Michelle Pfeiffer als auch die Teenager-Darsteller John D’Leo („Unbroken“, „The Wrestler“) und Dianna Agron („Burlesque“, „Ich bin Nummer Vier“) sichtlich Spaß an dem Schaden haben, den sie mit ihren Explosionen und Schlägereien anrichten, fällt es hier schon schwer, den Film einem Genre einzuordnen, denn weder drängt sich eine humorvolle Ausrichtung noch eine dramatische Entwicklung in den Vordergrund. Dabei ist das Ende der Geschichte allzu vorhersehbar. Es ist nur eine Frage der Zeit und des Auslösers, wann die Crew von Mafia-Killern die Manzoni-Familie ausfindig macht. 
Robert De Niro kommt hier relativ spät zur Sache. Zwar hegt er schon beim Grillfest für die Nachbarn erste Tötungsphantasien, wenn die Männer um ihn herum zu belehren versuchen, wie man den Grill richtig anheizt, aber erst als sich seine Frau über das braune Wasser beschwert, das aus dem Hahn kommt, kennt er beim Beheben des Problems keine Rücksicht und keine Gnade. Und zu allem Überfluss wird die taffe Belle auch noch von Liebeskummer geplagt, was „Malavita“ eine weitere emotionale Komponente verleiht, die sich nicht stimmig in das Gesamtbild einfügen will. 
So bietet Luc Bessons Film eine unausgegorene Mischung aus Parodie, Drama, Action-Film und Romanze, in der vor allem Michelle Pfeiffer darstellerisch heraussticht, während Robert De Niro und vor allem Tommy Lee Jones seltsam blass bleiben.  

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