Dune - Der Wüstenplanet

Mit seinem 1965 veröffentlichten Roman „Dune“ schuf Frank Herbert ein für damalige Verhältnisse wegweisendes Science-Fiction-Werk, das zusammen mit den nachfolgenden Bänden eine komplexe Welt erschaffen hat, in der Macht, Politik, Religion und Kultur weniger in einem actionreichen Plot thematisiert wurden, sondern vornehmlich in ausführlichen inneren Monologen und Dialogen zum Ausdruck kamen. Durch den über die Jahre wachsenden Kultcharakter der „Dune“-Chroniken wurden natürlich auch Versuche gestartet, Herberts Visionen auf die Kinoleinwand zu bringen, doch sowohl Alejandro Jodorowskys als auch Ridley Scotts Bemühungen scheiterten in den 1970er Jahren. 
Mit David Lynch verwirklichte schließlich ein Regisseur das ambitionierte Unterfangen, der nach dem avantgardistischen Debüt mit „Eraserhead“ und dem Oscar-prämierten Drama „Der Elefantenmensch“ nicht unbedingt prädestiniert für den Job gewesen ist und dennoch ein vor allem optisch faszinierendes Werk mit schillernden Figuren schuf. 

Inhalt: 

Im Jahr 10191 wird das Universum von Imperator Shaddam IV. (José Ferrer) regiert, der Herzog Leto Atreides (Jürgen Prochnow) damit beauftragt, den Abbau der lebenswichtigen Droge Spice auf dem Wüstenplaneten Arrakis zu überwachen. Die riesigen Erntemaschinen, mit denen die bewusstseinserweiternde Droge abgebaut wird, die einen bemächtigt, mittels Gedanken durch den Raum zu reisen, drohen allerdings immer wieder von den zerstörerischen Sandwürmern verschluckt zu werden. Doch die Sandwürmer sind nicht die einzige Bedrohung, der sich der Herzog, sein Sohn Paul (Kyle MacLachlan) und seine Konkubine Jessica (Francesca Annis), Angehörige des Bene-Gesserit-Frauenordens, ausgesetzt sehen. Der sadistische und entstellte Baron Vladimir Harkonnen (Kenneth McMillan), ist seit langem mit den Atreides verfeindet, will Leto und seine Familie vernichten und die Herrschaft über Arrakis zurückzugewinnen, die er vor 80 Jahren verloren hat. Hierfür sichert er sich die Unterstützung des Imperators, der den wachsenden Einfluss Herzog Letos im Rat der Planeten sowie die immense Kampfkraft der Atreiden-Armee fürchtet. Indem Harkonnen Letos Leibarzt Dr. Yueh (Dean Stockwell) zum Verrat zwingt, werden das Schutzschild der herzoglichen Burg sabotiert und die Schallmodule zerstört, sodass die Burg der Atreiden dem Angriff Harkonnens wehrlos ausgesetzt ist. Während die Harkonnen so den Planeten Arrakis wieder unter ihre Kontrolle bringen, stirbt Leto durch Yuehs Verrat, Paul und Jessica werden betäubt, können sich aber aus der Gefangenschaft befreien. Nach ihrer Notlandung auf Arrakis treffen sie auf das blauäugige Wüstenvolk der Fremen, die in Paul den prophezeiten Mann sehen, der den Krieg beendet und sie aus der Dunkelheit in die Freiheit führt… 

Kritik: 

Eigentlich erzählt „Dune“ die ganz einfache Geschichte eines Herrschers, der einen unliebsamen Herzog mit einer wichtigen Mission auf einen Planeten schickt, um ihn dort von einem konkurrierenden Baron töten zu lassen. Doch der Sohn des getöteten Herzogs entpuppt sich als Messias, der ein unterdrücktes Volk befreit und die Herrschaft über den bekannten Weltraum übernimmt. Vergleiche zu „Star Wars“ lassen sich in dieser Kurzfassung nicht vermeiden, und tatsächlich steht der Kampf zwischen guten und bösen Mächten im Weltraum auch bei „Dune“ im Mittelpunkt. 
Und doch geht es um mehr als Macht, Krieg, Verrat und Prophezeiungen. Lynch, der selbst das Drehbuch zur Verfilmung von Herberts Sci-Fi-Klassiker schrieb, ist vor allem an den Figuren interessiert gewesen, deren Motivationen er nicht nur in den vielen Dialogen, sondern vor allem in den ungewöhnlich oft eingesetzten inneren Monologen und Gedankenblitzen erkennen lässt. Dabei lässt sich unschwer herauskristallisieren, dass es dem Imperator Shaddam IV. vor allem um die Erhaltung seiner Macht geht, der in Eintracht mit dem bösartigen Baron Harkonnen mögliche Feinde aus dem Weg räumen lässt und den Wüstenplanet und dessen Volk ausbeuten will. Der offensichtliche Bezug zur Ausbeutung der Dritten Welt durch die Industrienationen muss hier nicht näher erläutert werden. 
Trotz der an sich simplen Geschichte versteht es Lynch aber nicht, eine stimmige Erzählstruktur aufzubauen. Dazu wirkt die Zusammensetzung der Einzelteile - von der einleitenden Einführung durch die Tochter des Imperators (Virginia Madsen) über das Ränkeschmieden, die Ausbildung von Paul zum Anführer, Yuehs Verrat, die Visionen der Bene Gesserit, die Sabotageakte und die Scharmützel auf Arrakis zu unausgegoren. In dem Bemühen, möglichst viele Figuren ins Spiel zu bringen, verliert nicht nur Lynch scheinbar den Überblick, auch seinem Publikum bleiben die Protagonisten und ihre Mitstreiter überwiegend fremd. 
Einzig Newcomer Kyle MacLachlan kann sich als prophezeiter Messias wirklich profilieren und legte damit den Grundstein für die weitere Zusammenarbeit mit David Lynch bei „Blue Velvet“ und „Twin Peaks“. An seiner Seite geben sich illustre Darsteller wie Max von Sydow, Jürgen Prochnow, Brad Dourif, Sting, Patrick Stewart, Dean Stockwell, Sean Young, Virginia Madsen, José Ferrer und die beiden auch aus „Twin Peaks“ bekannten Jack Nance und Everett McGill ein buntes Stelldichein. 
Am beeindruckendsten sind allerdings die aufwendigen Sets und die Sandwürmer gelungen. In dieser Hinsicht ist Lynch und seiner Kreativ-Crew wirklich ein Meisterwerk gelungen, das von Brian Enos eindringlichen „Prophecy Theme“ und dem Score der Rock-Band Toto wunderbar musikalisch untermalt wird. 
Einziger Wermuttropfen bleibt die inkohärente Darstellung der religiösen, politischen und evolutionären Thematik, allerdings sah sich Lynch auch gezwungen, sein ursprünglich mehr als dreistündiges Werk auf etwas mehr als zwei Stunden zusammenzukürzen. Dass der Regisseur „Dune“ am Ende für die Produzenten und nicht für sich selbst machte, wie er einmal desillusioniert zu Protokoll gab, ist dem veröffentlichten Werk leider deutlich anzumerken. 

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