Das Grauen auf Black Torment

Bevor der britische Produzent Tony Tenser für die frühen Roman-Polanski-Filme „Ekel“ (1965) und „Wenn Katelbach kommt…“ (1966) verantwortlich wurde, nahm er sich mit „Das Grauen auf Black Torment“ (1964) erstmals eines Horrorfilms an. Auch wenn die Low-Budget-Produktion an den Kinokassen floppte, hatte Tenser Gefallen an dem Genre gefunden und bis Mitte der 1970er Jahre noch Werke wie „Im Banne des Dr. Montserrat“, „Der Hexenjäger“, „Die Hexe des Grafen Dracula“, „In den Krallen des Hexenjägers“ und „Nachts, wenn das Skelett erwacht“ betreut. Auch Regisseur Robert Hartford-Davis hatte mit „The Black Torment“ seinen Einstand im Gruselfach. 

Inhalt: 

Nach den Flitterwochen, die Sir Richard Fordyke (John Turner) mit seiner zweiten Ehefrau Elizabeth (Heather Sears) in London verbracht hat, kehrt er mit ihr in der Kutsche nach Hause zurück. Für das letzte Stück zum höher gelegenen Familiensitz Schloss Fordyke braucht es neue Pferde, doch der Schmied im nahegelegenen Dorf begegnet dem Adligen mit purem Hass. Wie Fordyke später erfahren soll, wird er verdächtigt, die Tochter eines seiner Schäfer vergewaltigt zu haben, denn bevor sie ihren Verletzungen erlegen ist, konnte sie noch Fordykes Namen flüstern. Dass Fordyke die ihm vorgeworfene Tat nicht begangen haben kann, da er sich auswärts aufhielt, interessiert die aufgebrachte Dorfgemeinschaft kaum. Ebenso mysteriös sind die Berichte, nach denen Fordykes erste Frau, die vor fünf Jahren bei einem Sturz ums Leben kam, ebenfalls gesichtet worden sei. 
Währenddessen lebt sich Elizabeth auf dem Schloss ein, versucht sich bei ihrem Schwiegervater Sir Giles Fordyke (Joseph Tomelty) beliebt zu machen, der nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt und sich nur noch mit Gebärdensprache verständigen kann, freundet sich mit Richards Schwägerin Diane (Ann Lynn) an und lernt auch Richards guten Freund Seymour (Peter Arne) kennen. Als sich Elizabeth mit der Ahnengalerie der Fordykes auseinandersetzt, wundert sie sich, warum alle männlichen Vorfahren von Richard den Namen Giles trugen. Als Richard dem Phänomen durch einen Blick in die Familienbibel auf den Grund gehen will, muss er feststellen, dass sie verschwunden zu sein scheint. Die zunehmend merkwürdigen Ereignisse auf dem Schloss lassen Sir Richard langsam an seinem Verstand zweifeln. Schließlich litt bereits sein Großvater an Schizophrenie … 

Kritik: 

Regisseur Robert Hartford-Davis arbeitete mit den beiden Drehbuchautoren Derek Ford und Donald Ford bereits an dem Teenager-Drama „The Yellow Teddy Bears“ (1963) und der romantischen Musical-Komödie „Saturday Night Out“ (1964) zusammen, bevor er mit „Das Grauen von Black Torment“ erneut das Genre wechselte und erstmals in einer etwas größeren Low-Budget-Produktion Regie führen durfte. Tenser, der mit Michael Klinger zunächst Ende der 1950er Jahre den „Compton Cinema Club“ gründete, in dem sie von der Zensur-Behörde BBFC nicht freigegebene Filme zeigten, dann die Produktionsfirma Compton Films, schwebte für „The Black Torment“ ein Gruselfilm im Stil von Riccardo Fredas „L’orrible Segreto del Dottor Hichcock“ (1962) und „Lo Spettro“ (1963) vor, allerdings fiel das Endergebnis recht zahm aus. 
Dabei konnte er mit Heather Sears („Esther Costello“, „Der Weg nach oben“) und John Turner („Mein Freund, der Diamanten Joe“) auf zwei gut miteinander harmonierende Darsteller bauen, die der rätselhaften Familiengeschichte Glaubwürdigkeit vermitteln. Doch mehr als die Darsteller tragen vor allem der im 18. Jahrhundert angesiedelte Gruselkrimi die schicke Ausstattung und das wunderbar in Szene gesetzte Ambiente des Schlosses zum Unterhaltungswert des Films bei. In den farbenprächtigen Dekors des Familiensitzes hat der Film seine stärksten Momente, auch wenn die Geschichte an sich wenig spektakulär und vorhersehbar erzählt wird und zum Ende erst durch einen recht konstruiert wirkenden Kampf mit dem Degen etwas Tempo und Spannung gewinnt. Das altmodische Gruselfilmchen hat die Zeit zwar gut überstanden, kommt aber nicht über das Genre-Mittelmaß hinaus.  

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