Sherlock Holmes und das Halsband des Todes

Die britische Produktionsfirma Hammer Films hatte Ende der 1950er Jahre gerade mit ihren farbigen Remakes von Grusel-Klassikern wie „Dracula“, „Frankenstein“ und „Die Mumie“ aus den 1930er Jahren an Fahrt aufgenommen, als sich Regisseur Terence Fisher 1959 einer der berühmtesten Sherlock-Holmes-Geschichten annahm: „Der Hund von Baskerville“. Aus der geplanten Serie mit Peter Cushing als Sherlock Holmes wurde leider nichts, in dem einzigen Sherlock-Holmes-Film von Hammer spielte aber auch Cushings langjähriger Leinwandpartner und Freund Christopher Lee mit. Der hatte wiederum 1962 die Möglichkeit, bei dem deutschen Produzenten Artur Brauner den berühmtesten Detektiv zu verkörpern, doch fiel „Sherlock Holmes und das Halsband des Todes“ im Vergleich zu den populären Edgar-Wallace- und „Dr. Mabuse“-Filmen zu unspektakulär aus, um weitere Filme zu Sir Arthur Conan Doyles Figur nachfolgen zu lassen. 

Inhalt: 

Zusammen mit seinem Spitzel beobachtet der als Hafenarbeiter verkleidete Sherlock Holmes (Christopher Lee) am Londoner Hafen die Ankunft eines Schiffes aus Bengali, wobei Prof. James Moriarty (Hans Söhnker) kurz Kontakt zu einem der Matrosen am Pier hat, bevor er mit seinem Charles (Leon Askin) wieder davonfährt. Während der Spitzel mit dem Fahrrad die Verfolgung des Wagens aufnimmt, kehrt Holmes in die Baker Street zurück. Als abends auf den Treppenstufen vor dem Haus Holmes‘ Spitzel mit einem Messer im Rücken zusammenbricht, kann er in der Gegenwart von Holmes und Dr. Watson (Thorley Walters) nur noch das Wort „Hase“ flüstern und mit den Händen einen mit den Flügeln flatternden Vogel darstellen, bevor er stirbt. Holmes folgert, dass sein Spitzel die Kneipe „Hase & Adler“ gemeint haben muss, woraufhin die beiden Ermittler der Schenke einen Besuch abstatten und Moriartys Chauffeur mit dem Wirt sprechen sehen. Holmes vermutet, dass Moriarty für den Mord an seinem Spitzel verantwortlich ist, kann Inspektor Cooper (Hans Nielsen) von Scotland Yard aber nicht überzeugen. Schließlich steht der berühmte Archäologe kurz davor, von der Queen geadelt zu werden. 
Holmes vermutet außerdem, dass Moriarty mit dem Verschwinden der wertvollen Halskette von Kleopatra zu tun hat, die vor Jahren in Ägypten verschwunden ist. Als sie dazu Moriartys früheren Expeditions-Kollegen Peter Blackburn (Wolfgang Lukschy) befragen wollen, der die Kette damals gestohlen haben soll, kommen sie zu spät. Der verängstigte und zurückgezogen mit seiner Frau Ellen (Senta Berger) auf seinem herrschaftlichen Anwesen lebende Blackburn wird von Ellens Liebhaber Paul King (Ivan Desny) ermordet aufgefunden … 

Kritik: 

Es weht ein wenig internationales Flair durch diese deutsche Produktion, mit der sich Artur Brauners Hoffnung leider nicht erfüllte, neben den populären Edgar-Wallace- und „Dr. Mabuse“-Filmen eine weitere Erfolgsreihe zu etablieren. Dabei standen die Vorzeichen recht gut. Brauner konnte nicht nur den durch die Hammer-Produktionen „Dracula“, „Die Rache der Pharaonen“ und „Frankensteins Fluch“ bekannten Mimen Christopher Lee für die Hauptrolle des Sherlock Holmes, sondern auch den dazugehörigen Regisseur Terence Fisher gewinnen. An seiner Seite überzeugt auch sein britischer Kollege Thorley Walters („16 Uhr 50 ab Paddington“, „Frankenstein schuf ein Weib“) als Dr. Watson. Allerdings hat es das charmante Duo schwer, in der behäbigen Inszenierung Glanzpunkte zu setzen. Dafür bietet das Drehbuch des an sich versierten Genre-Autors Curt Siodmak („Der Wolfsmensch“, „Ich folgte einem Zombie“, „Der Unsichtbare kehrt zurück“) zu wenig spektakuläre Wendungen oder auch nur simple Spannungsmomente. Fisher und sein ebenfalls großartiger Kameramann Richard Angst („Spione unter sich“, „Der schwarze Abt“) verstehen es zwar, die in London und Dublin entstandenen Außenaufnahmen schön britisch aussehen zu lassen, doch der nur rudimentären Handlung vermögen sie weder Tempo noch Spannung zu verleihen. 
Darüber hinaus können auch nur die wenigsten deutschen Darsteller mit den beiden Briten mithalten, das gilt für Hans Söhnker („Der Hund von Blackwood Castle“, „Der Mustergatte“) als wenn auch nicht allzu großer Bösewicht Moriarty und für Hans Nielsen („Titanic“, „Der Schatz der Azteken“) als Inspektor Cooper, doch ansonsten bleiben die Darsteller recht blass, allen voran Ivan Desny und Senta Berger als heimliches Liebespaar. So ist ein ganz ansehnlicher, aber unaufgeregter Krimi entstanden, der zu den schwächeren Sherlock-Holmes-Verfilmungen zählt.  

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