Baron Blood

Nach seinen wegweisenden ersten Horrorfilmen zu Beginn der 1960er Jahre - „Die Stunde, wenn Dracula kommt“, „Die drei Gesichter der Furcht“, „Der Dämon und die Jungfrau“ und „Blutige Seide“ - hat sich der italienische Drehbuchautor, Kameramann, Special-Effects-Spezi und Regisseur Maria Bava auch in Genres wie dem Italo-Western, der Abenteuer-Komödie oder Sciene-Fiction-Horror versucht, doch seine eigene Handschrift konnte er nach wie vor im Horror-Genre hinterlassen. In den 1970er Jahren knüpfte er mit „Red Wedding Night“ und „Im Blutrausch des Satans“ wieder an seine frühen Erfolge und Markenzeichen an. Mit dem 1972 entstandenen „Baron Blood“ inszenierte er zuweilen trashiges, letztendlich immer aber immer wieder wunderbar anzusehendes Gothic-Horror-Filmchen, in dem Elke Sommer in ständig wechselnden adretten Kostümen die Scream Queen mimen durfte. 

Inhalt: 

Um ein wenig Abstand von seinem anstrengenden Medizinstudium zu gewinnen und auszuspannen, reist der US-Amerikaner Peter Kleist (Antonio Cantafora) nach Wien, um seinen Onkel Dr. Karl Hummel (Mario Girotti) zu besuchen und etwas mehr über die Familiengeschichte zu erfahren. Denn mit Otto von Kleist weist Peter einen Mann in seiner Ahnengalerie auf, der als Blutbaron bekannt geworden war und seine helle Freude daran hatte, vermeintliche Hexen und andere Opfer in seinem Schloss zu foltern und aufzuhängen bzw. an einem Pfahl auf dem Dach aufzuspießen. Nun ist das Bauwerk als „Schloss des Teufels“ eine beliebte Touristenattraktion geworden, das allerdings zum Verkauf steht. Hier ist die attraktive Architekturstudentin Eva Arnold (Elke Sommer) gerade dabei, umfangreiche Renovierungen zu planen. Fasziniert lässt sich Peter von seinem Onkel die Geschichte rund um das Schloss und den Blutbaron erzählen, von dem die Einheimischen glauben, dass dieser noch immer sein Unwesen im Schloss treibt. Schließlich soll er kurz vor seinem Ableben von einer Hexe zum ewigen Leben verflucht worden sein. Als Eva eine alte Handschrift mit einer Beschwörungsformel findet, machen sich Peter und Eva den Spaß, den Blutbaron wieder zum Leben zu erwecken – mit fürchterlichen Folgen. Peters grimmiger Vorfahre lässt sich nicht zweimal bitten, sucht einen Chirurgen auf, ohne dessen Hilfe in Anspruch zu nehmen, sein verbranntes Gesicht wieder herzustellen, sondern setzt sein mörderisches Treiben einfach fort. Aus dem Nichts taucht zudem der an den Rollstuhl gefesselte Amerikaner Alfred Becker (Joseph Cotten) auf, der das Schloss gekauft hat. Hummel, Peter und Eva suchen das bekannte Medium Christina Hoffmann (Rada Rassimov) auf, um den Fluch des Blutbarons wieder zu beenden. Dabei kommt ihnen unerwartet Hummels Tochter Gretchen (Nicoletta Elmi) zur Hilfe … 

Kritik: 

Bava und der amerikanische Produzent Alfredo Leone wollten sich dem allgemeinen Trend anschließen, vertraute Horrorthemen in die Gegenwart zu transportieren, wie es Anfang der 1970er mit Filmen wie „Dracula jagt Frankenstein“, „Nacht der Vampire“ und „Dracula jagt Mini-Mädchen“ vorgemacht hatten. Als Kulisse fanden sie ein zwanzig Kilometer von Wien gelegenes Schloss, das auch noch mit allerlei wertvollen Antiquitäten bestückt war. Nachdem Leone vergeblich versucht hatte, Vincent Price und Ray Milland als zugträchtigen Namen für das Projekt zu gewinnen, nahm schließlich Joseph Cotten („Der dritte Mann“, „Citizen Kane“) die Rolle des mysteriösen Schloss-Käufers an, wobei er von Massimo Girotti („Teorema“, „Medea“) auf europäischer Seite unterstützt wurde. Doch der eigentliche Hauptdarsteller ist letztlich das Schloss, das Bava in seiner vollendeten Meisterschaft wunderbar in Szene gesetzt hat. 
Wie gewohnt ließ er virtuos die Kamera über Dekors und Darsteller schweifen, setzte stimmungsvoll Farben und Beleuchtung ein, so dass der Eindruck entsteht, dass sich die Darsteller eher wie Getriebene durch die Szenen und Gemäuer bewegen. Innerhalb des Ensembles sind es allerdings weniger die populären Namen, die dem Film ihren Stempel aufdrückten, sondern vor allem die beiden Damen Elke Sommer (mit der Bava anschließend auch den weitaus besseren Film „Lisa und der Teufel“ realisierte) als junge Architektin mit ausgefallenem Modegeschmack und Rada Rassimov als Medium, das das Publikum in seinen Bann zu ziehen versteht. 
Bei all den filmischen Kunststückchen, die von Stelvio Ciprianis jazzigen Score wunderbar zeitgemäß untermalt wurden, fallen die an sich unspektakuläre und arg vorhersehbare Geschichte sowie diverse trashige Elemente nicht allzu negativ ins Gewicht.Die US-amerikanische Version wurde um einige Minuten gekürzt, Ciprianis Score durch eine Komposition von Les Baxter ersetzt. 

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