Don't Look Up

Mit der Börsen-Satire „The Big Short“ hat Drehbuchautor, Produzent und Regisseur Adam McKay 2015 gleich fünf Oscar-Nominierungen einheimsen können und davon letztlich einen Oscar für das beste Drehbuch mit nach Hause genommen. Seine nachfolgende Politik-Komödie „Vice: Der zweite Mann“ (2018) erhielt sogar acht Academy-Award-Nominierungen, darunter jeweils für McKays Drehbuch und Regie. Dass McKays aktuelle Produktion „Don’t Look Up“ ebenso vielversprechend ins diesjährige Oscar-Rennen geht, darf als sicher gelten. Schließlich haben es sich Stars wie Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence, Meryl Streep, Jonah Hill, Cate Blanchett und Jung-Star Timothée Chalamet es sich nicht nehmen lassen, in dieser Polit-Satire herrlich überdreht mitzuwirken. Dazu lässt sich „Don’t Look Up“ wunderbar auf die derzeitige Corona-Pandemie und dem Umgang der Menschen damit übertragen. 

Inhalt: 

Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence), eine Doktorandin in Astronomie an der Michigan State University, berichtet ihrem Astronomie-Professor, Dr. Randall Mindy (Leonardo DiCaprio), aufgeregt von ihrer Entdeckung eines Kometen. Die Freude über die Entdeckung weicht purem Entsetzen, als Mindys Berechnungen der Flugbahn des Kometen ergeben, dass dieser fünf bis zehn Kilometer große Koloss in sechs Monaten und vierzehn Tage auf die Erde trifft und dort alles Leben auswischen wird. Als sie Dr. Teddy Oglethorpe (Rob Morgan), den Vorsitzenden der „planetary defense“-Organisation der NASA, über ihre Entdeckung und deren Konsequenzen informieren, werden sie umgehend im Weißen Haus vorstellig, um die Präsidentin Janie Orlean (Meryl Streep) zu informieren. Das US-amerikanische Staatsoberhaupt, das die Wissenschaftler ewig im Gang warten lässt, ist allerdings mit Problemen rund um ihren Kandidaten für den Obersten Gerichtshof beschäftigt und sorgt sich, dass die Nachricht von einem alles auslöschenden Kometen sich eher ungünstig auf die bevorstehenden Halbzeitwahlen auswirken könnte, weshalb sie anordnet, „Ruhe zu bewahren“ und zu „sondieren“. 
Entsetzt sehen sich Dibiasky und Mindy gezwungen, trotz Geheimhaltungsvereinbarung an die Öffentlichkeit zu gehen. Zwar bekommen sie Sendezeit in der Nachrichten-Show von Brie Evantee (Cate Blanchett) und Jack Bremmer (Tyler Perry), doch die Publikums-Resonanz fällt ernüchternd aus. Während Mindy als Sex-Symbol Furore macht, wird Dibiasky als hysterische Zicke abgestempelt, die fortan als Kassiererin arbeiten muss. Erst als die Präsidentin in einen Sex-Skandal verwickelt wird, lenken sie und ihr Sohn Jason (Jonah Hill), der als ihr Stabschef fungiert, wieder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf den Kometen. Als Rettungsmission sollen verschiedene Atombomben den Kometen zerstören, doch wird das Projekt direkt nach den Raketenstarts abgebrochen, da Peter Isherwell (Mark Rylance), schwerreicher CEO des großen Technologiekonzerns Bash, die auf der Erde seltenen Rohstoffe des Kometen abbauen möchte … 

Kritik: 

Auch wenn die Corona-Pandemie noch überhaupt kein Thema war, als Adam McKay im Herbst 2019 sein Projekt „Don’t Look Up“ ankündigte, lassen sich nach kurzer Zeit die Parallelen zwischen der aktuellen weltweiten pandemischen Lage und dem drohenden Kometenaufprall in McKays Politik-, Medien- und Gesellschafts-Satire leicht ausmachen. Es ist vor allem der Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, die von der Politik und den Medien nur so angenommen werden, wie sie gerade in das Konzept passen. Während die herrlich überdreht agierende Meryl Streep als Präsidentin nur im Blick hat, wie sich bestimmte Ereignisse auf ihre Umfragewerte und die bevorstehenden Wahlen auswirken, ist das TV-Moderatoren-Duo nur an unterhaltsamen Nachrichten interessiert. Was ihnen die beiden Astronomen da auftischen, ist weder witzig noch sexy, also wird das Thema schnell abgehakt. Der Professor ist aber immerhin sexy genug, um sich auf eine Affäre mit der wasserstoffblonden Moderatorin einzulassen und seine Frau und beiden Söhne im Stich zu lassen. Während die Präsidentin unübersehbar eine Persiflage auf Donald Trump darstellt, ist der blöde mit seinen überkronten Zähnen lächelnden CEO Isherwell an Größen wie Steve Jobs, Bill Gates und Alan Musk angelehnt. Zwar droht der gesamten Weltbevölkerung der Exodus, aber vorher greifen wir noch die wertvollen seltenen Erden des Kometen ab. Mit knapp 140 Minuten ist diese vielschichtige Satire manchmal etwas lang, bleibt eher bei den Machern und Manipulatoren, während die Reaktionen der einfachen Bevölkerung nur am Rande thematisiert werden. Trotzdem wird wunderbar deutlich, wie Politik und Medien geschickt die Wahrnehmung der Menschen steuern. 
Die wunderbar aufgelegten, in ihren Outfits und Maskierungen oft kaum wiederzuerkennenden Stars machen „Don’t Look Up“ zu einem durchweg amüsanten Erlebnis, wobei der Film zum Ende hin aber auch eine melodramatische, wenn auch vorhersehbare Wendung nimmt. Die wunderbare Kameraarbeit von Linus Sandgren („American Hustle“, „James Bond 007: Keine Zeit zu sterben“) und die zurückhaltende Musik von Nicholas Britell („The Big Short“, „Respect“) sind dabei genauso bemerkenswert wie die Darstellerleistungen und die peppige Inszenierung.  

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