Little Women (2019)

Nachdem sich die mittlerweile 39-jährige US-amerikanische Schauspielerin Greta Gerwig mit großartigen Auftritten in Filmen wie „Greenberg“ (2010), Woody Allens „To Rome with Love“, „Lola gegen den Rest der Welt“ und „Frances Ha“ (alle 2012) einen Namen gemacht hatte, überzeugte sie auch in ihrem Solo-Regiedebüt „Lady Bird“ (2017), das gleich für fünf Oscars nominiert wurde. Nach diesem sehr persönlichen Projekt nahm sich die ambitionierte Gerwig zwei Jahre später der Adaption des bereits mehrfach verfilmten Kinderbuchklassikers „Little Women“ von Louisa May Alcott aus dem Jahre 1869 an, der eindrucksvoll unterstreicht, dass Gerwig als Drehbuchautorin und Regisseurin auch hinter der Kamera brilliert. 

Inhalt: 

Während ihr Vater (Bob Odenkirk) im Bürgerkrieg gegen die Sklaverei kämpft, sind die vier March-Schwestern Meg (Emma Watson), Jo (Saoirse Ronan), Beth (Eliza Scanlen) und Amy (Florence Pugh) schwer damit beschäftigt, mit ihrer wohltätigen und fürsorglichen Mutter Marmee (Laura Dern) über die Runden zu kommen und nebenbei auch noch Gutes für die weniger Privilegierten zu tun. Obwohl ihre reiche, alleinstehende Tante (Meryl Streep) die Mädchen dazu animiert, in eine möglichst wohlhabende Familie einzuheiraten, sind die vier unterschiedlichen, aber jeweils musisch begabten Schwestern eher damit beschäftigt, ihren eigenen Weg zu gehen und aus den starren Geschlechterrollen auszubrechen. Allein die schauspielerisch begabte Meg fügt sich in der vorherrschende Rollenbild der Mutter und Gemahlin, heiratet den mittellosen Lehrer John Brooke (James Norton), beklagt aber, dass sie sich nicht all die schönen Dinge leisten kann, die sie sich wünscht. 
Dagegen versucht die selbstbewusste Jo, ihre Geschichten an den Verleger Mr. Dashwood (Tracy Letts) zu verkaufen, um so zum Lebensunterhalt ihrer Familie beizutragen. Sie denkt nicht daran, sich auf eine Liebesbeziehung mit dem charismatischen Nachbarsjungen Laurie (Timothée Chalamet) oder ihren kritischen Freund Friedrich Bhaer (Louis Garrel) einzulassen, während sich Amy, die ihre Künste in der Malerei gern mit Tante Marchs Hilfe in Frankreich vervollkommnen möchte, in Laurie verliebt, der aber nur Jo im Sinn hat. Beth dagegen ist eine talentierte Pianistin, die gern die Einladung von Lauries Vater (Chris Cooper) annimmt, auf dem ungenutzten Piano in seinem nahezu leerstehenden Herrenhaus zu spielen. Als Beth schwer erkrankt, kehren die in alle Winde verstreuten Schwestern nach Hause zurück … 

Kritik: 

Nachdem der bereits 150 Jahre alte Entwicklungsroman „Little Women“ u.a. 1949 als „Kleine tapfere Jo“ mit Elizabeth Taylor und 1994 als „Betty und ihre Schwestern“ mit Winona Ryder verfilmt worden war, schafft es Gerwig, mit ihrem eigenen Drehbuch doch noch andere Schwerpunkte zu setzen. Das erreicht sie bereits durch den ständigen Wechsel der Zeitebenen, der zum einen die Entwicklung der jungen Frauen und ihren Talenten sowie ihren Zusammenhalt während der Abwesenheit ihres Vaters thematisiert, um dann sieben Jahre später mehr auf die Einzelschicksale der Frauen einzugehen, auf Jos berufliche Karriere in New York, wo sie sowohl als Schriftstellerin mit ganz und gar unromantischen Geschichten und Privatlehrerin Fuß zu fassen versucht, während Meg als Ehefrau und zweifache Mutter unter den ärmlichen Verhältnissen leidet und Amy in Paris an ihrer Malerei arbeitet und dabei zufällig Laurie über den Weg läuft, der nach seiner Abfuhr durch Jo dem zügellosen Leben in der High Society frönt. 
Gerwig kann dabei auf ein wundervolles Ensemble bauen, mit dem teilweise schon erfolgreich bei ihrem Regiedebüt „Lady Bird“ zusammengearbeitet hat, darunter die beiden Hauptdarsteller Saoirse Ronan („Wer ist Hanna?“, „Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten“) und Timothée Chalamet („Call Me by Your Name“, „Beautiful Boy“). Gerwig betont in ihrer Adaption des vor allem für Mädchen gedachten Kinderbuch-Klassikers sowohl die feministischen als auch individuellen Aspekte der Entwicklung der vier bezaubernden March-Schwestern, wobei wirklich jede Darstellerin das Optimum aus ihrer Rolle herausholt. Dazu bringt Gerwig einen herzerwärmenden Humor und unkitschige Romantik in ihre Geschichte, die „Little Women“ zu einem Hochgenuss machen. Das spiegelt sich auf filmtechnischer Ebene sowohl in den Oscar-prämierten Kostümen, den warmen Bildern von Yorick Le Saux („Only Lovers Left Alive“) und dem zurückhaltenden Piano-Score von Alexandre Desplat („Grand Budapest Hotel“, „Moonrise Kingdom“) wider.  

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