Das Unheimliche

Nachdem die britische Horrorschmiede Hammer Films Mitte der 1970er Jahre ihre Pforten schloss, musste sich das „Stamm“-Personal – so auch die oft eingesetzten Hauptdarsteller Christopher Lee und Peter Cushing – neue Projekte außerhalb der bewährten Strukturen suchen. Für die an sich rein kanadische Produktion „The Uncanny“ (1977) wollten sich allerdings weder Lee noch Cushing engagieren lassen. Erst als Cushing erfuhr, dass der ehemalige Amicus-Produzent Milton Subotsky hinter dem Projekt stand, übernahm er die Rolle eines neurotischen Schriftstellers, der seinem Verleger ein Buch mit einer gewagten These ans Herz legen will. 

Inhalt:

Der auf okkulte Themen spezialisierte Schriftsteller Wilbur Gray (Peter Cushing) besucht eines Abends seinen skeptischen Herausgeber Frank Richards (Ray Milland) und will ihm sein neustes Werk anpreisen, in dem er seiner Überzeugung Ausdruck verleiht, dass nicht der Mensch über alle anderen Lebewesen auf der Erde herrscht, sondern umgekehrt die Katzen bösartige Kreaturen sind, die die Menschheit unterjochen wollen. Zur Untermauerung seiner These legt Gray dem kritischen Verleger, der selbst eine weiße Katze besitzt, drei bekannte Geschichten mit ungeklärten Todesfällen vor, für die er Beweise vorzulegen glaubt, die seine Theorien bestätigen. In der ersten Geschichte, die in London im Jahr 1912 spielt, lässt die kränkelnde Miss Malkin (Joan Greenwood) durch ihren Anwalt Wallace (Roland Culver) ihr Testament ändern, nachdem ihr nichtsnutziger Neffe Michael (Simon Williams) sich bei ihren bisherigen Zuwendungen nicht besonders dankbar gezeigt hatte. Stattdessen vermacht sie ihr Vermögen ihren vielen Katzen. Michael versucht durch das Dienstmädchen seiner Tante, Janet (Susan Penhaligon), das geänderte Testament zu vernichten, doch da macht das räuberische Paar die Rechnung ohne die Katzen … 
Anno 1975 wird die junge Lucy (Katrina Holden Bronson) nach dem Tod ihrer Eltern zur Familie ihrer Tante Mrs. Blake (Alexandra Stewart) in der Provinz Quebec gebracht, wo sie mit ihrem schwarzen Kater Wellington vor allem bei ihrer Stiefschwester Angela (Chloe Franks) Begehrlichkeiten hervorruft. Da sie selbst keine Katze haben darf, versucht sie, Lucy den Kater abspenstig zu machen, und als das nicht klappt, greift sie zu drastischeren Methoden. Doch mit der okkulten Literatur, die sie von ihrer Mom geerbt hat, weiß sich Lucy gekonnt zur Wehr zu setzen … 
In der letzten Episode manipuliert der Schauspieler Valentine De’ath (Donald Pleasence) beim Dreh eines Horrorfilms das Schwingpendel so, dass seine Frau dabei getötet wird, so dass er mit seiner Geliebten Edina (Samantha Eggar) zusammenleben kann, die er praktischerweise bei seinem Produzenten Pomeroy (John Vernon) gleich als Ersatz für die Rolle seiner Frau unterbringen kann. Doch die Katze seiner verstorbenen Frau durchkreuzt die Pläne der Turteltauben … 

Kritik: 

Nachdem Subotsky bereits bei der auf Episodenhorror spezialisierten Produktionsfirma Amicus eine Katzenepisode bei „Der Foltergarten des Dr. Diabolo“ unterbringen konnte und diese Art von Tierhorror seit Edgar G. Ulmers „Die schwarze Katze“ (1934) und Jacques Tourneurs „Katzenmenschen“ (1942) eine lange Tradition aufweist, stieß er 1972 auf die Geschichtensammlung „Beware of the Cat“, in der der Autor Michael Parry vierzehn klassische Katzen-Horror-Geschichten von Schriftstellern wie H.P. Lovecraft und Ambrose Bierce versammelte. Auf diesem Konzept beruhend sollten zunächst fünf Geschichten daraus für ein Filmprojekt mit dem Titel „Find that Lady“ ausgewählt werden, am Ende wurden es drei, die allerdings kaum zu fesseln vermögen. 
Dabei machen der fein animierte Vorspann und die Rahmenhandlung mit den beiden gestandenen Herren des Horror-Kinos Ray Milland („Der Mann mit den Röntgenaugen“, „Lebendig begraben“) und Peter Cushing („Dracula“, „Frankensteins Fluch“) neugierig, führen das übergreifende Katzen-Thema stimmungsvoll ein. Doch die einzelnen Geschichten mit rächenden und bösartigen Katzen nehmen jeweils schnell einen vorhersehbaren Verlauf, sorgen nur mit viel leuchtendem Kunstblut für vermeintliche Gruselstimmung, wobei die zweite Episode mit einem Mädchen, das sich okkulter Rituale bedient, um die ärgerliche Stiefschwester loszuwerden, nicht nur schlecht gespielt ist, sondern auch absolut unglaubwürdig ist. 
Die dritte Geschichte mit einem herrlich diabolisch aufspielenden Donald Pleasence („Halloween“, „James Bond 007 – Man lebt nur zweimal“) stellt mit Abstand die beste Geschichte dar, obwohl auch sie teilweise miserabel gespielt ist. So bietet „Das Unheimliche“ halbwegs unterhaltsame Grusel-Unterhaltung mit teils prominenten Genre-Darstellern, aber wenig Nervenkitzel und Atmosphäre. 

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