Frank Patch – Deine Stunden sind gezählt

Das Pseudonym Alan Smithee taucht in den Credits immer dann auf, wenn ein Regisseur sich nicht mehr mit dem Werk identifiziert, das nach der Postproduktion in die Lichtspielhäuser kommt. Im Laufe ihrer Karriere haben auch so illustre Filmemacher wie David Lynch (für die dreistündige Fernsehfassung von „Der Wüstenplanet“), Dennis Hopper („Catchfire“) und Sidney Lumet („Tödliche Fragen“) von diesem Recht Gebrauch gemacht. Das erste Mal wurde das Pseudonym Alan Smithee allerdings in dem 1969 entstandenen Western „Frank Patch – Deine Stunden sind gezählt“ verwendet, nachdem sich Regisseur Robert Totten mit Hauptdarsteller Richard Widmark überworfen hatte und Don Siegel für ihn übernahm. 

Inhalt: 

In der kleinen Stadt Cottonwood Springs sind die Bürger alles andere als zufrieden mit der Amtsführung ihres Marshals Frank Patch (Richard Widmark). Zwölf Menschen hat er während seiner Dienstzeit bereits erschossen. Als er den betrunkenen Luke Mills (Jimmy Lydon) in Notwehr erschießt, nachdem dieser dem Marshal bei seiner abendlichen Routinerunde durch die Stadt aufgelauert hat, werden die Rufe nach dessen Absetzung immer lauter. Sowohl Andrew Oxley (Kent Smith), der Herausgeber der örtlichen Zeitung, als auch Mayor Chester Sayre (Larry Gates), der bereits mit einem Automobil unterwegs ist, setzen sich dafür ein, den Marshall zu entlassen, doch beruft dieser sich auf das Versprechen, das er damals Oxley gegeben hatte, dass er den Job so lange ausüben dürfe, wie er sich dazu fähig und willig fühle. Als Patch das Entlassungsschreiben vor den Augen der Delegation zerreißt, ist Oxley so gedemütigt, dass er Selbstmord begeht. Nun will sich nicht nur Oxleys Sohn Will (Mercer Harris) an Patch rächen, auch sonst formiert sich ein immer größerer Widerstand gegen den amtierenden Marshal. Nicht mal auf den Rat seines alten Freundes, des extra in die Stadt eingeladenen Sheriffs Lou Trinidad (John Saxon), will Patch hören. Stattdessen macht er seiner Freundin Claire Quintana (Lena Horne), Besitzerin des Bordells, einen Heiratsantrag, doch nach der Trauung beziehen die Schützen Stellung, um Patch endgültig aus dem Weg zu räumen. Da scheint nicht mal Patchs junger Gehilfe Dan Joslin (Michael McGreevey) etwas machen zu können … 

Kritik: 

Robert Totten ist in den 1960er Jahren nur als Regisseur von einzelnen Folgen der Fernsehserien „Die Leute von der Shiloh Ranch“, „Bonanza“, „Jesse James“ und „Kobra, übernehmen Sie“ in Erscheinung getreten, bevor er von Universal mit der Verfilmung von Lewis B. Pattens Roman „Death of a Gunfighter“ beauftragt wurde. Allerdings überwarf er sich bei der Umsetzung der Geschichte mit Hauptdarsteller Richard Widmark, der daraufhin seinen Freund Don Siegel ins Boot holte, um den Film fertigzustellen. Da Widmark Tottens Namen nicht in den Credits aufgeführt sehen wollte und Siegel wiederum nicht so großen Anteil an dem Film hatte, um als Regisseur genannt zu werden, einigten sich die Beteiligten auf die Verwendung des Pseudonyms Alan Smithee
„Frank Patch“ ist sicher kein großer Wurf. Der Film, der Ende des 19. Jahrhunderts spielt, macht auf eher plumpe Weise den Übergang zum neuen Jahrhundert aufmerksam. In Zeiten des Fortschritts haben die Revolverhelden des Wilden Westens ausgedient. Frank Patch steht als Symbol für die vergangene Zeit und setzt auf geradezu märtyrerische Art und Weise auf den Status quo, denn wirklich Sinn macht sein Beharren auf die Ausübung seines Jobs nicht, zumal er sich mit tödlicher Gewalt gegen seine Person auseinandersetzen muss. Neben dem Kampf auf Ehre und Gewissen spielen aber noch ein paar andere Themen hinein. So scheint der Marshal einige der schlimmsten Geheimnisse der Bürger in der Stadt zu kennen, von denen einige auch noch zum Ende hin gelüftet werden, ohne dass sie den grenzenlosen Hass der Bevölkerung dem Marshal gegenüber erklären würden. Patch ist schließlich kein skrupelloser Killer. Zwar ist er stets schnell mit der Hand an der Waffe, aber er tötet stets in Notwehr. 
Neben dieser unversöhnlichen Konfrontation zwischen Patch und den Einwohnern von Cottonwood Springs gibt es auch ein paar merkwürdig rührselige Szenen, wenn der junge Dan mit dem Marshal beispielsweise über die ihn verwirrenden Annäherungsversuche des Mädchens Hilda (Darleen Carr) spricht. Es wäre interessant zu sehen, wie der Film geworden wäre, hätte Don Siegel („Nur noch 72 Stunden“, „Dirty Harry“) von Beginn an auf dem Regiestuhl gesessen. So lebt der Spät-Western vor allem von Richard Widmarks packender Darstellung.  

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