Der Schatz der Gehenkten

Bevor Regisseur John Sturges mit „Die glorreichen Sieben“ (1960), „Gesprengte Ketten“ (1963), „Vierzig Wagen westwärts“ (1965) und „Die fünf Geächteten“ (1967) seine Meisterschaft zementierte, hatte er schon sehenswerte Western wie „Das Geheimnis der fünf Gräber“, „Zwei rechnen ab“ und „Der letzte Zug von Gun Hill“ inszeniert. Dazu zählt auch der 1958 entstandene Western „Der Schatz der Gehenkten“, der die beiden Stars Richard Widmark und Robert Taylor erstmals gemeinsam vor die Kamera brachte. 

Inhalt: 

Während des amerikanischen Bürgerkriegs kämpften Jake Wade (Robert Taylor) und Clint Hollister (Richard Widmark) mit ein paar weiteren Männern noch Seite an Seite, allerdings nicht in Soldatenuniformen, sondern als Bande, deren Raubzüge von den Konföderierten im Süden gebilligt und von der Union im Norden gefürchtet wurden. Als bei einem Banküberfall allerdings versehentlich ein Junge getötet wurde, brach Jake mit der Bande, vergrub die erbeuteten 20.000 Dollar an einem geheimen Ort und machte Karriere als Marshal. Als sein alter Weggefährte allerdings im Knast auf seine Hinrichtung wartet, befreit er Clint, stellt ihm ein Pferd zur Verfügung, verlässt mit ihm die Stadt und weist nach einer Weile seinen alten Kumpel an, einen anderen Weg einzuschlagen. 
Nachdem Clint ihn einst auch vor dem Galgen bewahrt hat, sieht Jake seine Schuld als beglichen an und hofft, Clint nie wieder zu sehen. Zuhause versucht Jake, seine Verlobte Peggy (Patricia Owens) dazu zu bringen, mit ihm nach Kalifornien zu gehen, doch davon will er nichts hören. Clint hat währenddessen seine Kumpel Ortero (Robert Middleton), Rennie (Henry Silva), Burke (Eddie Firestone) und Wexler (DeForest Kelley) wieder zusammengetrieben und stattet Jake einen Besuch in seinem Büro ab, nachdem zwei seiner Leute bereits Peggy in ihre Gewalt gebracht haben. 
Jake soll die Truppe zu dem Ort führen, an dem er die 20.000 Dollar vergraben hat. Als sie an ihrem Ziel angekommen sind, verschanzen sie sich zunächst in einem der verfallenen Häuser der kleinen verlassenen Siedlung mitten im Nirgendwo. Doch bevor Jake seinem Widersacher sagen kann, wo das Geld versteckt ist, greifen Indianer an, dezimieren Clints Truppe, so dass Jake die Chance sieht, sich und Peggy zu befreien, doch Clint scheint auf jede Eventualität vorbereitet zu sein … 

Kritik: 

Richard Widmark hatte mit Regisseur John Sturges bereits an „Das Geheimnis der fünf Gräber“ (1956) zusammengearbeitet und präsentierte sich zwei Jahre später in der Verfilmung von Marvin H. Alberts Erzählung „The Law and Jake Wade“ ausnahmsweise in der Rolle des Bösewichts. Die Story über die Suche nach einem vergrabenen Schatz, dessen Ort nur einer der Beteiligten kennt, ist an sich wenig originell und bietet erst zum Finale hin überschaubare Action. 
Die Stärke des Films liegt vor allem in dem psychologischen Duell zwischen den beiden ehemaligen Weggefährten bei der Südstaaten-Miliz. Es ist zugleich ein Aufeinandertreffen der räuberischen Einstellung im Wilden Westen, in dem das Recht der Stärke regiert, und der Zivilisation, die auf demokratrische Prinzipien wie Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit aufgebaut ist. Das vornehmlich moralische Rechtsempfinden lässt den Gesetzeshüter Jake seinen im Gefängnis auf die Hinrichtung wartenden Ex-Kumpel Clint befreien, wofür er selbst das Gesetz bricht, aber nur so hat er das Gefühl, Clint nichts mehr schuldig zu sein. 
Auf der anderen Seite ist Clint durchaus neidisch auf das, was Jake in seinem Leben erreicht hat, einen geachteten Job, eine hübsche Frau und ein gemütliches Heim. In der gut herausgearbeiteten Gegenüberstellung der Lebensentwürfe eines rastlosen Outlaws und eines geläuterten Marshals weist „Der Schatz der Gehenkten“ seine größten Stärken auf, wobei das Psycho-Duell von Richard Widmark („Garten des Bösen“, „Alamo“) und Robert Taylor („Die Ritter der Tafelrunde“, „Quo Vadis“) hervorragend gespielt wird. Patricia Owens („Die Fliege“, „Sayonara“) bleibt als Jakes Frau recht blass, aber sind Clints Kumpane gut besetzt und können den einen oder anderen Akzent setzen. Die stilsichere Inszenierung und die schönen CinemaScope-Landschaften tragen ebenfalls dazu bei, den etwas unbekannteren Sturges-Western sehenswert zu machen.  

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