Trommeln des Todes
Der argentinische Filmemacher Hugo Fregonese lieferte nach vier Filmen in der Heimat im Jahr 1950 mit dem Film noir „One Way Street“ (mit James Mason in der Hauptrolle) sein Hollywood-Debüt ab und verlegte sich zunächst auf das Western-Genre. In diesem Zuge entstand 1951 der vom prominenten Val Lewton produzierte Western „Trommeln des Todes“ mit Stephen McNally und Willard Parker in den Hauptrollen.
Der temperamentvolle Spieler Sam Leeds (Stephen McNally) soll nach dem Willen von Bürgermeister Joe Madden (Willard Parker) die kleine texanische Grenzstadt Spanish Boot bis zum Mittag verlassen, in der Leeds gerade einen Mann in Notwehr erschossen hat. Madden will damit nicht nur Frieden in die Kleinstadt bringen, sondern vor allem seinen Konkurrenten um die Gunst der hübschen Sally (Coleen Gray) loswerden. Bevor Leeds sich auf den Weg macht, hat die örtliche Puffmutter ihren Laden verkauft und mit ihren Mädchen in einer Kutsche die Stadt verlassen. Als Leeds ebenfalls ihren Weg einschlägt, stößt er in den Bergen auf die zerstörte, von den Leichen der Frauen umgebene Kutsche. Vom skalpierten Kutscher erfährt er gerade noch, dass die Mescalero Apachen für den Überfall verantwortlich sind.
Leeds warnt nach seiner Rückkehr die Bürger der Stadt, doch will ihm niemand glauben. Erst als die Indianer tatsächlich die Stadt angreifen und das Wasser vergiften, beginnt sich die Front gegen Leeds aufzulösen. Er erklärt sich bereit, mit einer kleinen Abordnung außerhalb der Stadt nach frischem Wasser zu suchen, doch wird die Truppe ebenfalls von den Apachen attackiert. Zusammen mit dem beherzten Reverend Griffin (Arthur Shields) gelingt es Leeds, die Indianer in die Flucht zu schlagen, nachdem er ihren Häuptling angeschossen hat. Als Madden mit einer Army-Patrouille den Trupp auffindet, lässt der Bürgermeister seinen Konkurrenten durch den Armee-Offizier verhaften, da dieser einem Indianer verbotenerweise Alkohol zu trinken gab.
Als die Patrouille mit der Abordnung nach Spanish Boot zurückkehrt, dauert es nicht lange, bis die Mescaleros erneut in die Stadt einfallen und die Überlebenden zwingt, sich in der Kirche zu verschanzen. Doch die hohen Fenster bieten nur den Indianern eine gute Gelegenheit, in die Kirche einzudringen. Die Hoffnung auf ein Überleben sinkt zunehmend – bis die Indianer einen Arzt verlangen, der ihren verletzten Häuptling behandeln soll …
Kritik:
Val Lewton hat für RKO einige Low-Budget-Horror-Filme wie „Katzenmenschen“, „Ich folgte einem Zombie“, „Der Leichendieb“ und „Die Todesinsel“ produziert, der Western „Trommeln des Todes“ sollte seine letzte Arbeit vor seinem Tod sein. Nach der Geschichte „Stand at Spanish Boot“ von Harry Brown inszenierte Hugo Fregonese einen knackig-kurzen Western, der zum einen von der Bedrohung eines kleinen Grenzstädtchens durch die auf dem Kriegspfad befindlichen Apachen und zum anderen von der Rivalität zwischen dem vermeintlich rechtschaffenen Bürgermeister und dem eigennützigen Spieler lebt.
Die Perspektive der Indianer wird nur im Prolog thematisiert, wenn auf ihre Not hingewiesen wird, Wasser und Nahrung in den Bergen zu finden, so dass sie sich gezwungen sehen, die von Weißen besiedelten Städte zu überfallen. Sowohl der Konflikt zwischen den Weißen und den Indianern als auch zwischen den beiden Konkurrenten um die attraktive Sally wird mit Gewalt und Macht zu lösen versucht, hier mit der Wucht der Gewehre, dort mit den Worten des Gesetzes. Dabei erscheint der Bürgermeister übertrieben hart, doch je mehr sich die Situation zuspitzt, desto mehr kommen Leeds‘ fürsorgliche, tapfere Eigenschaften ans Licht, was letztlich auch Madden überzeugt.
Dagegen wirkt Sally ungewöhnlich passiv, sieht sie sich nicht gezwungen, sich für den einen oder anderen Mann zu entscheiden. Als sich das Geschehen auf die Belagerung der Kirche konzentriert, gelingt es Fregonese, ein Höchstmaß an Spannung zu erzielen, wenn die Indianer nach und nach über die hohen Fenster einzudringen versuchen. Diese Situation dürfte auch John Carpenters „Anschlag bei Nacht“ inspiriert haben. „Trommeln des Todes“ ist zwar kein ganz großer Western, aber mit den wenigen Mitteln, die Fregonese zur Verfügung standen, hat er einen unterhaltsamen, actionreichen Western mit einem starken Finale abgeliefert.
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