Seminola

Budd Boetticher konnte Anfang der 1950er Jahre mit Western wie „Flucht vor dem Tode“, „Rivalen im Sattel“ und „Fluch der Verlorenen“ erste Lorbeeren im Genre ernten. 1953 bekam er schließlich die Möglichkeit, die beiden Hollywood-Stars Rock Hudson und Anthony Quinn in dem Western „Seminola“ vor der Kamera zu vereinen – vor der ungewöhnlichen Kulisse Floridas. 

Inhalt: 

Nach seiner erfolgreich absolvierten Offiziersausbildung wird Lt. Lance Caldwell (Rock Hudson) im Jahr 1835 nach Fort King versetzt, wo er mit seiner guten Kenntnis des Landes und der dort lebenden Seminolen als Kundschafter eingesetzt werden soll. Das gibt ihm auch die Möglichkeit, seine Jugendliebe Revere Muldon (Barbara Hale) wiederzusehen. Allerdings verlaufen weder die Vorstellung im Fort noch das Wiedersehen mit Revere ganz nach Plan. Als sich Caldwell bei Major Degan (Richard Carlson) vorstellt, nachdem er überraschenderweise von einem der sonst friedfertigen Seminolen überfallen worden war, muss er sich erst eine saubere Uniform anziehen, bevor er beim Major vorsprechen darf. Dieser entpuppt sich als überaus ehrgeiziger und vorschriftstreuer Vorgesetzter, der alles daran setzt, die Indianer in dem Sumpfgebiet zu unterwerfen, so dass der Plan der Regierung, das von den Indianern besiedelte Land als Kornkammer anzulegen, zeitnah umgesetzt werden kann. Caldwell stößt mit seinen Einwänden bei der strategischen Planung eines Überfalls mit einer kleinen Truppe auf taube Ohren. Währenddessen ist Revere mit dem Kanu zu Osceola (Anthony Quinn), Halbblut und Häuptling der Seminolen, gerudert, um ihn von den Plänen der Soldaten zu unterrichten. Sie unterhält auch eine heimliche Liaison mit dem Osceola. Während der Häuptling nach wie vor nach einer friedlichen Lösung sucht und dabei auf die Unterstützung des Stammesältesten Kulak (Ralph Moody) setzen kann, ist dessen rebellischer Sohn Kajeck (Hugh O’Brian) eher dafür, sich von den benachbarten Indianerstämmen Waffen zu besorgen, um gegen die Weißen vorzugehen. Doch bevor Revere Osceolas Nachricht an Caldwell übermitteln kann, ist dieser schon unter Major Degan mit einem Trupp in die Sümpfe gezogen, wo die Truppe nicht nur unter der Hitze, sondern auch der sumpfigen Landschaft zu leiden hat. Als die Soldaten die Siedlung der Seminolen erreichen, sind die Indianer bereits auf dem Kriegspfad … 

Kritik: 

Boettichers Western beginnt mit der Kriegsgerichtsverhandlung gegen Lt. Caldwell, der wegen Befehlsverweigerung und Mord mit einem Todesurteil rechnen muss. Die nachfolgende Geschichte wird als persönlicher Rückblick auf die Ereignisse erzählt, die Caldwell letztlich vor das Kriegsgericht gebracht haben. Allerdings wird die Geschichte nicht nur aus Caldwells Perspektive erzählt, sondern auch aus der Sicht der Seminolen. Hier hat sich Caldwells früherer Freund John Powell als Indianerhäuptling Osceola etabliert, doch wird die Freundschaft zwischen Osceola und Caldwell nicht besonders vertiefend thematisiert. Auch die Beziehung zwischen Revere und ihren beiden auf verschiedenen Seiten stehenden Verehrern bleibt recht oberflächlich. 
Letztlich konzentriert sich der Plot ganz auf die Auseinandersetzung zwischen den Weißen und den Seminolen, wobei Boetticher nach dem Skript von Charles K. Peck Jr. („Unter falscher Flagge“) sehr indianerfreundlich daherkommt und den Angriff der Soldaten auf die Seminolen ganz auf den fehlgeleiteten Ehrgeiz des Majors reduziert, gegen den weder Caldwell noch Degans langjähriger Vertrauter Sergeant Magruder (Lee Marvin) etwas ausrichten können. 
Während die Story etwas arg schlicht gestrickt ist und wenig Überraschungen bietet, überzeugen sowohl die Darsteller als auch die – künstlich im Studio nachgebaute – Sumpflandschaft in Florida. Vor allem Rock Hudson dient als aufrichtiger Soldat, der durch seine Freundschaft mit den Seminolen stets auf Kooperation und Vertrauen setzt, als perfekte Identifikationsfigur, ebenso der recht brav von Anthony Quinn („Alexis Sorbas“, „Lawrence von Arabien“) verkörperte Häuptling. Lee Marvin ist hier in einer etwas größeren Nebenrolle zu sehen, ansonsten bleiben die Figuren recht blass. Dafür setzt Boetticher immer wieder geschickt Kampfszenen ein, um das Tempo anzuziehen – bis zum versöhnlichen Finale.  

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